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Das niederländische Unternehmen Fiction Factory baut mit dem "Wikkelhouse" ein Haus aus Pappe.  Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte
Das niederländische Unternehmen Fiction Factory baut mit dem "Wikkelhouse" ein Haus aus Pappe. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte

Ein Haus aus Pappe – kann das halten?

Alternative Baustoffe helfen uns, das Klima zu schonen. Ein niederländisches Unternehmen setzt dabei auf ein eher ungewöhnliches Material: Pappe. Wir stellen das Haus aus Pappe und seine Vorteile vor.

Ein Haus aus Wellpappe bauen? Pappe würde man vielleicht nicht gerade als erstes nennen, wenn es darum geht ein Haus zu bauen. Doch das niederländische Unternehmen „Fiction Factory“ tut genau das. Seit 2016 produziert die Firma in Amsterdam das so genannte Wikkelhouse – ein Bio-Haus aus Pappe.

Das Haus aus Pappe von außen. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte____
Das Haus aus Pappe von außen. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte

Wie entsteht ein Haus aus Pappe?

Der Name „Wikkelhouse“ verrät schon viel über die Herstellung des Hauses aus Pappe. Bei der Produktion werden einzelne Bauteile mit Wellpappe umwickelt. Die Häuser bestehen aus mehreren gleichförmigen Modulen, die später zu einem beliebig langen Haus zusammengesetzt werden können. Für diese Module gibt es eine Art Schablone in Hausform, über die mithilfe einer Maschine 320 Meter Frischfaserkarton gewickelt wird. Damit die Pappe hält, wird bei dem Vorgang umweltfreundlicher Holzkleber zwischen die insgesamt 24 Schichten Wellpappe gegeben. Schließlich sollen die späteren Wände, der Boden und die Decke nicht auseinanderfallen. Außerdem kommt nach den ersten zwölf Schichten Sperrholz in die Wand, damit der Karton nicht zerdrückt wird.

In 40 Minuten ist das erste Bauteil (4,5 Meter lang, 1,2 Meter breit und 3,5 Meter hoch) eingewickelt. Damit das Haus aus Pappe Wind und Wetter trotzen kann, wird eine atmungsaktive und wasserresistente Kunststofffolie rund um die Wellpappe gezogen. Durchgeweichte Wände oder auch Schimmel in den Innenräumen haben so keine Chance. Nach 15 Jahren sollte die Folie allerdings ersetzt werden. Über die Folie kommt außerdem noch eine Fassade aus Kiefernholz als Schutz vor UV-Strahlen und Regen. Auch die Innenseite des Moduls wird mit Holzvertäfelungen verschönert. 

Die verschiedenen Schichten des Papphauses. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte____
Die verschiedenen Schichten des Papphauses. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte

Wellpappe macht das Haus stabil

Wie widerstandsfähig ist aber so ein Haus aus Pappe? Karton zählt zu den beliebtesten Verpackungsmaterialien. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde die 1871 entwickelte Wellpappe als Dämmmaterial für den Transport eingesetzt. Doch sie kann noch mehr. Die Wellenstruktur im Sandwichformat macht die Wellpappe sehr stabil. Es gilt: Je mehr Wellen und Papierlagen miteinander verklebt werden, desto stärker wird sie. Die Wellen im Inneren wirken dabei wie ein Polster und schaffen eine gleichmäßige Druckverteilung.

Und noch ein Vorteil spricht für das Schichtpapier als Baustoff: die Luftpolster in den Wellen sorgen neben der statischen Funktion auch für eine gute Isolation.

Die hölzerne Innenausstattung. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte____
Die hölzerne Innenausstattung. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte

Pappe als nachhaltiger Baustoff fürs Haus

Der Baustoff Pappe kann eine nachhaltige Alternative im Häuserbau sein, so heißt es aus Amsterdam. Doch welche Vorteile hat das Material tatsächlich? Im Gegensatz zu anderen Bausubstanzen ist Pappe zu hundert Prozent biologisch abbaubar. Außerdem nimmt das niederländische Unternehmen für die Herstellung der „Wikkelhouses“ keinen Recyclingkarton, sondern nach FCS zertifizierten Frischfaser-Wellkarton, der aus nachwachsenden Forstbeständen stammt. Das macht das Haus aus Pappe zu einer echten Option. Nachhaltiger ist der Baustoff auch, wenn es um die Ressourcen geht: Denn aus einem Baum erhält man rund vier Mal mehr Material für den Karton als für Holz.

Wer denkt, dass Domizil ist nur temporär bewohnbar, der irrt. Laut Unternehmen können die Häuser dauerhaft, mehrere Jahrzehnte halten.

Ein Blick durch die Glasfront. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte____
Ein Blick durch die Glasfront. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte

Aufbau und Grundmodelle

Ein Fundament benötigt das Haus aus Pappe nicht, da jedes Bauteil nicht mehr als 600 Kilogramm auf die Waage bringt. Vergleichsweise einfach ist auch der Bau vor Ort selbst. Das Team von „Fiction Factory“ gibt an, das neue Eigenheim in nur einem Tag aufzustellen. Bisher gibt es zehn der „Wikkelhouses“, zwei davon steht in Helgoland als nachhaltige Urlaubsdomizile.

Richtig heimelig werden die „Wikkelhouses“ je nach Ausstattung. Es gibt drei Grundmodelle für die Häuser: Basic, Office und Home. Als Zuhause beinhalten sie neben einer Küche auch ein Bad- und Schlafzimmer. Heizung und Strom sind in alle Varianten integriert.

Interessierte müssen mit einer Wartezeit von mehreren Monaten rechnen, denn mittlerweile sind die Auftragsbücher voll. Preislich bewegen sich die meisten Häuser zwischen 50.000 und 85.000 Euro ohne Transport und Aufstellung.

Beim Aufbau des Papphauses. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte____
Beim Aufbau des Papphauses. Foto: Wikkelhouse / Yvonne Witte

Die Erfindung eines Papphauses ist nicht neu

Die Erfindung, für den Hausbau Wellpappe zu verwenden, stammt übrigens nicht von Geschäftsführer Oep Schilling, sondern von seinem Landsmann, dem Verpackungsdesigner und Techniker René Snal. Der hat mit seiner „Wickelmaschine“ bereits Tomatenkisten und sogar ein Bett aus Pappe entworfen. Auch er wollte bereits ein Haus aus Wellpappe bauen, fand aber keine geeignete Lösung das Gebäude vor Nässe zu schützen. 2012 nahm sich sein Bekannter Oep Schilling der Problematik an, entwickelte die Folie als Regenmantel für das Haus – und das „Wikkelhouse“ war geboren.

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