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Hochhausfassade unter strahlendem Sonnenschein, umrahmt von herbstlichen Baumzweigen.
In dicht bebauten Städten staut sich im Sommer die Wärme und Hitzeinseln entstehen. Bild: Getty Images

Hydroskin: So werden Hochhäuser zu Hitzedämpfern

Ein Rekordsommer jagt den nächsten. Besonders in urbanen Gebieten sind die Auswirkungen der Klimakrise deutlich spürbar, denn hier staut sich die Hitze besonders stark. Kann eine neu entwickelte Wasserhaut für Gebäude das Hitzeproblem in Städten lösen?

Die Sonne brennt, der Schweiß fließt, und der Körper ächzt unter der Last der hohen Temperaturen. Die Hitze, die in den letzten Sommermonaten in Europa herrschte, ist unerbittlich. Der Juni 2024 war der heißeste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und solche Meldungen sind keine Seltenheit mehr. Jedes Jahr werden neue Hitzerekorde verzeichnet.

In dicht besiedelten städtischen Gebieten werden Temperaturen über 30 Grad schnell zur Belastung. Im Sommer staut sich die Wärme hier besonders stark. Während es auf dem Land und in den Randgebieten der Städte nachts abkühlt, ballt sich die warme Luft in den Innenstädten und es entstehen sogenannte Hitzeinseln.

Diese Phänomene treten auf, weil Materialien wie Beton, Metall und Glas die Wärme speichern und nur langsam wieder abgeben. Zudem verhindert die dichte Bebauung der Städte, dass Wind für Abkühlung sorgen kann. Versiegelte Flächen stören den natürlichen Kreislauf von Regen und Verdunstung. Doch wie können städtische Gebiete hitzebeständig gemacht werden?

Eine Wasserhaut für Gebäude als Lösung

Ein innovativer Ansatz zur Bewältigung des Problems ist das Konzept der Schwammstadt. Dieses sieht vor, dass eine Stadt überschüssiges Wasser aufsaugen, speichern und bei Bedarf verzögert wieder abgeben kann – ähnlich wie ein Schwamm. Inspiriert von diesem Prinzip hat die Architektin Christina Eisenbarth eine neuartige textile Gebäudehülle entwickelt. Diese soll nicht nur vor Hitze und Starkregen schützen, sondern auch das städtische Mikroklima insgesamt verbessern. Doch wie funktioniert das?

Frau steht neben großem, lichtdurchlässigem Fassadenelement im Freien.____
Christina Eisenbarth hat die Idee für Hydroskin entwickelt. Bild: picture alliance/dpa

Das besondere der sogenannten „Hydroskin“: Sie ist porös. Gleichzeitig bringt sie aber auch die notwendige Stabilität und Reißfestigkeit mit, um allen Wettern standzuhalten. Die wasserdurchlässige Membran auf der Außenseite der Fassade lässt Regentropfen eindringen, während eine Innenfolie das Wasser nach unten ableitet und dort speichert. Auf diese Weise kann die Gebäudefassade Regenwasser sammeln und an heißen Tagen zur Verdunstung freigeben, um das Gebäude und die Umgebung zu kühlen. Das gesammelte Wasser kann zudem für die Toilettenspülung oder die Bewässerung von Pflanzen im Gebäude verwendet werden.

Hochhäuser im Kampf gegen Hitze und Unwetter

Es könnte ein revolutionäres Konzept gegen die Folgen des Klimawandels sein. Dieses Potential sieht die Erfinderin Christina Eisenbarth, denn die Hydroskin puffert sowohl Hitzewellen als auch Starkregen ab. Bei hohen Temperaturen wird die Textilfassade mit Wasser befeuchtet, was das Gebäude und die Umgebung merklich kühlt. Besonders für Hochhäuser sei die Hydroskin geeignet, da ab einer Höhe von etwa 30 Metern mehr Regen über die Fassade aufgenommen werden kann als über eine gleich große Dachfläche, weil der Regen schräg auf die Gebäudefassade trifft. Die Hydroskin kann die Oberflächentemperatur von Gebäuden, die in der Sonne bis zu 90 Grad erreichen können, auf bis zu 17 Grad senken.

Frau hält transparenten, wabenförmigen Baustoff vor unscharfem Hintergrund.____
Die besondere Textur der Hydroskin ermöglicht die Kühlung ihrer Umgebung. Bild: picture alliance/dpa

Doch nicht nur Hitzewellen, sondern auch Unwetter werden in den kommenden Jahren infolge der fortschreitenden Klimakrise immer häufiger auftreten. Die Hydroskin bereitet Gebäude und Städte auch darauf vor. Indem sie Regenwasser aufnimmt und so den Wasserabfluss reduziert, verringert sie nämlich das Risiko von Überschwemmungen.

Weitere Maßnahmen gegen urbane Hitze

Das Hydroskin-System wird derzeit auf dem Campus der Universität Stuttgart getestet. In der Zukunft soll es an sämtlichen konventionellen Fassaden im Neubau sowie auch im Gebäudebestand montiert werden können. Ob und wann es in den Städten eingesetzt werden kann, ist noch ungewiss. Doch es gibt weitere Ansätze, die das städtische Mikroklima verbessern und den Hitzeinseleffekt in Innenstadtquartieren mindern können – etwa Dach- und Fassadenbegründungen.

Nahaufnahme von Hand, die strukturierte, transparente Oberfläche berührt.____
Die Hydroskin befördert die Verdunstung, dadurch entsteht ein angenehmes Klima in der Stadt. Bild: picture alliance/dpa

Grünflächen kühlen nicht nur die Umgebungstemperatur, sie binden auch klimaschädliches CO2 und tragen zum allgemeinen Wohlbefinden der Bewohner bei. Weitläufige Parks, schattenspendende Stadtbäume und begrünte Hochhäuser spielen daher eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. Auch Wasserspiele und künstliche Bachläufe können das Stadtklima positiv beeinflussen. Sie erzeugen eine ähnliche Verdunstungskühle, wie sie auch die Hydroskin-Fassade nutzt.

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