
Vertikales Parken: Eine Antwort auf den urbanen Raumdruck
In dicht besiedelten Städten ist der Platz für Parkflächen begrenzt. Der VePa Parkturm in München nutzt die Paternoster-Technologie, um Fahrzeuge vertikal zu stapeln – und spart damit eine Menge Platz.
München wächst. Neue Wohnräume entstehen, Firmen siedeln sich an – doch der Platz in der Stadt bleibt endlich. Gerade im dicht bebauten Werksviertel-Mitte am Ostbahnhof zählt jeder Quadratmeter. Klassische Parkhäuser sind dort kaum noch durchsetzbar. Die Antwort auf dieses urbane Platzproblem kommt von VePa Vertical Parking: ein 17 Meter hoher Turm mit zwölf Stellplätzen – und einer Grundfläche, kaum größer als ein Wohnzimmer.
Dieses Parkhaus am Ostbahnhof zeigt, wie sich Flächennutzung, Elektromobilität und urbane Gestaltung vereinen lassen. Dabei ist der Parkturm kein reines Experiment: Er ist modular, rückbaubar und lässt sich in Serie überall dort aufstellen, wo Fläche Mangelware ist – von Wohngebieten über Unternehmensareale bis hin zu Bahnhöfen.
Vertikal Parken: Technik, die Platz neu denkt
Herzstück des Turms ist das Paternoster-Prinzip. Eine elektrische Antriebseinheit bewegt die Trageplattformen in einem vertikalen Umlauf – ähnlich wie ein Aufzug mit endloser Schleife. Wer parken will, stellt das Auto ebenerdig in eine Kabine. Danach übernimmt das System. Menschen betreten das Parkplatz-Hochhaus nicht, es gibt keine Zufahrtsrampen oder Aufzüge – das spart Platz und Baukosten.

VePa, kurz für „Vertical Parking“, hat das System so konstruiert, dass der Turm innerhalb eines Tages aufgestellt werden kann. Die Komponenten werden vorgefertigt geliefert und vor Ort montiert – ähnlich einem Stecksystem.
Nachhaltiger als jede Tiefgarage
Ein konventionelles Parkhaus kommt selten ohne mehrere hundert Quadratmeter Grundfläche aus. Der VePa Parkturm benötigt dafür nicht einmal 50 Quadratmeter. Doch der Flächengewinn ist nur einer der Vorteile: Die Stahlstruktur ist recycelbar, der Turm rückbaubar, die Fläche nach Nutzung wieder frei verfügbar. Zudem ist die CO₂-Bilanz bei Bau und Betrieb wesentlich geringer als bei Beton-Garagen.
Dazu kommt: Auf dem Dach erzeugen Photovoltaik-Module Strom, der für den Betrieb des Turms und das Laden von E-Autos genutzt wird. Ladeinfrastruktur ist bereits in die Stellplätze integriert. Der Parkturm dient damit nicht nur als Abstellplatz, sondern wird Teil der urbanen Energiewende.
Design trifft Funktion: Ein Parkhaus, das ins Stadtbild passt
Viele klassische Parkhäuser gelten als städtebauliche Problemzonen – monoton, grau, überdimensioniert. Der Parkturm am Ostbahnhof setzt bewusst ein Kontrastprogramm. Die Fassade wurde von der Künstlerin Mariella Kerscher gestaltet, sie zeigt zwei miteinander verwobene Nabelschnüre. Als Symbol der Weiblichkeit sollen sie einen Kontrast zum männlich konnotierten Auto bieten.

Zudem fungiert die Turmfassade als Werbefläche. Aktuell ist dort die Marke 1664 Blanc zu sehen – urban und aufmerksamkeitsstark. Der Turm, der etwa eine Dreiviertelmillion Euro gekostet hat, wird damit zu einem Blickfang und Werbemedium, ohne seinen eigentlichen Zweck zu verlieren.
Weniger Fläche, mehr Möglichkeiten: Nutzung über das Parken hinaus
Der Platz, den klassische Parkhäuser belegen, steht der Stadt für andere Nutzungen nicht zur Verfügung – zum Beispiel für Grünflächen, Spielplätze oder Nachverdichtung. Das vertikale Parken schafft Spielraum.
Das modulare System erlaubt eine schnelle Anpassung: Je nach Standort lassen sich zusätzliche Stellplätze, Ladepunkte oder sogar Fahrradboxen ergänzen. In Zukunft könnten solche Türme sogar Teil von mobilen Sharing-Hubs werden – mit E-Bikes, Rollern oder Leihwagen auf Abruf.
Die Stadt denkt mit: Integration in die Mobilitätsstrategie Münchens
Die Stadt München unterstützt das Projekt, da es mit der Mobilitätsstrategie 2035 übereinstimmt. Ziel ist es, Parkflächen zu reduzieren, den öffentlichen Raum lebenswerter zu gestalten und Elektromobilität zu fördern. Der Parkturm erfüllt gleich mehrere dieser Ziele.

Neue Parktürme sind bereits in Planung. Ein weiterer soll beispielsweise am Hackeschen Markt in Berlin entstehen. Co-Founder Simon Schubnell zufolge will man bis 2028 jede Woche einen Turm in Betrieb nehmen – zum Beispiel auf Flächen von Supermärkten, auf Dächern von Gewerbebauten oder als Module in Gewerbegebieten.
Technik im Detail: Sicherheit, Zugang, Betrieb
Jeder Parkvorgang ist vollautomatisch. Nutzer geben das Fahrzeug in eine Kabine, der Zugang erfolgt via App, RFID (das ist eine Funktechnik, mit der Daten kontaktlos über ein spezielles Lesegerät von einem Transponder gelesen werden können) oder Zugangscode. Die Plattform bewegt sich nur bei geschlossener Kabinentür, alle Bewegungen werden überwacht. Sicherheitsabschaltungen und redundante Systeme sorgen für zuverlässigen Betrieb.
Wartung und Betrieb übernimmt VePa selbst oder ein zertifizierter Partner. Auch Fernwartung und Diagnostik sind möglich. Mit diesen Merkmalen und Funktionen ist der Parkturm im Werksviertel-Mitte ein Pionierprojekt. Er zeigt, wie modernes Parken in Zukunft aussehen kann: smart, platzsparend und gestalterisch integriert.