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Tiny House Blueprint
Tiny Houses versprechen Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit, halten sie das Versprechen? Bild: Getty Images

Tiny House – wie sinnvoll ist es?

Energiekrise, Wohnungsnot, teure Häuser. Ist das Tiny House die Lösung? Wir zeigen, wie nachhaltig, unabhängig und teuer ein Tiny House wirklich ist.

Es ist Trend, es soll Energie sparen und verspricht Unabhängigkeit. Auf sieben oder acht Metern Länge, zweieinhalb Metern Breite und vier Metern Höhe kann man doch auch nicht viel Wasser und Strom verbrauchen, oder? Ein Tiny House hat in etwa die Größe eines Schiffscontainers, ein kleines Badezimmer, eine offene Küche und einen „großen“ Raum, unterteilt in zwei Ebenen, um Fläche zu gewinnen. Aber hält das mobile Eigenheim in klein, was es verspricht? Geringe laufende Kosten fürs Portemonnaie? Nachhaltig und dennoch komfortabel? Wir beleuchten Unabhängigkeit, Nachhaltigkeit und Kosten der Tiny Houses.

Ist ein Tiny House unabhängig?

Im Tiny House zu wohnen, ist in Amerika überall erlaubt, aber nicht in Deutschland. Eine Baugenehmigung ist unumgänglich, und die gibt es nur für Dörfer, Städte, Kleinsiedlungsgebiete oder Sondergebiete. Aber nicht für Seen und Wälder. Allein wohnen geht schon mal nicht. Die beste Chance auf eine Baugenehmigung hat man in „Sondergebieten, die der Erholung dienen“. Die sind eher als Ferienhausgebiete oder Campingplätze bekannt. Auf letzterem kann ein Tiny House auch auf einem Stellplatz stehen, dafür braucht es keine Baugenehmigung. Oder man baut sich ein Tiny House auf Rädern, in dem man mobil ist und schafft sich damit wenigstens ein Stück Unabhängigkeit.

Tiny House auf Rädern____
Auf Rädern lässt sich das Tiny House überall abstellen, um darin zu wohnen ist aber eine Baugenehmigung nötig. Bild: Getty Images

Ist ein Tiny House nachhaltig?

Autarkie funktioniert in Deutschland rechtlich nicht. Ein Haus muss an das Ver- und Entsorgungsnetz angeschlossen sein – an das Straßen- und Wegenetz übrigens auch. Aber ist es dann sinnvoll ein Tiny House im Sinne der Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit zu beziehen? Lassen sich Ressourcen sparen und wenn ja, wie viele? Und zu welchem Preis? Wie nachhaltig ein Tiny House ist, wollen wir von verschiedenen Seiten beleuchten. Dazu betrachten wir die Faktoren Wasserverbrauch, Stromverbrauch, Heizung, Dämmung, Bauweise und Lebensstil. Starten wir mit der Ressource Wasser:

Wasserverbrauch

Unabhängig vom Wasser- und Abwassernetz zu sein, funktioniert so: Man muss sich von der Anschlusspflicht befreien lassen und beim Landratsamt die Entnahme von Wasser aus Boden, See oder Fluss beantragen. Ein Wasserfilter muss für zulässige Trinkwasserqualität sorgen. Beim Ab- bzw. Grauwasser gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine Sammelgrube unter dem Tiny House ist einfach zu installieren, aber teuer zu entleeren und zu entsorgen. Eine Trenntoilette sorgt für bis zu 90 Prozent weniger Wasserverbrauch beim Spülen. Das kann das Entleeren herauszögern. Eine Pflanzenkläranlage ist eine andere Möglichkeit. Durch eine Vorkläranlage und ein angelegtes Pflanzenbeet wird das Abwasser natürlich gefiltert und kann wieder in die Natur fließen. Unabhängigkeit vom Wassernetz funktioniert, das spart aber noch keine Ressourcen. Duschen, Wäsche waschen, Geschirr spülen: All das verbraucht genauso viel Wasser, wie in einer 100-Quadratmeter-Wohnung. Der Lebensstil ist entscheidend, nicht wo man haust.

