Hyperloop: Reisen wir bald in Röhren quer durch Europa?
Die Idee, Menschen in Kapseln mit Überschallgeschwindigkeit durch ein Röhrensystem zu schicken, ist über 100 Jahre alt. Dank Tesla-Gründer Elon Musk und Studierenden aus München könnte sie bald Wirklichkeit werden. So könnte der Hyperloop aussehen.
Pferdewagen, die ohne Pferd fahren. Autos, die kein Benzin brauchen. Menschen, die in kleinen Boxen zum Mond fliegen: Die Geschichte der menschlichen Fortbewegung ist eine Geschichte fixer Ideen, die Experimentierfreudige zu Wirklichkeit werden ließen. Warum sollten wir also nicht in Zukunft in Kapseln in Überschallgeschwindigkeit durch ein Röhrensystem reisen? Hyperloop heißt die Technologie, die das verspricht. Wie praxistauglich sie ist, entscheidet sich aktuell unter anderem im Münchner Vorort Ottobrunn.
Was ist ein Hyperloop?
Der Hyerloop kombiniert zwei Dinge: Für die Fortbewegung sorgt eine Magnetschwebetechnik, wie sie auch der Transrapid nutzt. Die hohe Geschwindigkeit wird ermöglicht, indem den Röhren durch Vakuumpumpen Luft entzogen und somit der Luftwiderstand reduziert wird. Bereits 1904 wollte der Raketenbauer Robert Goddard mithilfe einer solchen Technik die 300 Kilometer lange Reise von New York nach Boston zu einem 12-Minuten-Trip machen.
Die Umsetzung scheiterte an den enormen Kosten, doch die Idee lebte weiter. 2013 erfuhr sie einen neuen Schub, als sich Elon Musk der Sache annahm. Der Mann hinter dem Elektromobilitäts-Pionier Tesla und dem Raumfahrtunternehmen SpaceX modernisierte die Pläne und stellte sie als Open Source zur Verfügung. Seitdem forschen weltweit Menschen, wie sich der Hyperloop realisieren lässt.
Die Hyperloop-Teststrecke der TU München
Nur 24 Meter lang ist die Röhre, durch die die Forschenden der Technischen Universität München ihre Reisekapsel schicken. Auf ihrer im Sommer 2023 eröffneten Hyperloop-Teststrecke klären sie beispielsweise noch offene Fragen zu Antrieb und Steuerung. Eine weitere Herausforderung ist das Abdichten der Röhren für das nötige Vakuum.
Später soll sich eine Reise mit dem Hyperloop wie eine U-Bahn-Fahrt anfühlen. Die Münchner Reisekapseln sehen schonmal aus wie eine Mischung aus ICE und Flugzeug-Businessclass. Damit Passagiere darin genauso sicher unterwegs sein können, liegt aber noch ein wenig Arbeit von dem Team der TU.
Welche Geschwindigkeit erreicht ein Hyperloop?
Eines der größten Versprechen des Hyperloops ist seine Geschwindigkeit. Die Kapseln auf der Münchner Teststrecke kommen gerade einmal auf 20 km/h. Später sollen es jedoch fast 1.000 km/h werden. Zum Vergleich: Der neueste ICE schafft bis zu 330 km/h. Der Transrapid ist 500, der japanische Schnellzug Maglev 600 km/h schnell. Allerdings werden diese Höchstgeschwindigkeiten im realen Leben, auf alten Schienen und kurvigen Routen nur selten erreicht.
Damit das beim Hyperloop besser klappt, braucht er eine komplett neue, eigene Infrastruktur. Für kurze Strecken ist die Technik nicht gedacht. In München, wo man schon lange von einer schnellen Verbindung zwischen Flughafen und Stadtzentrum träumt, wird auch der Hyperloop nicht die Lösung bringen. Eine 40-minütige Reise von München nach Berlin ist hingegen durchaus denkbar. Ein mögliches Streckennetz könnte deutsche Großstädte von München über Leipzig, Hamburg und zurück über Köln und Stuttgart in einem Kreis miteinander verbinden.
Was sind die Vorteile und Nachteile des Hyperloops?
Neben der Geschwindigkeit gilt die Umweltfreundlichkeit als größter Vorteil des Hyperloops. Aufgrund seines elektrischen Antriebs stößt er kein CO2 aus. Den erforderlichen Strom produzieren im Idealfall Solarzellen auf dem Dach des Röhrensystems. So wird der Hyperloop eine echte, nachhaltige Alternative zum Flugzeug.
Dem steht als Nachteil gegenüber, dass er ein komplett neues Streckennetz benötigt. Das kostet nicht nur viel Geld, sondern es erfordert auch Baugrund und Genehmigungen. Wer in Deutschland schon einmal ein Windrad aufstellen oder eine Stromtrasse verlegen wollte, weiß, wie schwierig das werden kann.
Wann wird der Hyperloop Realität?
Zunächst gilt es aber erst einmal, alle noch bestehenden technischen Herausforderungen zu überwinden. Das beschäftigt nicht nur Forschende in München, sondern auf der ganzen Welt.
In der Wüste von Nevada reisten im Jahr 2020 erstmals Menschen durch eine Teströhre des Unternehmens Hyperloop One. Mittlerweile hat es sich auf den Transport von Waren spezialisiert.
In den Niederlanden forschen derweil Studierende der Technischen Universität Delft zu Antrieb, Weichenstellung und Bremsen. Ihr Start-up Hardt Hyperloop will bis 2040 ein niederländisches Hyperloop-Netz realisieren. Das Fernziel sind 24.000 Kilometer Streckennetz in ganz Europa bis 2050.
Auch in München glaubt man, dass der Hyperloop in 15 bis 20 Jahren Realität sein könnte. Die Technik soll bis dahin ausgereift sein. Als Herausforderung bleiben aber die hohen Kosten und die Frage, ob Menschen überhaupt Lust haben, mit sich selbst Rohrpost zu spielen.