Die Erfindung der Rolltreppe
Rolltreppen gehören seit rund 100 Jahren zu unserem Alltag. Neben Fahrstühlen sind sie die Vertreter der vertikalen Mobilität, denen wir überall auf der Welt begegnen. Aber wer war eigentlich der Erfinder der Rolltreppe?
Wer hat die Rolltreppe erfunden?
Ein Blick in die Historie des technischen Wunderwerks offenbart, dass eine ganze Reihe von Erfindern mit Pioniergeist an der Entwicklung der Rolltreppe, wie wir sie heute kennen, beteiligt waren.
Das nie umgesetzte Konzept der umlaufenden Treppe
Ein Konzept, das als „The Revolving Stairway“ (Die umlaufende Treppe) betitelt war, ließ sich am 9. August 1859 der US-amerikanische Patentanwalt Nathan Ames in Massachusetts als Erfindung schützen. Eingefasst in ein Gurtsystem sollten Nathans Plänen zufolge einzeln eingehangene Treppenstufen in einem Holzrahmen Etagen in Wohnhäusern miteinander verbinden.
Idealerweise wäre damit die Geschichte um die Erfindung der Rolltreppe beendet gewesen. Nur gab es mit dem Patent von Ames ein nicht unbedeutendes Problem, das den Bau eines Prototypen anbelangte. Wie sollte die Zahnradkonstruktion, die das Ganze in Gang bringen würde, nur in Bewegung versetzt werden? Eine Handkurbel schied aus, also hatte Nathan Ames über einen Betrieb mit Wasserdampf nachgedacht.
Bis zum Tod des Erfinders im Jahre 1865 konnte das Problem nun nicht gelöst werden – seine Rolltreppe wurde nie gebaut.
Werner von Siemens und Leamon Sounder feilen weiter an der Erfindung der Rolltreppe
Die Stromerzeugung, und somit die Möglichkeit eines elektrischen Antriebs, führte erst Werner von Siemens 1866 zur Serienreife. Um diesen bahnbrechenden technologischen Fortschritt seiner Zeit wissend, nahm sich der Hobbyerfinder Leamon Sounder erneut dem Konzept von Nathan Ames an. Er erweiterte das Patent um den Einsatz von Treppenstufen, die nun nicht mehr aus Holz bestanden, sondern aus Metall sein sollten. Doch abermals kam das Patent nicht über den Konzeptstatus hinaus.
Der erste "geneigte Fahrstuhl" – Debüt als Jahrmarktsattraktion
Erst 1892 nahm sich Jesse Wilfred Reno den Plänen an, um letztlich den darauf basierenden „Inclined Elevator“ (geneigter Fahrstuhl) konstruieren zu lassen. Dabei handelte es sich aber weder um eine „echte“ Rolltreppe noch um einen tatsächlichen Aufzug. Renos Erfindung, die für den Vergnügungspark von Coney Island 1895 als Attraktion gebaut wurde, war eher ein Personenfahrsteig.
George Wheeler – der Vater der Rolltreppe
Als eigentlicher Erfinder der Rolltreppe in ihrer später gängigen Form gilt George Wheeler, der wenige Monate nach Jesse Reno sein Patent einreichte. Ein Personentransportband nach seinen Plänen konnte bereits am 16. Januar 1893 im New Yorker Bahnhof Cortlandt Station in Betrieb genommen werden. Wheeler selbst konnte seine Idee nicht wirklich erfolgreich vermarkten. 1898 kaufte deshalb Charles Seeberger die Pläne für die „mittels Elektrizität getriebene endlose schräge Wandelbahn“.
Die Rolltreppe wird zum Transportmittel für die Massen
Die ersten Konstruktionen dieser Art in Kontinentaleuropa gingen 1898 in Betrieb. Sowohl im Leipziger Kaufhaus von August Polich (heute steht dort das Merkurhaus am der Markgrafenstraße 2) wie auch im Londoner Warenhaus „Harrod’s“ konnten Kunden die Innovation der vertikalen Mobilität ausprobieren.
International den Siegeszug als Beförderungsmittel zwischen Kaufhausetagen und in U-Bahnstationen trat die Rolltreppe im Zuge ihrer Präsentation auf der Weltausstellung Paris 1900 an. Mehr als 100 Bestellungen für Rolltreppen konnten entgegengenommen werden.
In ihrer noch heute üblichen Ausführung baute ab 1920 die Otis Elevator Company Rolltreppen. Am 11. Juli 1925 wurde solch ein Modell erstmals in Deutschland in dem Kölner Warenhaus der Leonhard Tietz AG (später Kaufhof) auf der Hohe Straße in Betrieb genommen.