Stromverbrauch

Solarenergie ist nachhaltig und macht unabhängig, aber spätestens im Winter muss Netzstrom her. Das Solar-Beispiel: 20 Quadratmeter Dachfläche mit zehn Solarplatten erzeugen 1800 Kilowattstunden (kWh) im Jahr, also rund 5 kWh am Tag (mehr im Sommer, weitaus weniger im Winter). Es gibt auch Module mit mehr Leistung, jedoch für deutlich mehr Geld. Wie viel Energie unter welchen Umständen gewonnen wird, lässt sich in einem Photovoltaik-Ertragsrechner herausfinden. Wasserboiler, Elektroheizung, Kühlschrank – fast alles braucht Strom, und zwar rund 8,5 kWh pro Tag im Tiny House. Das sind rund 3.100 kWh im Jahr. Für zwei Personen sind 2.500 bis 3.000 kWh jährlich in Haus oder Wohnung Durchschnitt. Zwar können Teile des Verbrauchs durch den selbstproduzierten Solarstrom gedeckt werden, das klappt aber auch in einem normalen Haus – und das durch die größere Dachfläche in der Regel sogar besser.

Ein weiteres Problem ist die Nacht. Die Solarplatten können dann keine Energie erzeugen. Wir gehen von 2,5 kWh durch laufende Geräte in der Nacht aus, also braucht es eine 3-Kilowatt-Batterie, damit der Kühlschrank nachts nicht abschaltet. Wenn solch eine Batterie verbaut ist und jeden Tag die Sonne scheint, kommt ein Tiny House im Sommer ohne Netzstrom aus – aber nicht im Winter. Um den selbst produzierten Solarstrom nutzen zu können, braucht es noch einen Wechselrichter. Dieser bringt den Strom auf 230 Volt, die Spannung für herkömmliche Haushaltsgeräte.

Tiny House im Wald____
Ein Tiny House am Wald ist nur mit einem Anschluss zum Straßen- und Wegenetz möglich. Bild: Adobe Stock

Heizung

Der größte Stromfresser ist für gewöhnlich die Heizung, aber nur, wenn auch mit Strom geheizt wird. Eine Gasheizung spart Strom, aber nachhaltig ist sie durch den fossilen Brennstoff nicht. Ein Holz- oder Pelletofen kann eine klimafreundliche Option sein und Strom sparen. Der Pelletofen ist aus der Ferne steuerbar und die Temperatur regelbar. Allerdings gibt es ohne eine verlegte Stromheizung einen Abstrich: Der Fußboden ist im aufgebockten Tiny House meist der kälteste Punkt und gerade der lässt sich mit dem Pelletofen nicht heizen.
Die Heizung ist für die Warmwasserversorgung zuständig. Deutsche verbrauchen durchschnittlich 30 bis 45 Liter Warmwasser pro Tag, darunter Geschirr spülen, duschen und Wäsche waschen. Bei sparsamer Lebensweise reicht für zwei Personen im Tiny House ein moderner Elektroboiler mit 50 Liter Fassungsvermögen. Allerdings benötigt auch dieser viel Energie. Die energiesparendste Variante ist ein Pelletofen mit Wassertasche. Beim Heizen im Tiny House entsteht Warmwasser zeitgleich in einer separaten Kammer des Ofens, Energie und Ressourcen werden gespart! So würde auch beim Solarbeispiel ein deutlich geringerer Energiebedarf im Tiny House entstehen.

Dämmung

Hanf oder Schafswolle als Wärmedämmung sind nachhaltig und effizient. Der Platz ist das Problem: Im Boden sind maximal zehn, in der Wand nur sechs Zentimeter Dämmung möglich, denn im Tiny House ist meist nicht mehr Platz. Moderne Passivhäuser haben im Vergleich eine 30 Zentimeter starke Dämmung. Diese gelten aktuell als die effizienteste und damit nachhaltigste Bauweise.

Aber auf kleinem Raum muss doch ohnehin nicht viel geheizt werden, oder? Richtig, aber ein Tiny House kommt bei geringem Volumen auf viel Außenwand-Fläche und verliert darüber viel Wärme. Zwei Ingenieure aus Bochum haben errechnet, dass ein Tiny House im Vergleich zum Passivhaus sieben Mal schlechter abschneidet, in Bezug auf die benötigte Wärme zum Heizen. Das liegt vor allem daran, dass ein großes Haus durch angrenzende Räume weniger Energie-, Heiz- und Materialbedarf hat. Die Faustregel: Je größer das Gebäude, desto geringer der Energiebedarf der einzelnen Wohnungen. Vor allem Hochhäuser schneiden sehr gut ab. In denen lohnt sich ein Fahrstuhl auch mehr als in einem Tiny House.

