Warum immer mehr Holzhochhäuser gebaut werden – und wo
Überall auf der Welt entstehen imposante Wohn- und Bürokomplexe, die vorrangig mit Holz gebaut werden. Doch sie haben auch Nachteile.
Moderne Holzwerkstoffe und innovative Bautechnik haben dazu beigetragen, dass beim Hochhausbau weniger Stahl und Beton Verwendung finden, als je zuvor. Zahlreiche Holzhochhausprojekte weltweit markieren den Trend, den diese Entwicklung gesetzt hat. Gerade für dicht bebaute Städte bieten sich Holzhochhäuser an, um zusätzlichen Wohn- und Arbeitsraum in der Höhe zu schaffen.
Warum werden immer mehr Holzhochhäuser gebaut?
Die Gründe dafür, mit Holz hoch zu bauen, liegen auf der Hand:
Holz ist leichter als beispielsweise Stahl und bietet eine gleiche Tragfähigkeit.
Zudem erreicht es eine hohe Wärmedämmung.
Mit Beton haben moderne Holzmaterialien gemein, dass sie dieselbe Druckfestigkeit besitzen.
Und grünes Baumaterial hat es natürlich eine positive Ökobilanz. Beim Bauen mit Hölzern können Projekte CO2-neutral realisiert werden.
Hochhäuser aus Holz: Die Nachteile
Den großen Nachteil, den der Hausbau mit Holz mit sich bringt, ist die penible Planung. Denn anders als beim Bauen mit Beton können keine nachträglichen Bohrungen und Korrekturen innerhalb der Bauphase mehr vorgenommen werden, da das Verspachteln bei Holz nicht mehr möglich ist. Das heißt, dass die Pläne der Architekten erst abgenommen werden können, wenn tatsächlich ein komplett schlüsselfertiges Gebäude auf dem Papier entstanden ist.
Aktuell noch gewichtiger ist allerdings der in jüngerer Vergangenheit gravierend gestiegene Preisfür Baumaterialien. Insbesondere am Holzmarkt haben die Preise stark angezogen.
Holz-Hybrid-Hochhaus setzen sich durch
Den Preisen zum Trotz erleben in den vergangenen Jahren Bauteile aus Brettschichtholz und Sperrholz einen spürbaren Boom. Gerade im Bereich von Hybridkonstruktionen (Stahlkerne in Verbindung mit Holz-Beton-Verbundstoffen) kommen Hölzer zum Einsatz, die zuvor weniger Beachtung in der Architektur fanden. Echte Pionierarbeiten sind daher die Holzhochhäuser, die in der ersten Generation in Kanada oder in Norwegen entstanden sind.
In Deutschland wurde die Idee, mit Holz in die Höhe zu bauen im Sommer 2011 erstmals aufgegriffen. Die Architekten von Huber & Sohn entwarfen einen mehrgeschossigen Bau, der im oberbayrischen Aibling realisiert werden konnte. Der erste Achtgeschosser in Holzbauweise war lange Zeit mit seinen 25 Metern Höhe der höchste in Deutschland.
Längst ziehen nationaler und internationale Markt gleichauf. So sind weltweit zahlreiche neue Bauprojekte geplant. Von ihren angedachten Höhenmaßen sollen sie die bisher entstandenen Holzhochhäuser sogar überragen
Die drei höchsten Holzhochhäuser der Welt
Mjøstårnet – das aktuell höchste Holzhochhaus der Welt
Das aktuell höchste Holzhochhaus weltweit steht im norwegischen Brumunddal. Am Ufer des Mjøsa wurde in gerade einmal zwei Jahren das knapp 85,5 Meter hohe Mjøstårnet errichtet. Auf seinen 18 Geschossen vereint das Haus neben Hotelzimmern und 33 Wohnungen auch Büros, ein Restaurant und einen Veranstaltungssaal. Für den Entwurf zeichnete das Planungsbüro von Voll Arkitekter verantwortlich.
