Flugtaxis: Prototypen gibt es längst – aber werden sie sich durchsetzen?
Autonome Elektro-Flugtaxis sollen Menschen emissionsfrei von A nach B befördern und Städte grüner machen. Ist das die Zukunft der Mobilität oder eine Luftnummer?
Stellt euch vor, ihr steigt morgens nicht ins Auto, die S-Bahn oder den Bus, um zur Arbeit zu kommen, sondern in ein fliegendes Taxi, das durch Häuserschluchten gleitet und euch blitzschnell und ohne Wartezeit zum Ziel befördert. Was klingt wie eine Vision aus einem Science-Fiction Film, ist tatsächlich schon in Arbeit.
Auf der ganzen Welt tüfteln Firmen an sogenannten Flugtaxis, erste Modelle sollen bald in Serie gehen. Aber was ist ein Flugtaxi überhaupt?
Flugtaxis: Der Traum vom fliegenden Auto
Flugtaxis kombinieren zwei Ideen, die vor wenigen Jahren noch belächelt wurden:
die Vision, dass sich Menschen ähnlich wie in herkömmlichen Taxis zu ihrem Zielort bringen lassen – nur eben durch die Lüfte anstatt durch Stau verstopfte Straßen. Das ist übrigens in Megastädten wie São Paulo bereits jetzt schon Alltag. Hier lassen sich reiche Geschäftsleute zwar noch nicht mit Flugtaxis, aber mit Helikopter-Shuttles von Termin zu Termin transportieren.
die Weiterentwicklung der E-Mobilität. Immer mehr Elektroautos mit immer leistungsstärkeren Batterien prägen das Bild unserer Straßen. Warum sollen nicht bald auch elektrisch betriebene Passagier-Fluggeräte starten?
Autonome Flugtaxis: Wie weit ist die Entwicklung?
Tatsächlich ist das Rennen im Luftraum längst eröffnet. Rund um den Globus stehen Start-ups mit Flugtaxi-Prototypen in den Startlöchern, auch in Deutschland. Die meisten davon erinnern an Drohnen, Hubschrauber oder Kleinst-Flugzeuge, sind elektrisch betrieben und Senkrechtstarter – brauchen also weder eine flughafenähnliche Infrastruktur mit Start- oder Landebahn noch Kerosin als Antrieb.
Diese innovative Technik, international bekannt als e-VTOL (electric vertical take-off and landing) lässt die neuen Fluggeräte ähnlich wie Hubschrauber (fast) überall starten und landen. Zudem sind sie – insofern sie mit nachhaltig erzeugtem Strom geladen werden – emissionsfrei und angenehm geräuscharm. Ihr Einsatz, so das Versprechen der Hersteller, könnten den Verkehr auf Straße und Schiene entlasten und grüner machen.
Das sind die 5 wichtigsten Flugtaxi-Entwickler
Volocopter: der Pionier der Szene
Die baden-württembergische Firma Volocopter ist ein Pionier der Szene. Sie hat ein Modell entwickelt, das bald in Serie gehen könnte, aussieht wie eine Mischung aus Drohne und Hubschrauber und autonom gesteuert wird. Das mit 18 Rotoren bestückte Flugtaxi "VoloCity" bietet Platz für zwei Passagiere und Gepäck und soll erstmals während der Olympischen Sommerspiele in Paris im Jahr 2024 zum Einsatz kommen. Auch Dubai, Singapur und Saudi-Arabien interessieren sich für das City Taxi der Lüfte.
Lilium: Erstes Modell ab 2025 marktreif
Ebenfalls in Deutschland angesiedelt ist das Flugtaxiunternehmen Lilium. Der Fünf-Sitzer des bayerischen Herstellers erinnert mit seinen Flügeln, in die klappbare Elektrorotoren verbaut sind, an einen Mini-Jet. Gerade werden Textflüge absolviert, das erste Modell soll 2025 auf den Markt kommen. Geplant ist auch eine Expansion in die USA.
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Vertical Aerospace: American Airlines hat bereits Modelle bestellt
Auch das britische Unternehmen Vertical Aerospace drängt mit seinem elektrischen Mini-Flieger VA-X4 auf den Markt, 2024 sollen die ersten kohlenstofffreien Flugtaxis abheben. American Airlines hat bereits Modelle vorbestellt.
Archer: Das Flugtaxi-Start-up aus den USA
Zur gleichen Zeit will auch das das kalifornische Start-Up Archer in die Lüfte abheben. Bis zu 240 km/h schnell und bis 100 Kilometer weit soll der sogenannte Archer Maker fliegen.
Joby Aviation: Erste Testflüge absolviert
Sein Konkurrent, das Flugzeug von Joby Aviation, einem weiteren US-amerikanischen Flugtaxi-Pionier, will sogar Strecken bis 150 Kilometer bedienen. Erste Testflüge wurden bereits erfolgreich absolviert.
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Wie realistisch ist es, dass wir bald Flugtaxis nutzen?
All diese Unternehmen haben Milliarden an Fördergeldern und Finanzspritzen von Investoren eingesammelt, einige davon auch Geld an der Börse. Anleger und Investoren setzen auf emissionsfreie E-Flugtaxis, weil sie für technologiegetriebene und klimafreundliche Mobilität stehen.
Aber wie realistisch ist es, dass Flugtaxis bald eine relevante Rolle in unserem Verkehr spielen? Stadtentwickler haben da so ihre Zweifel. Gerade in westlichen Großstädten ist der innerstädtische Nahverkehr meist gut ausgebaut, vergleichsweise günstig und sicher. Flugtaxis sind da kaum konkurrenzfähig, zumal es auch noch keine Infrastruktur mit Ein- und Ausstiegsplätzen gibt. Ein Flug wäre wahrscheinlich sehr teuer und eher eine Luxusangelegenheit. Mal ganz abgesehen davon, dass es noch keine Regeln und Auflagen für Flugtaxis gibt, insbesondere wenn sie ohne Pilot, also autonom gesteuert werden sollen. Viele Menschen begegnen dieser neuen Technologie ohnehin mit Skepsis, wie diverse Studien ergeben haben.
Trotz aller Hürden: Flugtaxis kommen
Aber das kann sich ja noch ändern. Auch Elektro-Autos wurden lange ignoriert und belächelt. Wenn die Technik verlässlicher wird und autonome Flüge gesetzlich reguliert werden, könnten Flugtaxis tatsächlich erfolgreich werden. Die emissionsfreien Fluggeräte könnten insbesondere in den Megacities der Entwicklungs- und Schwellenländer Pendelzeiten verkürzen und den Verkehr entlasten. Und in ländlichen Gebieten zur medizinischen Versorgung beitragen. Die Unternehmensberatung Roland Berger geht für das Jahr 2050 von 160.000 Passagierdrohnen im Einsatz aus. Und São Paulo hat bereits erste Flugtaxis der Münchner Start-ups Lilium bestellt – als Flughafenshuttle in den Lüften, nicht auf der Straße.