Tiny House Einrichtung____
Ein nachhaltiges Tiny House wird mit Holz aus Deutschland gebaut. Bild: Getty Images

Bauweise

Mit den richtigen Materialien beim Bau, können Tiny Houses in Sachen Nachhaltigkeit ordentlich punkten. Oftmals bestehen sie aus Holz, was ein besonders nachhaltiger Baustoff ist. Idealerweise sollte es aus Deutschland kommen, um den CO2-Ausstoß der Lieferkette zu minimieren. Bei fertigen Bausätzen sollte man sich bei den Unternehmen informieren, woher sie ihre Materialien beziehen. Aufgepasst: Holz aus Deutschland kann den Preis des Tiny Houses jedoch in die Höhe treiben.

Lebensstil

Letztendlich kommt es auch darauf an wie wir unser Leben im Tiny House führen. Viele Besitzer berichten im Internet über eine neugewonnene nachhaltigere Lebensweise in ihrem kleinen zu Hause. In der Tat sollten Tiny-House-Besitzer Neuanschaffungen durchdenken, ob Pullover oder Wandschrank. Der Raum ist begrenzt. Das bietet Einsparpotenziale. Wer dann beim Einzug ins Tiny House noch alte Besitztümer, die nicht mitkommen können, spendet oder über Second-Hand-Plattformen verkauft, verringert seinen CO2-Fußabdruck.

Lohnt sich ein Tiny House für das Portmonee?

Das muss jeder selbst entscheiden. Ein Tiny House hat keinen pauschalen Preis. Der ist abhängig von Größe, Bauart, Ausstattung und davon ob es selbstgebaut oder von einer Firma errichtet ist. Einen Rohbausatz gibt es für 10.000 Euro, mit Ausstattung bis zu 35.000 Euro. Fertige Tiny Houses liegen in einem Rahmen von 40.000 Euro bis – nun ja, bis ins Unermessliche. Wer sich zum Rohbausatz eine maßgefertigte Inneneinrichtung, einen Trailer, die Solaranlage, die Sammelgrube, die Trenntoilette und alle anderen nachhaltigen Einrichtungsgegenstände aus diesem Beitrag besorgt, kann mit rund 45.000€ rechnen. Eher mehr. Bezugsfertige Tiny Houses, die als beinahe autark angepriesen werden, kosten zwischen 80.000 und 180.000 Euro. Das Grundstück, bürokratische Kosten und Zeitaufwand sind auch nicht zu vernachlässigen. Wenn man das Haus bei einem 8-Stunden-Arbeitstag in seiner Freizeit selbst baut, wird man je nach handwerklichem Können ein bis zwei Jahre beschäftigt sein, bevor man einziehen kann.

Ist ein Tiny House eine nachhaltige Investition?

Durch die meist personalisierte Bauweise und Einrichtung sinkt die Chance das Haus weiterzuverkaufen. Außerdem sind Tiny Houses ein Nischenprodukt. Der Markt ist deutlich kleiner als für reguläre Häuser oder Wohnungen. Ein Weiterverkauf könnte also wenig lukrativ sein – wenn es überhaupt Interessenten gibt.

Fazit: Lohnt sich ein Tiny House?

Ein Tiny House kann seinen Bewohnern zu einer ökologisch nachhaltigeren Lebensweise verhelfen. Ressourcen einzusparen ist möglich, aber komplett autark zu leben, funktioniert meistens nicht. Es kostet weniger Geld im Bau, aber im Gegensatz zu herkömmlichen Immobilien rentiert sich die Investition unter Umständen nicht, da Tiny Houses einen geringen Wiederverkaufswert besitzen. Der Aufwand für den Bau ist hoch, die Suche nach einem geeigneten Standort ist eine Herausforderung, besonders für Menschen, die öfter umziehen möchten. Wer dem Trend dennoch folgen möchte, sollte sich beim Bau konkret über den Standort informieren, nachhaltige Nutzungsmethoden und deren Kosten berücksichtigen und auch entscheiden, ob für den Bau eine Firma beauftragt werden soll.

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