Hoho Wien – das weltweit zweithöchste Holzhochhaus
Die Nummer 2 in der Holzhochhaus-Weltrangliste nimmt das HoHo Wien ein, das 2020 im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt seiner Bestimmung übergeben wurde. Verteilt auf 84 Metern Höhe finden sich hier 24 Geschosse. Die teilen sich ein Hotel, ein Fitnessstudio, Restaurants und Apartments. Der Baustoff Holz durchzieht auch die Innenräume und Decken des Hochhauses. Entworfen hat es das Architekturbüro Rüdiger Lainer + Partner.
Sara Kulturhus in Schweden – 20 Geschosse in Modulbauweise
Das Hochhaus „Sara Kulturhaus“ im schwedischen Skellefteå ragt 76 Meter in die Höhe und umfasst 20 Geschosse. Geplant wurde es vom Büro White Arkitekter. Das Kultur- und Hotelhochhauch verdankt seinen Namen der Schriftstellerin Sara Lidmann und wurde in Modulbauweise umgesetzt.
Diese Holzhochhaus-Projekte sind in Planung
Im Moment befinden sich international noch weitere Holzhochhaus-Projekte in Planung und im Bau.
„Canada’s Earth Tower“ soll 120 Meter hoch werden
Eines der höchsten Hybridhäuser aus Holz und Beton entsteht derzeit im kanadischen Vancouver. Bereits 2019 haben hatten die Chicagoer Architekten von Perkins and Will „Canada’s Earth Tower“vorgestellt. Dessen Turm soll an die 120 Meter hoch werden. Auf fast 32.000 Quadratmetern sollen bis zu 40 Etagen mit Büros, Geschäftsräumen, Gastronomie und Wohnungen umgesetzt werden. Das Fundament des Baus besteht gänzlich aus Beton, für Wände, Decken und Stützen wird Holz verbaut.
Das Architekturbüro Perkins and Will ist bereits erfahren im Planen von Holzhochhäusern. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Thornton Tomasetti und der Universität Cambridge wurde nach den Plänen der Architekten mittlerweile auch der 2016 entworfene „River Beech Tower“. Der Holzturm in Chicago umfasst 80 Etagen.
Doppel-Turmbau „Dutch Mountains“ soll neuen Maßstab im Holzhochbau setzen
Ein Griff zu den Sternen plant ebenso das Architekturbüro Studio Marco Vermeulen aus Rotterdam. Im niederländischen Eindhoven sollen unter der Führung der Architekten die „Dutch Mountains“in den kommenden Jahren realisiert werden. Dabei handelt es sich um einen Doppel-Turmbau, der Hotels, Büros, ein Geschäftszentrum und Einrichtungen für Wellness und Catering beherbergen wird. Mit Höhenmaßen von 130 und 100 Metern wollen die Entwickler der Immobilie einen neuen Maßstab in Sachen Holzhochhausbau setzen.
Auch in Deutschland entstehen neue Holzhochhäuser
Wer nach Superlativen im Skyscrapper-Bereich sucht, muss zukünftig nicht unbedingt die Welt bereisen, denn auch in Deutschland entstehen gegenwärtig architektonische Leckerbissen aus Holz. Das wohl prominenteste Beispiel darunter ist sicherlich das „Roots“-Hochhaus, das bis 2023 in der Hamburger HafenCity gebaut wird. 73 Meter hoch wird gebaut, 16 von 20 Geschossen des Riesen entstehen in Holzbauweise.
Nicht nur eines, sondern gleich eine ganze Reihe von Gebäuden, die in Holzbauweise ausgeführt werden, sind für den Münchner Stadtteil Riem geplant. Nach Plänen der Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin Andrea Gebhard bilden mehrere Häuser mit Höhen von jeweils zwischen 45 und 60 künftig einen Boulevard des Viertels.