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Züge spielen eine Schlüsselrolle bei der Mobilitätswende. Um dem Flugzeug den Rang abzulaufen, müssen sie nicht nur Zuverlässigkeit und Komfort bieten, sondern auch hohe Reisegeschwindigkeiten. Foto: Adobe Stock
Züge spielen eine Schlüsselrolle bei der Mobilitätswende. Um dem Flugzeug den Rang abzulaufen, müssen sie nicht nur Zuverlässigkeit und Komfort bieten, sondern auch hohe Reisegeschwindigkeiten. Foto: Adobe Stock

Die schnellsten Züge der Welt

Zugfahren ist umweltschonend, komfortabel - und schnell: Dank moderner Ingenieurskunst erreichen Züge schon heute unglaubliche Geschwindigkeiten. Das sind die schnellsten Modelle der Welt.

Immer mehr Menschen geben der Bahn den Vorzug vor dem Flugzeug. Gut so. Bahnreisen sind nicht nur umweltschonender, sondern auch komfortabler. So schmiegen sich die Fahrgäste in geräumige Polster, blättern in einem Buch oder finden zur inneren Ruhe, wenn beim Blick aus dem Fenster die Landschaft vorbeizieht. Dass Bahnreisen heute viel schneller ans Ziel führen, als manche glauben, liegt an den leidenschaftlichen Ingenieuren auf der ganzen Welt, die schon lange vor der „Flugscham“ Pläne für die schnellsten Züge aller Zeiten ausgetüftelt haben.

Inter City Experimental ICE/V – Wettfahrt mit Frankreich

Er war die Mutter der deutschen Hochgeschwindigkeitszüge und Vorbild für den Inter City Express (ICE), den wir heute kennen. 1982 erteilte die Deutsche Bahn den Auftrag für ein Versuchsfahrzeug, den Inter City Experimental oder ICE/V. Das „V“ steht übrigens für „Versuch“.  Als der Experimental 1985 seine erste Fahrt von Bielefeld nach Hamm absolvierte, kam er auf 317 Kilometer die Stunde und war damit so schnell wie kein deutscher Zug zuvor. Vom Schienenweltrekord, den bereits 1981 der französische „Train à Grande Vitesse“ (TGV) mit 380 Stundenkilometern aufgestellt hatte, war der Experimental Meilen entfernt. Diesen knackte er erst am 1. Mai 1988, als er die Strecke von Hannover nach Würzburg mit 406 Stundenkilometern zurücklegte. Damit ist er noch heute der schnellste Zug, der je durch Deutschland rollte.

Auch ohne modernes, aerodynamisches Design war der Inter City Experimental der schnellste Zug, der je durch Deutschland fuhr. Foto: Marc Voß/Wikipedia____
Auch ohne modernes, aerodynamisches Design war der Inter City Experimental der schnellste Zug, der je durch Deutschland fuhr. Foto: Marc Voß/Wikipedia

Nur kurze Freude über den Weltrekord

Die Freude über den Titel „schnellstes Schienenfahrzeug aller Zeiten“ hielt jedoch nicht lange an: Schon sieben Monate später legte der französische TGV nach: Er überholte den deutschen Experimental um zwei Stundenkilometer und brachte es auf 408 Kilometer die Stunde.

Der heutige Inter City Express (ICE) tuckert übrigens mit einer reduzierten Geschwindigkeit von maximal 265 Kilometern pro Stunde über die Gleise – aus Energiespargründen.

Der chinesische CRH 380A – Zug der Harmonie

Seit 2008 setzten sich chinesische Ingenieure daran, den schnellsten serienmäßigen Zug der Welt zu entwickeln. Zwei Jahre später war es ihnen gelungen: Im April 2010 rollte der Prototyp vom Band. Im September desselben Jahres erreichte er bei einer Testfahrt auf der Strecke zwischen Zhengzhou und Xi’an einen Rekord von 416 Stundenkilometern.

Verbindet unter anderem die Metropolen Shanghai und Peking: Der CRH 380A. Foto: Alancrh/Wikipedia____
Verbindet unter anderem die Metropolen Shanghai und Peking: Der CRH 380A. Foto: Alancrh/Wikipedia

Permanent bei 350 Stundenkilometer reisen

Schon im Dezember 2010 übertrumpfte der „Harmony-Express“, wie der CRH 380A im Volksmund heißt, sich selbst mit einer Geschwindigkeit von 486 Kilometern die Stunde. Heute verbindet er mit einer permanenten Reisegeschwindigkeit von 350 km/h die Städte Shanghai mit Hangzhou und Nanjing, sowie Shanghai mit Peking.

