Green Cities: Die 5 grünsten und nachhaltigsten Städte der Welt
Saubere Energie, intelligente Mobilität, lokale Wasser- und Nährstoffkreisläufe, konsequentes Recycling und viel Grün: Diese Städte sind Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und lebendige Beispiele, wie Klimaschutz und Lebensqualität zusammengehen.
Wie könnten Städte die Folgen des Klimawandels abbremsen und gleichzeitig die Lebensqualität verbessern? Green City bzw. Eco-City-Initiativen sind Beispiele, wie der urbane Raum klimagerecht und gesund gestaltet werden kann. Was eine Stadt zu einer Green-City macht? Neben einem grünen Stadtbild mit vielen Parks, Erholungsgebieten und Gewässern spielen eine intelligente Planung und zukunftsweisende Stadtentwicklung eine große Rolle – allen voran der Ausbau von erneuerbaren Energien, klimaneutrale Mobilität sowie eine Kreislaufwirtschaft mit regionaler Ver- und Entsorgung, Recycling und einer drastischen Reduzierung von Abfall. Die nachhaltigsten Städte der Welt setzen viele dieser Ansätze bereits um und machen damit einen Schritt in eine grüne und umweltverträgliche Zukunft.
Hintergrund: Darum müssen Städte grüner und nachhaltiger werden
Städte nehmen nur 3 Prozent der Erdoberfläche ein, sind aber für 60 bis 80 Prozent des Energieverbrauchs und mindestens 70 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Sie sind der größte Hebel, wenn es um Klimaschutz geht. Zeitgleich müssen sie sich auf knapper werdende Ressourcen und veränderte Klimabedingungen einstellen. Flächenversiegelung und fehlende Grünflächen heizen Städte stärker auf als ländliche Gebiete und machen sie anfälliger für Extremwetterereignisse. Mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft dazu verpflichtet, die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren und allen Menschen bis 2030 ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Was das für Städte bedeutet, ist dort definiert. „Zugang zu Grünflächen“, die „Reduzierung von Umweltbelastung“ sowie „angemessener Wohnraum“ sind drei der Ziele.
Wie wird Nachhaltigkeit von Städten gemessen?
Verschiedene Rankings prüfen, wie lebenswert und zukunftsfähig die einzelnen Städte im weltweiten Vergleich sind. Eine der bekanntesten ist der Sustainable Cities Index des Planungs- und Beratungsunternehmens Arcadis, der die soziale, ökologische und wirtschaftliche Gesundheit von Städten anhand von 51 Messgrößen erfasst und in einem Ranking veröffentlicht. Die Spitzenplätze werden von den drei skandinavischen Hauptstädten Oslo, Stockholm und Kopenhagen belegt. Für Städte in Europa über 100.000 Einwohner wird jedes Jahr der European Green Capital Award vergeben, ein Ranking der EU-Kommission für höhere Umweltstandards und nachhaltige Stadtentwicklung. Stockholm war 2010 die erste Gewinner-Stadt.
Best Practice: Die 10 grünsten und nachhaltigsten Städte der Welt
Kopenhagen, Dänemark
Kopenhagen gilt als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und als eine der lebenswertesten Städte weltweit. Die dänische Hauptstadt steckt voller guter Ideen: ein Hafenbecken mit Schwimmbadqualität, Radwege, die Designpreise gewinnen, eine Müllverbrennungsanlage, auf der man Skifahren kann und ein innovatives Wasserspeichersystem („Schwammstadt“), das vor Überschwemmungen schützt. Schon seit Jahren arbeitet die dänische Hauptstadt auf Klimaneutralität hin, 2030 soll sie erreicht sein. Der überwiegende Teil der Energie wird aus erneuerbaren Quellen gewonnen, insbesondere aus Windkraft. 98 Prozent der Haushalte sind an ein hocheffizientes Fernwärmenetz angeschlossen, die Wärme kommt aus dem 2020 eröffneten Biomasseheizkraftwerk Amagerværket und ist bereits zu 80 Prozent CO₂-neutral. „Grüne“ Stadtmobilität ist das Markenzeichen Kopenhagens. Seit Jahrzehnten wird in den Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur investiert, die inzwischen richtungsweisend für andere Städte ist. Das Radwegenetz in und um Kopenhagen umfasst etwa 1.000 Kilometer. Darunter sind mehrere Radschnellwege, sogenannte Supercykelstier, auf denen man in einer einzigen grünen Welle quer durch die Stadt fahren kann.
Singapur
Singapur hat sich vorgenommen, die UN-Nachhaltigkeitsziele im Rekordtempo umzusetzen und zu einer der grünsten und nachhaltigsten Städte der Welt zu werden. Fahrplan ist der „Green Plan 2030“, ein ambitioniertes Maßnahmepaket in Richtung Klimaschutz und Lebensqualität. Schon heute ist Singapur eine der grünsten Metropolen der Welt und führend in nachhaltigem Gebäudedesign. Der Grünflächenanteil beträgt etwa 50 Prozent, es gibt über 300 Parks und vier Naturschutzgebiete. Der Green Plan sieht vor, sie zu erweitern und fahrrad- bzw. fußgängerfreundlich miteinander zu verbinden. So entstehen ökologische Korridore, sogenannte Nature Ways. Eine Million Bäume sollen bis 2030 gepflanzt werden. Auch auf Hochhäusern und Bürotürmen sprießt üppiges Grün. Die Begrünung ist seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben, um die Luft-und Lebensqualität zu verbessern und städtische Hitzeinseln zu reduzieren. Auch Singapurs Verkehrskonzept leistet dafür einen Beitrag: Das öffentliche Transportsystem gilt als eines der besten der Welt, das Fahrradnetz ist hervorragend ausgebaut. Nachholbedarf besteht bei den erneuerbaren Energien, laut Green Plan soll der Solaranteil bis 2030 vervierfacht werden.
