Architekturbiennale 2025 in Venedig: Zukunftsvisionen für eine klimagerechte Baukultur
Wie wollen wir morgen bauen? Die Architekturbiennale 2025 in Venedig gibt Antworten – mit Ideen, die Natur, Technik und Gemeinschaft vereinen. Ein Streifzug durch Visionen für die Stadt von morgen.
Vom 10. Mai bis 23. November 2025 öffnet die 19. Internationale Architekturausstellung in Venedig ihre Tore. Unter dem Titel „Intelligens. Natural. Artificial. Collective.“ lädt Kurator Carlo Ratti dazu ein, die Rolle der Architektur im Kontext von Klimawandel, Digitalisierung und gesellschaftlichem Wandel neu zu denken. Mit über 750 Teilnehmenden und mehr als 300 Projekten ist es die bislang größte Architekturbiennale. Wir werfen einen Blick auf die spannendsten Projekte.
Schwerpunkt 2025: Nachhaltigkeit, Klimaanpassung und soziale Räume
Carlo Ratti, Architekt und Direktor des Senseable City Lab am MIT, stellt die Frage, wie natürliche, künstliche und kollektive Intelligenz zusammenwirken können, um die gebaute Umwelt resilienter zu gestalten. Eine wichtige Frage – besonders in Anbetracht der Tatsache, dass 2024 weltweit das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war und sich die Anzahl der jährlichen Hitzetage immer weiter steigert.
Die Ausstellung will die Anpassungsfähigkeit der Architektur an ökologische, technologische und soziale Herausforderungen untersuchen und gleichzeitig Lösungsansätze bieten – für die Klimakrise, aber auch die Urbanisierung und soziale Ungleichheiten.
Die Hauptausstellungen finden traditionell in den Giardini und im Arsenale statt. Darüber hinaus wird die gesamte Stadt Venedig zur Bühne für zahlreiche nationale Pavillons und kollaterale Events. Die Ausstellungen sind täglich geöffnet – mit Ausnahme von Montagen.
Deutscher Pavillon macht den „STRESSTEST“
Der deutsche Pavillon in den Giardini präsentiert unter dem Titel „STRESSTEST“ eine eindrucksvolle Ausstellung, die den Klimastress in unseren Städten spürbar macht. Das Kuratorenteam, bestehend aus Elisabeth Endres, Daniele Santucci, Gabriele G. Kiefer und Nicola Borgmann, thematisiert die Auswirkungen des Klimawandels auf urbane Räume. Mit einer Inszenierung, die die Besucher physisch und emotional mit der Realität extremer Temperaturen konfrontiert, macht das Team auf die Dringlichkeit der Thematik aufmerksam und präsentiert gleichzeitig Lösungsansätze für klimaresilientes Bauen.
„Hitze in der Stadt und auf dem Land betrifft vor allem ältere und vulnerable Menschen, aber auch Kinder“ kommentiert Staatssekretärin Elisabeth Kaiser den deutschen Beitrag zur Architekturbiennale 2025 in einer Pressemitteilung. „Daher sind Maßnahmen zur Hitzevorsorge und eine angepasste bauliche Gestaltung unserer Städte und Gemeinden, wie beispielsweise durch mehr grüne und blaue Infrastrukturen, Bäume und Wasserflächen sowie Verschattungselemente und die Möglichkeit zur Speicherung und Verdunstung von wertvollem Wasser in der Stadt, Themen von höchster Aktualität.“
Neue Architekturtrends: Welche Impulse sind zu erwarten?
Mixed-Use-Gebäude, nachhaltige Baustoffe, zirkuläre Bauweisen – am Anfang des Jahres haben wir bereits einen Ausblick auf die Bautrends 2025 gegeben. Auch die Biennale ergründet diese Trends und zeigt eine Vielzahl innovativer Ansätze, von KI-generierten Entwürfen über biobasierte Materialien bis hin zu robotergestützter Fertigung.
Ein Beispiel ist das Projekt „Canal Cafe“ des US-Büros Diller Scofidio + Renfro: Eine Filteranlage pumpt Wasser aus der Lagune und leitet es durch mehrere Pflanzenfilter, um anschließend daraus Espresso zu kochen. Dieser wird direkt an die Besucher verkauft – und soll „unverwechselbar venezianisch“ schmecken. Dafür sorgt der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Koch Davide Oldani, der die sorgfältige Auswahl der Kaffeebohnen und die Feinabstimmung des Aromas vorgenommen hat. Die Mühe hat sich gelohnt: Das Projekt hat den Goldenen Löwen für den besten Einzelbeitrag erhalten.
Venedig als Kulisse und Warnung zugleich
Venedig selbst steht im Fokus der Diskussionen über den Klimawandel. Die Stadt, die zunehmend von Überschwemmungen bedroht ist, dient als Mahnmal für die Dringlichkeit klimagerechter Architektur. Die Biennale nutzt diese Kulisse, um die Herausforderungen und Chancen der Architektur im Angesicht des Klimawandels zu beleuchten.
Die Architekturbiennale 2025 bietet einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen und Zukunftsvisionen in der Architektur. Sie ist ein Muss für Fachleute und Interessierte, die sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinandersetzen möchten. Ein Besuch bietet nicht nur Inspiration, sondern auch konkrete Anregungen für die Gestaltung einer nachhaltigen und resilienten gebauten Umwelt.
