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Die fast schon ikonische Fahrradbrücke Cykelslangen in Kopenhagen. Foto: Getty Images
Die fast schon ikonische Fahrradbrücke Cykelslangen in Kopenhagen. Foto: Getty Images

Fahrradstadt Kopenhagen: In Dänemark auf zwei Rädern

Längst gilt die dänische Hauptstadt Kopenhagen als eine der besten Fahrradstädte der Welt. In der Stadt gibt es nicht nur mehr Fahrräder als Menschen, seit Jahrzehnten setzt die Stadtplanung konsequent darauf, das Fahrrad zum Verkehrsmittel Nummer eins zu machen. Und weil das Konzept der Fahrradstadt Kopenhagen so erfolgreich ist, gibt es mittlerweile sogar ein eigenes Wort dafür, „Copenhagenize“, also die Kopenhagenisierung urbaner Mobilität.

Einfach mal auf zwei Rädern durch die Stadt gleiten. Nicht im Zickzack um Fußgänger herumzirkeln müssen und stets auf der Hut vor Autotüren zu sein, die plötzlich und unerwartet als Hindernis in den Radweg hineinragen? In den meisten Großstädten bleibt es für Radfahrende ein frommer Wunsch, sich einigermaßen sicher und ohne größeren Stress auf dem Drahtesel im Alltagsverkehr zu bewegen. 

Fahrrad in Kopenhagen als Verkehrsmittel Nummer 1 

In der Fahrradstadt Kopenhagen sieht es anders aus. Die Stadt setzt radikal aufs Rad. Nicht nur, um das Ziel der Klimaneutralität der skandinavischen Metropole zu erreichen, sondern um Fahrräder langfristig als Mittel nachhaltiger urbaner Mobilität zu etablieren.

Im jährlich von der Stadt herausgegebenen „Copenhagen Bicycle Report“ geben 48 % der Bürgerinnen und Bürger an, das Rad als bevorzugtes Fortbewegungsmittel zu nutzen, 79 % fühlen sich sicher, wenn sie sich mit dem Rad durch die Stadt bewegen. Und auch die ganz junge Generation setzt aufs Rad: Sieben von zehn Kindern radeln zur Schule. 

Radfahrer dominieren das Straßenbild in Kopenhagen. Foto: Adobe Stock____
Radfahrer dominieren das Straßenbild in Kopenhagen. Foto: Adobe Stock

Dass 97 % der Kopenhagenerinnen und Kopenhagener mit der Fahrradfreundlichkeit ihrer Stadt zufrieden sind, liegt an einer ganzen Reihe von Elementen, die in Kopenhagen konsequent ineinandergreifen:

-       Konsequente bauliche Trennung von Auto- und Radwegen sowie Ausbau von Radschnellwegen, die das Umland mit der Hauptstadt verbinden.

-       Investitionen in Wege, die ausschließlich Radfahrenden und Fußgängern vorbehalten sind – inklusive Neubau von Fahrradbrücken, um effizienter zwischen Stadtteilen zu pendeln.

-       Sukzessiver Rückbau von Parkflächen für Autos im Innenstadtbereich.

-       Politische und touristische Begleitung beim Entwickeln einer urbanen Fahrradkultur.

Baulich getrennte Radwege in Kopenhagen: Sicher für alle

Die Radweginfrastruktur in Kopenhagen umfasst 388 Kilometer baulich getrennte Radwege, 33 Kilometer markierte Radwege, 65 Kilometer grüne Routen, die abseits vom Verkehr durch Parks und grüne Erholungsgebiete führen und 60 Kilometer sogenannte „Superhighways“, die das Stadtzentrum mit dem Umland verbinden. 

Die Trennung von Straße, Radweg und Fußgängerweg ist in Kopenhagen zum Großteil über eigene Höhenprofile gelöst, damit man weder auf dem Radweg parken kann noch als Fußgänger versehentlich auf den Radweg stolpert.

Wer je als Tourist in Kopenhagen zu Fuß versucht hat zur Rushhour (montags bis mittwochs sind doppelt so viele Fahrräder wie Autos in der Stadt unterwegs) über den Radweg abzukürzen, weiß außerdem: Die Dänen nehmen es mit ihren Radwegen sehr ernst.