Reykjavik, Island
Reykjavík ist die grünste Hauptstadt Europas. Sie liegt nicht nur beim Anteil an Grünflächen pro Kopf weit vorn, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit. Nahezu 100 Prozent der Energie stammen aus erneuerbaren Quellen. Strom wird aus umweltfreundlicher Wasserkraft gewonnen, beheizt werden Häuser, öffentliche Gebäude und Thermalbäder wie die Blue Lagoon mit Erdwärme. Die CO₂-Emission ist im Vergleich schon heute gering. Ab 2040 will die isländische Hauptstadt überhaupt keine Treibhausgas-Emissionen mehr erzeugen. Damit wäre Reykjavík die erste CO₂-neutrale Stadt, die nicht auf Klimazertifikate zurückgreifen muss. Bereits im Jahr 2009 wurde ein Programm verabschiedet, das den Umwelt- und Klimaschutz in den Vordergrund stellt. Ein aktuelles Ziel ist beispielsweise, dass bis 2040 alle Fahrzeuge der Stadt mit grüner Energie betrieben werden, im öffentlichen und privaten Verkehr. Ein weiteres heißt „Null Abfall“, es soll mit einem umfassenden Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft und Recycling erreicht werden. Zusätzlich wird die regionale Selbstversorgung mit Obst und Gemüse weiter ausgebaut. Mehr als zwei Drittel des auf der Insel konsumierten Gemüses wachsen schon in von Erdwärme klimaneutral beheizten Gewächshäusern. Bereits seit Jahren wird die einst von den Wikingern entwaldete Insel wiederaufgeforstet, um die Klimaziele zu unterstützen. Auch um Reykjavik entstehen solche „Klimawälder“.
Portland, USA
Hip, nachhaltig, grün: Portland, die Stadt der Brücken, Radwege und Parks, ist Amerikas umweltfreundliche Vorzeigestadt. Zu verdanken ist das dem starken bürgerschaftlichen Engagement der Einwohner, das Oregons größte Stadt seit den 70er Jahren prägt. Hippies waren die treibende Kraft hinter Bio-Erzeugermärkten, Abfall-Recycling, einer ausgeprägten Fahrradkultur und der Liebe zu allem, was grünt und blüht. Portlands kommunale Parkflächen sind gigantisch, sie umfassen insgesamt 160 Parks auf 15.000 Hektar. Darunter sind der Stadtwald Forest Park mit 112 Kilometern Wanderwege sowie der Washington Park, der den Oregon Zoo, einen Japanischen Garten und das Hoyt Arboretum mit 10.000 Bäumen beherbergt. Mitte der 1970er Jahre wurde auf Bestreben einer Bürgerinitiative eine mehrspurige Schnellstraße abgerissen und durch einen weiteren Park ersetzt – eine Sensation in den autobesessenen USA. Auch in anderen Bereichen gilt die Stadt als Musterbeispiel für Nachhaltigkeit: Die Hälfte des Stroms stammt aus erneuerbaren Quellen, ein Viertel der Arbeitskräfte pendelt mit dem Fahrrad, nutzt Fahrgemeinschaften (sogenannte Flex Cars) oder das gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz. Um das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, zu erreichen, will Portland die grüne Infrastruktur weiter ausbauen. Probleme gibt es noch beim Verkehr – die Stadt wächst und damit auch die Anzahl an Autos und Lieferverkehr.
Stockholm, Schweden
Stockholm war 2010 die erste Stadt, die den von der EU vergebenen Titel "European Green Capital“ erhielt. Schon 1976 verabschiedete das Stadtparlament ein Umweltschutzprogramm, um die Lärmbelästigung zu reduzieren, die Wasser- und Luftqualität zu verbessern und Emissionen zu senken. Stockholm ist heute nach Angaben der EU-Umweltagentur (EEA) die Millionenstadt mit der klarsten Luft, die Kanäle der auf 14 Inseln erbauten Stadt sind wieder so sauber, dass man darin angeln und baden kann. Seit 1990 wurden die Treibhausgas-Emissionen um 49 Prozent gesenkt. Bis 2030 will Stockholm komplett CO₂-neutral sein. 69 Prozent der Energie stammen aus erneuerbaren Quellen, die Busflotte fährt mit Biogas, das Radwegenetz umspannt 1.440 Kilometer. Ab Dezember sind in der Innenstadt keine Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen mehr erlaubt. Müll wird konsequent getrennt und recycelt. Etwa 1.000 Parks machen Stockholm zur grünen Oase, 95 Prozent der Stockholmer wohnen höchstens 300 Meter von der nächsten Grünfläche entfernt. Aus ökologischer Sicht spektakulär sind die neuen, nachhaltigen Siedlungen, die in der am schnellsten wachsenden Hauptstadt Europas in den letzten Jahren entstanden sind. Norra Djurgårdsstaden oder Hammarby Sjöstad wurden unter höchsten Umweltauflagen realisiert. Das nächste Projekt, die Stockholm Wood City, soll ab nächstem Jahr aus Holz gebaut werden.
Nachahmer gesucht
Veränderungen, das zeigt die Transformationsforschung, vollziehen sich über kleine Schritte an vielen Orten, über Initiativen und „Changemaker“. Obwohl jede Stadt andere Voraussetzungen und finanzielle Spielräume hat, sind unsere Beispielstädte Laboratorien für eine neue urbane Kultur. Viele der Ideen und Konzepte wie verkehrsberuhigte Innenstädte, emissionsärmeres Bauen und weniger Müll werden derzeit auch in anderen Städten umgesetzt.