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Visualisierung von einem belebeten Vorplatz mit vielen Pflanzen zwischen modernen Gebäuden
Erste Visualisierungen zeigen, wie das Quartier Sugar Valley in München zukünftig aussehen könnte. Abbildungen: Salvis Consulting AG

5-Minuten-Quartier: Sugar Valley in München denkt den Städtebau neu

Mit dem „Sugar Valley“ soll in München eines der nachhaltigsten Quartiere Deutschlands entstehen. Doch was genau beinhaltet das Konzept des Großprojekts?

Der Versuch, ein Kastenbrot nach dem Backen noch in ein Baguette umzuformen, gestaltet sich in der Regel schwierig. Ähnlich verhält es sich bei Großstädten: Sind sie erst einmal gebaut, wird es kompliziert, die Anforderungen moderner Stadtplanung nachträglich in bestehende Strukturen zu integrieren. Dass es aber nicht unmöglich ist, soll das Projekt mit dem Namen Sugar Valley in München zeigen. In einem ehemaligen Industriegebiet entsteht den Planern zufolge das Quartier der Zukunft. 

Sugar Valley: Work-Life-Balance auf 150.000 Quadratmetern

Für ihr kühnes Vorhaben hat die Salvis Consulting AG, die das Quartier entwickelt, ein ehemaliges Industriegebiet in Obersendling ins Visier genommen. Der Stadtteil im Münchener Süden befindet sich im Wandel. Lage und Entwicklungspotenzial machen ihn nicht nur für Investoren interessant. Dass die Transformation längst begonnen hat, zeigte ausgerechnet das Kulturzentrum „Sugar Mountain“ am besten, das bis vor kurzem verschiedene Freizeitangebote auf dem Gelände eines alten Betonwerks anbot. Dort wurde getanzt, Sport getrieben und sich insgesamt kreativ ausgelebt. Damit ist es nun vorerst vorbei, denn an Ort und Stelle entsteht das neue Stadtviertel Sugar Valley. 

Ein Trost für all jene, die das Aus des Sugar Mountains bedauern, dürfte die Tatsache sein, dass seine DNA im neuen Quartier weiterleben soll – und zwar nicht nur im Namen, sondern auch in der geplanten Veranstaltungs- und Markthalle, deren Betrieb das Sugar-Mountain-Team übernehmen wird. Sie ist das geplante Herzstück eines aus 11 Gebäuden und 150.000 Quadratmetern Mietfläche bestehenden Areals, das laut den Verantwortlichen Arbeiten, Wohnen und Freizeit miteinander verbinden wird. 

Mixed-use heißt das Zauberwort, das dafür sorgen soll, dass die Menschen Sugar Valley zumindest theoretisch kaum noch verlassen müssen. Ganze 30 verschiedene Nutzungsarten sind im Gespräch. Büroflächen sind dabei ebenso vorgesehen wie Schulen, Kitas und gastronomische Angebote. Und den Wocheneinkauf erledigt man nach einem Besuch im Lieblingscafé – direkt um die Ecke. So zumindest der Plan.

Visulalisierung von einer modern gestalteten Markthalle in rot  samt belebten Vorplatz____
Die Markthalle von Sugar Valley soll bereits im ersten Bauabschnitt fertiggestellt werden. Abbildung: Salvis Consulting AG

Effiziente Flächennutzung

Ein ausgewogener Lebensstil beinhaltet auch viel Zeit an der frischen Luft. Im Sugar Valley sollen über 20.000 Quadratmeter Grün- und Freiflächen dazu beitragen, dass man diese auch bekommt. Geplant ist neben 5 Sport- und Spielplätzen eine mitten durch das Quartier führende grüne Schneise, deren Gestaltung von den Alpen und den Tälern rund um München inspiriert ist. Aus den zurzeit noch versiegelten Flächen, über die früher täglich rund 175 Lkw rollten, wird so laut Planern eine „blühende Landschaft“. Lkw wird man dort ebenso wenig zu Gesicht bekommen wie normale Pkw, denn die komplette Nachbarschaft ist autofrei geplant.

Kurze Wege im 5-Minuten-Quartier

Wenn sich die Visionen so umsetzen lassen, wird das Auto vor Ort niemand missen. Das Sugar Valley orientiert sich nämlich an der Vision einer 15-Minuten-Stadt – mehr noch, sie treibt die Idee auf die Spitze: Alles, was man zum Leben braucht, soll innerhalb von 5 Minuten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Zukünftige Anwohner müssen ihr Auto deshalb aber nicht gleich verkaufen, denn in einem Parkhaus mit Tiefgarage werden 1.200 Stellplätze bereitgestellt. Für Fahrräder stehen sogar 1.500 Stellplätze zur Verfügung, 1.000 davon indoor. Nahe gelegene Bus-, Tram- und U-Bahnstationen gewährleisten demnach auch die schnelle Erreichbarkeit wichtiger Knotenpunkte in der bayerischen Hauptstadt. Das Konzept verspricht: „In einer Minute in der U-Bahn, in 13 Minuten am Marienplatz.“ 

Ökologisch nachhaltig dank der Nutzung erneuerbarer Energien

Eine der wohl wichtigsten Anforderungen an moderne Stadtplanung ist das Thema Nachhaltigkeit, das Münchens neues Vorzeige-Quartier ganz besonders in den Fokus stellt. Ziel für das Sugar Valley ist es, komplett ohne zusätzliche CO₂-Emissionen auszukommen – sowohl beim Bau als auch im Betrieb. Dafür setzen die Planer ausschließlich auf erneuerbare Energien aus natürlichen Ressourcen wie Geothermie, Sonne und Wind. Wärmepumpen und unterschiedliche Methoden zur Energiespeicherung ergänzen das umfangreiche Energiekonzept.

Visualisierung von zwei verglasten Gebäuden mit Fassadenbegrünung und einem reich bepflanzten Vorplatz
Viele Pflanzen und Fassadenberünungen und gehören ebenso zum Konzept vom Sugar Valley, wie drei 80 Meter hohe Hochhäuser. Abbildung: Salvis Consulting AG

Vielfältige Architektur

Auch im architektonischen Sinne soll Sugar Valley München zukünftig bereichern. Für jedes der 11 Gebäude, darunter drei 80-Meter-Hochhäuser, ist ein eigener, unverwechselbarer Charakter vorgesehen. Bereits existierende Visualisierungen lassen erahnen, dass das gut funktionieren könnte. Sie zeigen einen Mix aus modernen Formen und Farben. Zu sehen sind aber auch Solarflächen auf den Dächern, Dachgärten und Fassadenbegrünungen – die Funktionalität soll offensichtlich nicht zu kurz kommen. Für den ersten Bauabschnitt sind die Markthalle und zwei weitere Gebäude geplant. Für die Umsetzung sind die Architekturbüros J.MAYER.H und Partner aus Berlin und Cobe aus Kopenhagen verantwortlich, die sich in einem entsprechenden Vergabeverfahren durchgesetzt haben. 

Sugar Valley: Mit gutem Beispiel voran

Bis 2027 soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein. Wann das komplette Quartier fertiggestellt wird, bleibt abzuwarten. Die Ziele, die sich die Verantwortlichen fürs Sugar Valley gesteckt haben, sind jedenfalls ambitioniert. Sollte es aber gelingen, diese in die Tat umzusetzen, könnten sie damit ein Paradebeispiel dafür liefern, wie man die Stadt der Zukunft gestaltet – und das in einer bereits existierenden Großstadt wie München.

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