E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer
Eine mitreißende Dokumentation über ein Gebäude, eine kraftvolle Ode an eine visionäre Architektin, ein poetisches Juwel der Kinolandschaft – all das und vieles mehr ist der neue Film „E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer“.
Meeresrauschen und Vogelgezwitscher. Der frische Geruch von Zitronenbäumen. Gleißendes Sonnenlicht, das die steinigen Klippen wärmt und sich in den Glastüren einer einsamen Villa bricht.
Diese Villa an der französischen Riviera, genannt E.1027, ist trotz ihrer traumhaften Strandlage kein gewöhnliches Ferienhaus. Sie ist ein ikonisches Werk der Architektin Eileen Gray und ihre faszinierende Geschichte erzählt sich wie ein Krimi der Architekturgeschichte. Der Film „E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer“ erzählt diese Geschichte und verwebt sie, gemeinsam mit der Biografie Grays, zu einer fesselnden Erzählung, die sowohl Architektur-Enthusiasten als auch Cineasten in ihren Bann zieht. Doch was macht dieses Haus so besonders? Und wer war Eileen Gray, die Frau hinter diesem Meisterwerk der modernen Architektur?
Inhalt erfordert Cookie-Zustimmung
Um Videos von Drittanbietern wie YouTube oder Vimeo aufrufen zu können, müssen Sie das Setzen von Cookies der Kategorie "Externe Medien" erlauben.
Eileen Gray – Eine Pionierin der modernen Architektur
Eileen Gray (1878–1976) war eine irischstämmige Designerin und Architektin, die als eine der einflussreichsten, jedoch oft übersehenen Figuren der Moderne gilt. In einer von Männern dominierten Designwelt konnte sie sich durch ihre Innovationskraft und ihren kompromisslosen Stil profilieren. Ursprünglich bekannt für ihre avantgardistischen Möbelstücke, fand sie später ihre wahre Berufung in der Architektur. Gray war eine Perfektionistin, die jedes Detail durchdachte – ein Charakterzug, der in ihrem bekanntesten Werk, der Villa E.1027, deutlich wird.
Zu Lebzeiten war Eileen Gray weniger bekannt als einige ihrer Zeitgenossen wie Le Corbusier – nicht zuletzt deshalb, weil sie eine Frau war. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde ihre Bedeutung als Pionierin des modernen Designs und der Architektur richtig gewürdigt. Der Film „E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer“ trägt wesentlich dazu bei, diese Lücke zu schließen und ihre Errungenschaften ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Die Villa E.1027 – Ein Meisterwerk am Mittelmeer
Die Villa E.1027 ist nicht einfach nur ein Haus – sie ist ein Manifest der modernen Architektur. Das in den späten 1920er Jahren entworfene Gebäude liegt an der malerischen Côte d’Azur in der Nähe von Roquebrune-Cap-Martin. Der Name „E.1027“ ist dabei ein Code, der die enge Beziehung zwischen Gray und ihrem damaligen Partner, dem Architekten Jean Badovici, symbolisiert: Das „E“ steht für Eileen, die „10“ für den Buchstaben J (Jean), die „2“ für B (Badovici) und die „7“ für G (Gray).
Die Villa verkörpert Grays Philosophie, dass ein Haus keine „Wohnmaschine“ (nach Le Corbusier), sondern „die Schale des Menschen, seine Verlängerung, seine Freisetzung, seine spirituelle Emanation“ darstellt. Im Gegensatz zu vielen anderen modernen Bauwerken, die oft kalt und unpersönlich wirken, ist E.1027 voller kleiner Details, die dem Haus einen spielerischen Charakter verleihen. So ist die Eingangstür beispielsweise mit den Worten „Entrez lentement“ (zu Deutsch: „Langsam eintreten“) versehen. Die Fensterfronten öffnen den Innenraum zum Meer hin, die Räume sind lichtdurchflutet, und das Mobiliar ist nicht nur schön, sondern auch funktional.
Gray achtete besonders darauf, dass das Haus in Harmonie mit seiner Umgebung steht. Die Farben, die Texturen und die Ausrichtung des Gebäudes wurden sorgfältig ausgewählt, um die mediterrane Landschaft zu integrieren und gleichzeitig die Bedürfnisse der Bewohner zu erfüllen. Die Dachterrasse, der schwenkbare Tisch, der in den Raum hineinragt, und das Daybed sind nur einige der ikonischen Elemente, die zeigen, wie durchdacht jedes Detail ist.
Die Geschichte hinter dem Haus – Liebe, Rivalität und Zerstörung
Die Entstehungsgeschichte der Villa E.1027 ist eng mit der Beziehung zwischen Eileen Gray und Jean Badovici verbunden. Doch was als gemeinsames Projekt begann, zerbrach schließlich an den unterschiedlichen Vorstellungen davon, wie das Haus genutzt werden soll. Während Gray einen Rückzugsort, ein Refugium für sich selbst schaffen wollte, lud Badovici Freunde ein und veranstaltete Feiern. Nach der Fertigstellung des Hauses verbrachte Gray deshalb nur kurze Zeit darin und zog nach zwei Jahren schließlich aus.
Die kontroverse Rolle des Architekten Le Corbusier ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte von E.1027. Er war oft in dem Haus zu Gast und hegte eine große Bewunderung für Grays Werk. Er konnte jedoch nicht widerstehen, eigene Spuren zu hinterlassen und bemalte die weißen Wände der Villa mit farbenfrohen Fresken – ohne Grays Zustimmung. Viele sehen darin einen Akt der Aneignung und des Respektsverlusts gegenüber der eigentlichen Schöpferin des Hauses. Der Film thematisiert diesen Konflikt und legt den Fokus auf Grays Empfindung, dass Le Corbusier in ihrem Haus Vandalismus betrieben habe.
In den folgenden Jahrzehnten geriet die Villa in Vergessenheit und verfiel zusehends. Erst in den 1990er Jahren begannen Restaurierungsarbeiten, um das Gebäude in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen und die Vision von Eileen Gray wiederherzustellen.
E.1027 im Film – Eine visuelle Erkundung der Architektur
Der Film „E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer“ fängt die einzigartige Atmosphäre des Hauses und den kreativen Geist von Eileen Gray gekonnt ein. Mit eindrucksvollen Kameraaufnahmen werden die Zuschauer durch die Räume der Villa geführt. Die minimalistischen Linien, die offene Raumgestaltung und die clevere Nutzung von Möbeln als multifunktionale Elemente werden dabei besonders hervorgehoben.
Die Dokumentation beleuchtet nicht nur die architektonische Bedeutung der Villa, sondern auch die emotionale und persönliche Geschichte dahinter. Sie bietet neue Perspektiven auf Grays Werk und verdeutlicht, wie diese Frau – die ihrer Zeit weit voraus war – die moderne Architektur geprägt hat.