Lieferdrohnen: Eine Revolution der Logistik liegt in der Luft
Mithilfe von Lieferdrohnen könnten Pakete, Medikamente und sogar Essen schon bald schneller und effizienter zugestellt werden als je zuvor. Wo kommen die fliegenden Kuriere bereits zum Einsatz und was steht ihrem flächendeckenden Durchbruch noch im Weg?
Was zum jetzigen Zeitpunkt noch wie Science-Fiction klingt, ist in manchen Ländern bereits Realität: Sendungen, die normalerweise mit herkömmlichen Liefermethoden zugestellt würden, kommen den Empfängern dort im wahrsten Sinne des Wortes einfach zugeflogen. In verschiedenen Projekten weltweit werden gegenwärtig Lieferdrohnen getestet und für einen flächendeckenden Einsatz vorbereitet. Verfechter sehen riesige Potenziale in der Technik. Sie steht aber auch noch vor großen Herausforderungen.
Wo Lieferdrohnen bereits im Einsatz sind
Paketdrohnen: Logistische Höhenflüge
Logistikunternehmen haben in den letzten Jahren intensiv in die Entwicklung von Lieferdrohnen investiert. Besonders in dicht besiedelten städtischen Gebieten oder schwer erreichbaren ländlichen Regionen könnte die Technik nützlich sein. Ein prominentes Beispiel ist der Dienst Amazon Prime Air, der bereits heute Lieferungen per Paketdrohne in den USA anbietet. Der jüngste Meilenstein: Seit November 2024 können Kunden in Tolleson (Arizona) Pakete mit einem Gewicht von höchstens 5 Pfund innerhalb von einer Stunde per Drohne erhalten.
Ein weiteres erfolgreiches Projekt ist Wing, eine Tochtergesellschaft von Alphabet, dem Mutterkonzern von Google. Wing testet bereits seit Jahren Drohnenlieferungen in Australien, Finnland und den USA. Besonders beliebt sind dabei Lieferungen von Lebensmitteln, Kaffee und Medikamenten, die innerhalb weniger Minuten beim Kunden ankommen.
Essenslieferung per Drohne: Schneller als Tütensuppen
Auch für Essensbestellungen wird der Einsatz von Lieferdrohnen immer beliebter. Vorreiter ist hier der Dienst Manna Aero, der in Irland bereits tausende Bestellungen ausgeliefert hat. Pizza, Burger oder Sushi kommen per Drohne direkt zum Kunden – in durchschnittlich 3 Minuten, wie Manna Aero wirbt. Demnach seien die Drohnenlieferungen außerdem sicherer, umweltfreundlicher und leiser als herkömmliche Lieferungen.
Selbst im nördlichen Brandenburg kann man mittlerweile Essen bestellen, das per Drohne geliefert wird. In einem Modellprojekt des Trägers Stadt-Land-Drohne beliefert die sogenannte Marktschwalbe Dörfer rund um Wusterhausen/Dosse mit Produkten von sechs teilnehmenden Händlern. Dazu zählt auch das griechische Restaurant Akropolis, das zur Mittagszeit ganze Mahlzeiten per Luftexpress anbietet.
Medizinische Notfallversorgung: Drohnen retten Leben
Ein weiterer vielversprechender Einsatzbereich von Transportdrohnen ist die medizinische Versorgung. In abgelegenen Regionen oder bei dringenden Notfällen können Drohnen Medikamente, Blutkonserven oder Organe schneller liefern als traditionelle Transportmittel. Das kalifornische Unternehmen Zipline etwa stellt in Ghana mittlerweile die größte Drohnenlieferflotte der Welt. Die kleinen Flieger erreichen dort rund 2.500 Gesundheitseinrichtungen in weniger als einer Stunde. Mittlerweile werden von Zipline in Ghana jeden Tag etwa 600 medizinische Lieferungen per Luftexpress zugestellt.
In der Schweiz transportiert das Unternehmen Matternet Medikamente und Proben zwischen Krankenhäusern und Laboren. Auch in Berlin plant der Hersteller ein erstes Drohnen-Liefernetzwerk, durch das Laborproben schneller an ihrem Ziel ankommen sollen.
Lieferdrohnen: Das Potenzial scheint riesig
Man merkt schnell: Drohnen haben das Potenzial, alle möglichen Sendungen und damit einen enormen Mehrwert zu liefern. Sie könnten schon bald den städtischen Lieferverkehr entlasten und in ländlichen und schwer zugänglichen Gebieten Menschen schneller mit wichtigen Gütern versorgen. Das gilt beispielsweise auch im Katastrophenfall, der durch den Klimawandel zukünftig häufiger eintreten dürfte. Dabei könnten Drohnen zum Ersthelfer avancieren und wichtige Güter wie Wasser, Lebensmittel oder Medikamente liefern – noch bevor traditionelle Rettungsteams vor Ort sind.
Auch in der Logistikbranche sind Lieferdrohnen zunehmend gefragt. Sie können dort insbesondere für die Zustellung von Gütern mit geringem Gewicht beim Endkunden eingesetzt werden. Neben Geschwindigkeit und Effizienz ist ihre Umweltbilanz ein großer Pluspunkt – schließlich verursachen die meisten Drohnen mit elektrischem Antrieb weniger Emissionen als herkömmliche Liefermethoden.
Der Luftraum: ein steiniger Weg
Man fragt sich also folgerichtig, warum Drohnenlieferungen nicht schon viel verbreiteter sind. Ein Grund dafür liegt trotz vielversprechender Entwicklungen immer im technischen Bereich. Aktuelle Lieferdrohnen haben eine begrenzte Reichweite und Traglast. Für größere Lieferungen oder längere Strecken sind derzeit kaum Lösungen vorhanden. Hinzu kommen rechtliche Hürden für den Einsatz von Drohnen: Flugverbotszonen, Datenschutz und Sicherheitsauflagen erleichtern den Durchbruch der fliegenden Transporthelfer nicht unbedingt. Darüber hinaus bleibt die Frage nach der Akzeptanz von Drohnen im Allgemeinen. Nicht jeder ist begeistert von der Idee, dass der Himmel mit Drohnen bedeckt ist, die potenziell Lärm erzeugen, die Privatsphäre stören oder in Unfälle mit Absturzgefahr verwickelt sein können.
Lassen sich solche Bedenken ausräumen und wird ein gesetzlicher Rahmen gefunden, bleibt es wohl aber nur eine Frage der Zeit, bis Lieferdrohnen flächendeckend zum Einsatz kommen. Zu schnell schreiten die Entwicklungen voran und zu groß scheint das Potenzial, als dass sich die Revolution in der Logistikbranche noch aufhalten ließe.