Wie sinnvoll ist ein energieautarkes Haus?
Wie wehrt man sich am besten gegen steigende Energiepreise? Klar, man versorgt sich einfach selbst mit Energie. Insbesondere Eigenheimbesitzer dürften schon mal mit diesem Gedanken gespielt haben. Doch wie sinnvoll ist ein energieautarkes Haus?
Was ist ein energieautarkes Haus?
Um die Frage zu beantworten, wie sinnvoll es ist, wollen wir zuerst einmal erklären, wann man von einem energieautarken Haus spricht. Denn energetische Autarkie ist nicht mit vollständiger Autarkie zu verwechseln. Während Autarkie im Allgemeinen auch Bereiche wie die Wasser- oder die Lebensmittelversorgung einschließt, bezieht sich die energetische Autarkie ausschließlich auf die Energieversorgung – ein guter Anfang, wie wir finden, denn eine vollständige Autarkie ist in Deutschland an hohe rechtliche Hürden geknüpft. So ist beispielsweise eine Anbindung an das Ver- und Entsorgungsnetz verpflichtend. Unser Fokus richtet sich daher auf ein energieautarkes Haus, in dem man selbst die Strom- und Wärmeversorgung übernimmt und losgelöst von den öffentlichen Stromnetzen leben kann.
Wie kann ein energieautarkes Haus funktionieren?
Ein energieautarkes Haus verspricht nicht weniger, als die Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen, lästigen Vertragsdetails mit Stromanbietern und klimaschädlichen Energieträgern wie Kohle und Atomenergie. All jene, die vor allem Letzteres anstreben, setzen am besten gleich auch auf nachhaltige Baustoffe. Für die Energieautarkie braucht man aber einerseits die Möglichkeit selbst Strom zu generieren und andererseits die Gewissheit, dass im Winter die Füße nicht am Parkett anfrieren.
Strom im energieautarken Haus
Die gängigste und rentabelste Möglichkeit selbst Strom zu erzeugen, ist eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Zwar gibt es auch Alternativen wie ein kleines Windrad im Garten, diese sind aber meist zu teuer oder generell nicht für den Privatgebrauch geeignet. Die Photovoltaikanlage ist vergleichsweise günstig, kostet je nach Hausgröße aber trotzdem zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Mit verküpftem Stromspeicher wird es fast doppelt so teuer. Dieser ist aber nahezu unverzichtlich. Dort kann überschüssige Energie gespeichert und später genutzt werden, wenn die Sonne mal nicht scheint. Im Sommer lässt sich der eigene Verbrauch durch den selbst produzierten Solarstrom gut decken.
Wärmeversorgung im energieautarken Haus
Für die Wärmeversorgung im energetischen Selbstversorgerhaushalt bietet sich beispielsweise eine Wärmepumpe an. Diese funktioniert quasi wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Eine Luftwärmepumpe entzieht der Außenluft Wärme, gibt diese ins Hausinnere ab und sorgt damit für wohlige Raumtemperaturen und warmes Wasser. Neben der Außenluft können auch Erde oder Grundwasser als Wärmequelle dienen. Je nach Art der Wärmepumpe muss man mit Kosten zwischen 12.000 und 20.000 Euro rechnen.
Um Wärme zu generieren, muss eine Wärmepumpe allerdings mit Strom versorgt werden: eine weitere Aufgabe für die Photovoltaikanlage. Falls diese mal überfordert ist, könnte ein wasserführender Kaminofen in die Bresche springen, der nicht nur den Raum, in dem er sich befindet, erhitzt, sondern auch Wasser in einer Wassertasche, welches dann im Haus verteilt wird. Der Kostenpunkt liegt dafür bei mindestens 3.000 Euro.
Damit die Wärme auch im Hausinneren bleibt, sollte ein energieautarkes Haus besonders gut gedämmt sein. Indem man den Wärmeverlust verhindert, senkt man den Energiebedarf – ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Pro Quadratmeter kostet die Dämmung ca. 150 Euro. Bei 200 Quadratmetern Fassadenfläche macht das immerhin 30.000 Euro.
Welche Förderungen gibt es für energieautarke Häuser?
Man merkt: Wer Energiekosten einsparen will, muss erst einmal tief in die Tasche greifen. Viele der Komponenten für ein energieautarkes Haus werden allerdings gefördert. Für die Photovoltaikanlage sowie für den Stromspeicher etwa erhalten Hausbesitzer zinsgünstige Tarife der KfW-Bank. Für die Wärmepumpe sowie die Wärmedämmung gibt es darüber hinaus sogar Zuschüsse im Rahmen der Förderung des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Zumindest ein Teil der Investitionskosten kann so eingespart werden.
Ist die komplette Unabhängigkeit vom Stromnetz wirklich sinnvoll?
Klingt doch alles plausibel und machbar. Im Sommer kann es auch durchaus funktionieren, komplett auf den selbst produzierten Solarstrom zu setzen. Im Winter dürfte diese Taktik allerdings nach hinten losgehen. Dann kann es in den eigenen vier Wänden schnell mal kühl und dunkel werden. Das liegt daran, dass die Sonnenkraft in den Wintermonaten häufig nicht ausreicht, um genügend Strom zu generieren. Die Wärmeversorgung leidet in diesem Falle gleich mit. Gerade dann, wenn Licht und Wärme am wichtigsten sind, ist ihre Verfügbarkeit also alles andere als garantiert. Denn selbst wenn ein wasserführender Kaminofen eingebaut ist, reicht dieser kaum, um das ganze Haus mit Wärme zu versorgen – und mit Licht schon gar nicht.
Was in diesem Fall wirklich hilft, ist ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz, der die Versorgung im Notfall absichert – und dieser Notfall dauert in der Regel mindestens drei Monate. Wenn man im Sommer hingegen zu viel Strom für sich selbst produziert, kann man den Überschuss in die öffentlichen Stromnetze einspeisen und erhält dafür auch noch eine Einspeisevergütung. Diese hilft zusätzlich dabei, das nahezu vollständig energieautarke Haus zu finanzieren.
Unser Fazit: Auf lange Sicht kann ein weitestgehend energieautarkes Haus durchaus rentabel sein. Die Betonung liegt dabei aber auf weitestgehend. Denn trotz aller Förderungen ist die Unabhängigkeit ein teures Unterfangen – und die Gewissheit, dass man sich ganzjährig eigenständig mit Strom versorgen kann, bringen selbst die höchsten Investitionen nicht. Es macht absolut Sinn, als Hausbesitzer selbst Strom und Wärme zu produzieren, aber nur, wenn ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz die Versorgung absichert und überschüssig produzierten Strom für andere nutzbar macht.