TGV  V150 –  der schnellste Zug auf Rädern

Im Februar 1981 erlangte der „Train à Grande Vitesse“ (TGV) der französischen Bahngesellschaft SNCF erstmals einen Weltrekord mit 380,4 Stundenkilometern. Auf einer Testfahrt im Jahr 1990 kam der „silberne Blitz“ auf eine Geschwindigkeit von 515 Stundenkilometern. Heute ist der TGV V150 das schnellste Rad-Schienen-Fahrzeug der Welt. Das „V“ im TGV steht nicht umsonst für Vitesse, Geschwindigkeit, die Zahl 150 für die zurückgelegten Meter pro Sekunde, die zunächst angepeilt gewesen sind.

Der 234 Tonnen schwere Zug hat nicht nur größere Räder als der herkömmliche TGV. Zudem findet der Antrieb nicht mehr nur im Triebfahrzeug statt, sondern verteilt sich auf alle Wagen und sorgt damit für mehr Beschleunigung. Am 3. April 2007 raste er schließlich mit satten 25.000 Pferdestärken zwischen Strasburg und Paris und fuhr einen Rekord von 574,8 Sachen. Diese Geschwindigkeit erreichen sonst nur Magnetschwebebahnen.

Silberner Blitz: Der TGV V150. Foto: Picture Alliance____
Silberner Blitz: Der TGV V150. Foto: Picture Alliance

Von Paris nach Marseille in drei Stunden und elf Minuten

Im Alltagsgeschäft fährt der Hochgeschwindigkeitszug nur auf 320 Kilometer in der Stunde. Die reichen völlig aus, um die 765 Kilometer zwischen Paris und der Hafenstadt Marseille in drei Stunden und elf Minuten zurückzulegen. Über mehr als 2.700 Kilometer Strecke rollt der TGV heute. Innerfranzösische Flugstrecken machte er immer mehr obsolet.

Shanghai Maglev Train (SMT) – der Transrapid fährt in China

Schnell war diese Magnetschwebebahn, und leise. Ein Wunder deutscher Ingenieurskunst – eigentlich. Allerdings hielt man den Transrapid hierzulande schon seit der Jahrtausendwende für wirtschaftlich ungünstig. Tatsächlich wären die Kosten für den Bau der Trassen gigantisch gewesen. Als bei dem großen Zugunglück 2006 auf der Versuchsstrecke im Emsland 23 Menschen starben, bedeutet das das Ende für den Transrapid. Als der Bund 2011 seine Förderung einstellte, hatte das Projekt bereits 1,4 Milliarden Euro verschlungen.

Technologie aus Deutschland: Der Transrapid wird in Shanghai auch Maglev Train genannt. Foto: Adobe Stock____
Technologie aus Deutschland: Der Transrapid wird in Shanghai auch Maglev Train genannt. Foto: Adobe Stock

Täglich bis zu 430 Stundenkilometer schnell

In China ist der Maglev (Magnetic Levitation), wie er dort heißt, seit 2004 in Betrieb. Er verbindet die Innenstadt Shanghais mit dem 30,5 Kilometer entfernten Flughafen Pudong in weniger als acht Minuten. Auf stattliche 430 Stundenkilometer kommt der führerlose Magnetschwebezug – allerdings nur in einem kleinen Zeitfenster jeweils morgens und nachmittags. Schon nach einer Minute wird die Geschwindigkeit wieder gedrosselt, zu kurz ist die Strecke. Die meisten Fahrten absolviert er mit einer Höchstgeschwindigkeit von „nur“ 300 Stundenkilometern. Rentabel arbeitet der Zug dort übrigens auch nicht.

Shinkansen L0 – der schnellste Zug der Welt

Mit seinem 15 Meter langen Schnabel ist der Shinkansen L0 sicher keine Schönheit. Aber er brachte es bei seiner Testfahrt 2015 auf stattliche 603 Kilometer pro Stunde und wurde damit der schnellste Zug der Welt. Die ersten Kilometer absolviert der Shinkansen auf Gummirädern. Erst wenn die Geschwindigkeit von 150 Stundenkilometer erreicht ist, hebt Magnetkraft den Zug an und lässt ihn ohne Reibung laufen. Die rund 1.000 Kilometer lange Strecke zwischen Peking und Shanghai könnte damit innerhalb von zweieinhalb Stunden zurückgelegt werden. Wer will da noch fliegen?

Die 15 Meter lange Nase des Shinkansen LO sorgt für möglichst geringen Luftwiderstand. Das ist vor allem in Japans vielen engen Tunneln von Vorteil. Foto: Saruno Hirobano/Wikipedia____
Die 15 Meter lange Nase des Shinkansen LO sorgt für möglichst geringen Luftwiderstand. Das ist vor allem in Japans vielen engen Tunneln von Vorteil. Foto: Saruno Hirobano/Wikipedia

Noch fehlt die Infrastruktur

Nur fehlt es für seinen Einsatz noch an der nötigen Infrastruktur. Erst 2027 wird der aerodynamische Schweber die 286 Kilometer lange Strecke zwischen Tokio und Nagoya in 40 Minuten bezwingen. Bis dahin dauert die Fahrt noch anderthalb Stunden.

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