Mit dem E-Bike über den Superhighway ins Büro 

An Attraktivität dürften in Zukunft die „Superhighways“ gewinnen. Bis 2045 ist geplant, dass überregionale Schnellwegnetz auf 145 Kilometer auszubauen. Aktuell sind insgesamt 31 Gemeinden der Metropolregion Kopenhagen an das Radschnellwegnetz angeschlossen. Mit der raschen Verbreitung von E-Bikes rechnen sich die Planer aus, dass diese Routen bei Pendlern in Zukunft noch populärer werden. Heute nutzen 17 % der Kopenhagener E-Bikes, um auf diesen längeren Pendelstrecken zu pedalieren, Tendenz steigend. Populär sind die Roskilderoute (28,8 Kilometer) und die Frederikssundroute (42,7 Kilometer).

Cykelslangen: Ikone der Radarchitektur

Auch die Radverkehrswende braucht ihre architektonischen Ikonen. In Kopenhagen sind das die Radbrücken, die den Transit entlang des Hafens und zwischen den Stadtteilen effizienter machen. Insgesamt 16 Brücken finden sich im Stadtgebiet. 

Viele Brücken in Kopenhagen sind ausschließlich für den Radverkehr gedacht. Foto: Getty Images____
Viele Brücken in Kopenhagen sind ausschließlich für den Radverkehr gedacht. Foto: Getty Images

Weltbekannt ist die 220 Meter lange Cykelslangen-Brücke, zu deutsch „Fahrradschlange“, des Büros Dissing+Weitling, die den Südhafen mit der Insel Amager verbindet. Viele Studierende nutzen die Brücke, um von der Innenstadt zum Campus der Universität Kopenhagen zu radeln. 2015, ein Jahr nach der Fertigstellung, überquerten 20.700 Räder pro Tag die Brücke, viel mehr, als sich die Planer ursprünglich erhofft hatten.

Im selben Jahr wurde außerdem die Cirkelbroen-Brücke des dänisch-isländischen Architekten Olafur Eliasson fertiggestellt. Mit 5000 Überquerungen pro Tag kommt die Brücke zwar nicht an die „Fahrradschlange“ heran, allerdings gilt das Bauwerk zwischen Christianshavn und Applebys Plads auf seinen fünf unterschiedlich großen kreisrunden Plattformen als Beispiel gelungener Architektur, die die Nutzung für Fußgänger und Radfahrer gleichzeitig möglich macht.

Fahrradstadt Kopenhagen hat den Autoverkehr ausgeladen

Dass Konzept der Fahrradstadt Kopenhagen schließt den Autoverkehr in der Innenstadt nicht aus. Dennoch soll sein Anteil bis 2025 nur noch ein Viertel im Verkehrsmix (ÖPNV, Auto, Fahrrad, Fußgänger) ausmachen. Um die direkte Konfrontation mit den Autofahrenden zu vermeiden, wählten die Stadtplaner eine Strategie des jahrzehntelangen Rückbaus der Parkplatzinfrastruktur. Der dänische Architekt und Stadtplaner Jan Gehl sagte in einem Interview 2018, man habe seit den frühen 1970ern stillschweigend die Zahl der Parkplätze reduziert: „Wir haben die Autos durch die Hintertür hinausgebeten. Denn wer nicht parken kann, der kann auch nicht fahren.“ Dieser Prozess, wohlgemerkt über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren, hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass die Gründe, in Kopenhagen aufs Rad zu steigen, heute sehr eindeutig ausfallen: Es sei ganz einfach schneller (50 %) und leichter (59 %), sagen die Kopenhagener. 

Wer sein Fahrrad liebt, fährt Rad in Kopenhagen

Und dann ist da auch noch die Sache mit der Fahrradkultur. Es ist in Kopenhagen hip, sich auf dem Sattel durch die Stadt zu bewegen. Spitzenpolitikerinnen und Politiker gehen mit gutem Beispiel voran, Fahrradläden sind soziale Hubs in denen man ganz selbstverständlich richtig guten Kaffee trinken kann und natürlich gibt es jede Menge Fahrradequipment „Made in Kopenhagen“ von der Fahrradtasche bis zum kompletten Rad im Skandi Design.

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Grand Départ 2022: Tour de Copenhagen 

Dem Stadtmarketing der Fahrradstadt Kopenhagen kann so etwas nur recht sein, aber es gibt immer wieder Initiativen, die Kultur des Radfahrens in Kopenhagen voranzutreiben. So ist es kein Zufall, dass am 1. Juli 2022 die Grand Départ der Tour de France in Kopenhagen stattfand. Anstatt aber die Straßenabsperrungen im Anschluss wieder abzubauen, ließen die Dänen sie stehen. Am 2. Juli war der 13 Kilometer lange Kurs für die gesamte Öffentlichkeit freigegeben. Am Ende der Tour de France 2022 siegte übrigens der 25-jährige Jonas Vingegaard. Ein Däne.

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