Art-déco-Architektur: 5 ikonische Bauwerke aus den Zwanzigerjahren
Vor 100 Jahren entwickelte sich Art déco zu einem Stil, der heute stellvertretend für das Lebensgefühl der Zwanzigerjahre steht. Wir stellen 5 typische Art-déco-Gebäude aus dieser Zeit vor.
Die Zwanzigerjahre sind zurück! Und das lässt sich nicht nur an der Zahl selbst festmachen. Mit Art déco erlebt einer der prägendsten Stile des frühen 20. Jahrhunderts ein Revival. Farbenfroh, geradlinig und symmetrisch: Sowohl in der Architektur als auch in anderen Bereichen wie der Mode, bei Möbeln oder im Handwerk ist seine Ästhetik gefragt wie lange nicht. Doch wo kommt der Stil eigentlich her?
Art-déco-Architektur hatte ihren Ursprung bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich Künstler und Kunsthandwerker an verschiedenen Orten Europas von vorhergehenden Strömungen wie dem Jugendstil abzusetzen versuchten. Zum Zentrum des Stils avancierte im Laufe der Zeit Paris – daher auch der Name, der sich vom französischen „art décoratif“ (deutsch: „dekorative Kunst“), ableitet. In der französischen Hauptstadt fand im Jahr 1925 eine aufsehenerregende Ausstellung statt, durch die bedeutende Mitglieder der Pariser Kunstgemeinde die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihre Werke lenken wollten. Mit Erfolg: Art déco entwickelte sich von da an zu einer der wichtigsten Designrichtungen seiner Zeit und schwappte unter anderem in die Vereinigten Staaten über.
Chrysler Building in New York
In den USA fand Art-déco-Architektur so gut Anklang, dass sie sich unter anderem in der New Yorker Skyline verewigte. Gleich mehrere Wolkenkratzer, die Ende der Zwanziger- oder Anfang der Dreißigerjahre errichtet wurden, darunter das Empire State Building, werden der Stilrichtung zugeordnet. Am deutlichsten bemerkbar machen sich die typischen Merkmale aber wohl beim Dach des Chrysler Buildings. Wie eine Krone schmückt die pyramidenförmige Turmspitze mit ihren stählernen Bögen das Bauwerk. Der knapp 319 Meter hohe Wolkenkratzer wurde 1930 nach den Plänen von William Van Alen fertiggestellt und war damals das höchste Gebäude der Welt. Der Titel blieb ihm aber nicht lange vergönnt, denn bereits ein Jahr später übernahm besagtes Empire State Building die Spitzenposition. Das ändert nichts daran, dass das Chrysler Building für viele immer noch als eines der schönsten Hochhäuser Manhattans gilt.
Villa Cavrois
Ein Art-déco-Gebäude der ganz anderen Art ist die Villa Cavrois, die 1932 im Norden Frankreichs errichtet wurde. Besonders markant sind die großen Fensterfronten, die unkonventionellen geometrischen Formen und das luxuriöse Interieur. Entworfen wurde sie vom Architekten Robert Mallet-Stevens, der im Jahr 1929 vom Textilunternehmer Paul Cavrois mit dem Bau einer modernen Wohnvilla für seine Familie beauftragt wurde. Die beiden trafen sich wohl ein paar Jahre zuvor bei der besagten Kunstausstellung in Paris. Das Ergebnis dieser Zusammenkunft gilt heute als Meisterwerk der modernen Architektur und kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen: Nachdem der französische Staat die Villa Cavrois im Jahr 2001 kaufte, öffnet sie heute ihre Türen für Besucher.
Grassi-Museum in Leipzig
Auch in Deutschland können Liebhaber Art-déco-Gebäude bewundern. Das Grassi-Museum in Leipzig zum Beispiel dient nicht nur als Herberge für angewandte Kunst, sondern ist quasi selbst ein Kunstwerk. Entworfen wurde es vom Architekturbüro Zweck und Voigt, das einen Architekturwettbewerb gewann, der auf Initiative des langjährigen Museumsdirektors Richard Graul stattfand. Zwar wurde das ursprünglich zwischen 1925 und 1929 errichtet Gebäude im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört, spätestens nach der Rekonstruktion Anfang der 2000er-Jahre erstrahlt es aber wieder in vollem Glanz. Insbesondere die Pfeilerhalle mit ihren gezackten, tiefroten Wänden erinnert an die Hochzeit der Art-déco-Architektur.
Casa de Serralves
Bereits im Jahr 1923 wurde die Casa de Serralves in Porto vom Portugiesen José Marques da Silva und vom Franzosen Charles Siclis entworfen. Von außen erinnert sie ein wenig an die Villa Cavrois – zumindest was die Formsprache betrifft. Zum Interieur haben verschiedene europäische Designer beigetragen, darunter der französische Innenarchitekt Jacques-Émile Ruhlmann, der für Möbel und Inneneinrichtungen im Stile des Art déco bekannt ist. Als Teil des Parque de Serralves kann die Casa heute zusammen mit dem umliegenden Park und dem Serralves-Museum für zeitgenössische Kunst besichtigt werden. Ein Muss für alle, die sich für Art-déco-Architektur interessieren.
Miami Beach Architectural District
In Miami Beach prägt Art-déco-Architektur gleich ein ganzes Stadtviertel. Mitverantwortlich dafür ist ein verheerender Hurrikan, der im Jahr 1926 fast die gesamte Küstenstadt im Südosten der USA zerstörte. Nachdem auch noch die Wirtschaftskrise, die sich bereits wenige Jahre später anbahnte, überstanden war, sollte der ehemalige Urlaubsort wieder attraktiv für Touristen werden. Als Teil dieses Vorhabens wurden neue Luxushotels und Restaurants direkt am Meer entlang des Ocean Drives errichtet – die meisten von ihnen im schlichten Art-déco-Stil und in Pastellfarben. Viele der ikonischen Bauten wurden von lokalen Architekten wie Henry Hohauser und Lawrence Murray Dixon entworfen. Die Taktik ging auf: Miami Beach wurde in der Folge wieder zum Touristenmagneten und die Art-déco-Gebäude zu einer der Hauptattraktionen der Stadt.