
Größte Digitalkamera der Welt liefert spektakuläre Bilder aus dem Weltraum
„Eine neue Ära der Astronomie“ ist angebrochen – zumindest laut den Betreibern des Vera C. Rubin-Observatoriums in Chile. Dieses beheimatet die mit 3.200 Megapixeln größte Digitalkamera der Welt, die nun erstmals zum Einsatz kam. Das Ergebnis sind nie dagewesene Aufnahmen unseres Nachthimmels.
Privatpersonen bevorzugen vermutlich eine handliche Digitalkamera, die bequem in die Jackentasche passt. Anders sieht es in der Forschung aus. Dort wird derzeit ein Apparat gefeiert, der im Laufe der letzten 20 Jahre am Linear Acceleration Center (SLAC) in Kalifornien zusammengeschraubt wurde: die größte Digitalkamera der Welt.
Das Universum im Zeitraffer
Knapp 3 Tonnen wiegt das Gerät und damit deutlich zu viel für das Handgepäck im Flugzeug, in dem Digitalkameras normalerweise Platz finden. Zum Glück hat die größte Digitalkamera der Welt nach einmaligem Transport einen festen Platz gefunden. Im Vera C. Rubin-Observatorium auf dem Gipfel des Cerro Pachón in knapp 2.700 Metern Höhe wird sie zukünftig den südlichen Nachthimmel ins Visier nehmen und über die nächsten 10 Jahre alle drei bis vier Nächte vollständig abbilden. Ziel ist eine vollständige Durchmusterung mit 800 Aufnahmen, aus denen eine ultrahochauflösende Zeitrafferaufnahme des Universums entsteht.
Bilder in der Größe eines Basketballfelds
Um das überhaupt bewerkstelligen zu können, verfügt die Kamera über eine Auflösung von 3.200 Megapixeln bzw. 3,2 Milliarden Pixeln. Was man mit einer solchen Auflösung einfangen kann, beweisen die ersten veröffentlichten Bilder des Rubin-Observatoriums, die am 23. Juni 2025 der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Abgebildet sind dort unter anderem der Lagunen- sowie der Trifidnebel. Letzterer ist etwa 5.200 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Weitere Aufnahmen zeigen Ausschnitte aus dem etwa 50 Millionen Lichtjahre entfernten Virgo-Galaxienhaufen, der vermutlich aus mehr als 2.000 Galaxien besteht. Zu sehen kriegen wir aber jeweils nur etwa 2 Prozent des eigentlichen Gesamtbildes mit seinen ungefähr 10 Millionen Galaxien. Um dieses zu zeigen, bräuchte es laut Pressekonferenz 400 Ultra-HD-Fernsehbildschirme – die ausgebreitet in etwa der Fläche eines Basketballfeldes entsprächen.
Große Datenmengen zur Lösung großer Rätsel
Bei abertausenden Bildern, die Nacht für Nacht entstehen, kommen Datenmengen zusammen, die weder menschliche Astronomen noch herkömmliche Computerprogramme jemals analysieren könnten. Die Rede ist von bis zu 20 Tera- bzw. 20.000 Gigabyte – pro Nacht. Zum Einsatz kommt stattdessen eine neuartige Computer-Infrastruktur mit enormer Rechenleistung.
Im Laufe des Projekts sollen so etwa 40 Milliarden Himmelskörper, darunter Asteroiden, Sterne der Milchstraße und ferne Galaxien erfasst werden. Forschende erhoffen sich davon Antworten auf bisher ungelöste Fragen des Universums. Beteiligt ist auch die Max-Planck-Gesellschaft, laut der unter anderem die Erforschung von Dunkler Materie und Dunkler Energie, eine Kartierung der Milchstraße sowie die Beobachtung kurzlebiger Phänomene wie Sternexplosionen, Asteroiden oder die Einverleibung von Sternen durch supermassereiche Galaxien die Schwerpunkte bilden.

Namensgeberin Vera C. Rubin: Pionierin auf dem Gebiet der Dunklen Materie
Der Name des Observatoriums, das die größte Digitalkamera der Welt beherbergt, kommt nicht von ungefähr. Ursprünglich trug es den Namen Large Synoptic Survey Telescope (LSST), bevor es im Januar 2020 zu Ehren einer der bekanntesten Astrophysikerinnen der USA in Vera C. Rubin-Observatorium umbenannt wurde. Die Namensgeberin stieß in der männerdominierten Welt der Astronomie zeitlebens auf Widerstände, was sie aber nicht davon abhielt, unser Verständnis von Galaxien und Dunkler Materie zu revolutionieren. Im Jahr 2016 verstarb Vera Cooper Rubin. Sie bleibt als eine der bedeutendsten Wissenschaftlerinnen des 20. Jahrhunderts in Erinnerung.