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Ein Prototyp von Norman Fosters nachhaltigem Fertighaus steht derzeit in Venedigs „Giardini della Marinaressa“. Foto: Chiara Becattini
Ein Prototyp von Norman Fosters nachhaltigem Fertighaus steht derzeit in Venedigs „Giardini della Marinaressa“. Foto: Chiara Becattini

Nachhaltiges Fertighaus von Norman Foster: umweltfreundlich und sozial

Nachhaltigkeit ist viel zu oft ein Luxusgut. Norman Foster möchte dies ändern. Auf der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig hat der Stararchitekt ein nachhaltiges Fertighaus vorgestellt – mit sozialem Anliegen.

Eine Kooperation von Holcim und der Norman Foster Foundation

Ein nachhaltiges Fertighaus, das einen um 70 Prozent kleineren CO₂-Fußabdruck hat als herkömmliche Bauten – klingt nach einem fantastischen Plan. Im Rahmen des gemeinsamen „Essential Homes Research Project“ haben die Norman Foster Foundation und der Baustoffproduzent Holcim genau dafür einen Prototyp produziert. Seit Ende Mai können sich Interessierte das Ergebnis in den „Giardini della Marinaressa“, einer Hinterhof-Gartenlandschaft mit verschieden Skulpturen in Venedig, ansehen. Dort wird die kompakte Behausung mit insgesamt 36 Quadratmetern Wohnfläche bis zum 26. November 2023 zu besichtigen sein.

Das Fertighaus enstand bei einem gemeinsamen Projekt von der Norman Foster Foundation und dem Baustoffproduzent Holcim. Foto: Chiara Becattini____
Das Fertighaus enstand bei einem gemeinsamen Projekt von der Norman Foster Foundation und dem Baustoffproduzent Holcim. Foto: Chiara Becattini

Alles unter einem Dach – aus rollbarem Beton

Doch was macht das Fertighaus so nachhaltig? Laut Holcim ist es vor allem kohlenstoffarm in der Herstellung, energieeffizient im Gebrauch und dadurch, dass es komplett recycelt werden kann, besonders kreislauforientiert. Einer der wichtigsten Bausteine dafür ist das Dach. Es besteht aus rollbaren Betonplatten, die sich in Form eines Halbkreises über das Gebäude legen und somit gleichzeitig die Außenfassaden bilden. Diese eher ungewöhnliche Lösung liefert das Unternehmen Concrete Canvas. Es greift dafür auf eine spezielle Holcim-Zementmischung zurück, die angeblich 20 Prozent weniger CO₂ enthält. Das Gute an rollbarem Beton laut Holcim: Er sei besonders einfach zu installieren und verbrauche bis zu 95 Prozent weniger Material als herkömmliche Konstruktionen.

Das Dach des Fertighauses soll aus rollbarem Beton bestehen. Installierte Bullaugenfenster sorgen indes für Tageslicht im Inneraum. Foto: Chiara Becattini____
Das Dach des Fertighauses soll aus rollbarem Beton bestehen. Installierte Bullaugenfenster sorgen indes für Tageslicht im Inneraum. Foto: Chiara Becattini

Darüber hinaus ist im Dach Airium enthalten, ein mineralischer Dämmstoff auf Zementbasis. Die Böden stammen von der Marke Elevate, die ebenso zur Holcim-Gruppe gehört. Alles zusammen soll dazu beitragen, dass die Energieeffizienz des nachhaltigen Fertighauses besonders hoch ist. Um dem Anspruch einer zirkulären Verwendung der Baustoffe gerecht zu werden, setzt Holcim bereits bei der Herstellung auf seine sogenannte ECOCycle-Technologie, bei der mindestens 10 Prozent der Materialien aus recycelten Baustoffen bestehen – das wäre ganz im Sinne des Urban Minings. Außerdem braucht das Fertighaus den Angaben zufolge kein Fundament, wodurch auf eine nicht gerade umweltfreundliche Baugrube verzichtet werden könnte. 

Neben dem Nachhaltigkeitsgedanken haben die Akteure auch eine hochwertige Verarbeitung im Sinn. Das Fertighaus soll seinen Bewohnern in erster Linie eine langlebige, sichere und würdevolle Unterkunft bieten, in der man sich wohlfühlen kann – ein vollwertiges Zuhause eben. Die eigentliche Idee hinter dem Konzept ist es nämlich, dort geeigneten Wohnraum zu schaffen, wo er besonders gebraucht wird.

Das Interieur ist schlicht aber funktionell. Foto: Chiara Becattini____
Das Interieur ist schlicht aber funktionell. Foto: Chiara Becattini

Nachhaltiges Fertighaus für Geflüchtete

Genauer gesagt: Das „Essential Homes Research Project“ soll die Wohnverhältnisse für Geflüchtete verbessern. Diese seien viel zu oft über Jahre hinweg in Camps untergebracht, die eigentlich nur für kurzzeitige Aufenthalte konzipiert sind. Dabei hätten es Menschen, die vor Umweltkatastrophen, Krieg oder anderen humanitären Krisen flüchten, ebenso wie alle anderen verdient, in einem echten Zuhause anstatt in provisorischen Hüttchen oder Zelten zu wohnen. Dort, wo Geflüchtete aufgenommen werden, müssten Gemeinden anstatt Camps entstehen. Genau dieses Ziel verfolgt das „Essential Homes Research Project“, das von Norman Foster selbst beaufsichtigt wird. Mit dem nachhaltigen Fertighaus präsentieren die Norman Foster Foundation und Holcim bei der Architekturbiennale 2023 ihren ersten Lösungsansatz für das Problem.

So könnte eine Gemeinde für Geflüchtete im Rahmen des „Essential Homes Research Project“ aussehen. Abbildung: DBOX for Norman Foster Foundation and Holcim
So könnte eine Gemeinde für Geflüchtete im Rahmen des „Essential Homes Research Project“ aussehen. Abbildung: DBOX for Norman Foster Foundation and Holcim

Erschwingliches Wohnen für alle

Beim Hausbau wird insgesamt immer mehr auf Fertigbausätze gesetzt. So produziert etwa das niederländische Unternehmen Fiction Factory Fertighäuser aus Pappe. Von Norman Fosters Fertighaus existiert bisher lediglich der Prototyp in Venedig. Dass auch dieses schon bald in Serie produziert werden könnte, ist aber nicht unrealistisch, schließlich besteht es aus Holcim-Produkten, die bereits verkauft werden. Zwar richtet sich der Fokus vorerst eindeutig auf die Verwendung als Unterkunft für Geflüchtete. Langfristig soll das nachhaltige Fertighaus laut Holcim aber auch für den Privatgebrauch weiterentwickelt werden – und dann vergleichsweise kostengünstigen Wohnraum für alle bieten.

Norman Fosters Fertighaus könnte schon bald in Serie produziert werden. Foto: Mika Cartier____
Norman Fosters Fertighaus könnte schon bald in Serie produziert werden. Foto: Mika Cartier

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