
Grüne Hauptstadt Europas 2025: Vilnius setzt neue Maßstäbe
Vilnius wurde zur Grünen Hauptstadt Europas 2025 ernannt. Doch damit nicht genug. Mit dem Motto „Vilnius – die grünste Stadt im Werden“ verfolgt die Stadt eine klare Vision: klimaneutral bis 2030.
Grün, wohin man sieht: Aus der Luft betrachtet zeigt sich Vilnius erstaunlich grün. Über 60 Prozent der Stadtfläche besteht aus Parks, Wäldern und Wiesen. Allein 48 Prozent sind mit Bäumen bewachsen. Von diesem Reichtum an Natur profitieren fast alle: 95 Prozent der Einwohner leben weniger als 300 Meter von einer Grünfläche entfernt. Damit gehört Vilnius zu den grünsten Städten Europas.

Nach Talinn und Valencia wurde 2025 die litauische Hauptstadt von der Europäischen Kommission zur Grünen Hauptstadt Europas ernannt. Damit würdigt die Jury den engagierten Ansatz der Stadt in Sachen Nachhaltigkeit. Aber was genau macht Vilnius so nachhaltig?
Die „Grüne Welle“: Biodiversität für alle
Initiativen wie die „Grüne Welle“ haben bereits mehr als 68.000 Bäume gepflanzt und fördern die Biodiversität, indem sie Wildblumenwiesen anlegen und das Mähen bestimmter Grünflächen vermeiden. Ein Leuchtturmprojekt der „Grünen Welle“ ist der Stadtwald im Ozas-Park. Auf 0,25 Hektar wachsen rund 700 heimische Bäume: Kiefern, Wacholder, Ebereschen und Haselnusssträucher. Gepflanzt werden sie nach der Miyawaki-Methode – zwei bis vier Bäume pro Quadratmeter. Das Ergebnis: schnelles Wachstum und ein stabiles Ökosystem in wenigen Jahren.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der grünen Investmentplattform Foros, dem Forstdienstleister Skogran und der Stadtverwaltung von Vilnius realisiert. Neben der ökologischen Komponente dient der Stadtwald auch als Bildungspark, in dem Besucher mehr über die verschiedenen litauischen Waldtypen erfahren können. Ziel ist es, das Umweltbewusstsein der Bevölkerung zu stärken und die Vorteile urbaner Wälder für das Stadtklima und die Lebensqualität zu zeigen.
Mobilität neu gedacht: Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit
Grüne Hauptstadt Europas – der Titel würdigt nicht nur die Grünanlagen und Wälder in der Stadt. Es geht tatsächlich um mehr: Vilnius setzt zum Beispiel konsequent auf nachhaltige Mobilität. Mehr als die 140 Kilometer neue Fahrradwege und 1.490 Kilometer Wanderwege hat die Stadt angelegt. Man geht gern zu Fuß in Vilnius, auch das Radfahren steht hoch im Kurs.

Wer sich lieber fahren lässt, nutzt das öffentliche Verkehrsnetz, das mit fast 300 neuen, umweltfreundlichen Bussen und Trolleybussen modernisiert wurde. Bis 2026 sollen mindestens 16 Wasserstoffbusse dazukommen.
Grüne Hauptstadt Europas: Energieeffizienz und erneuerbare Energien
Ein zentrales Element von Vilinius‘ Nachhaltigkeitsstrategie ist die Umstellung auf erneuerbare Energien. Über die Hälfte der Schulen und Kitas werden bereits von 100 dezentralen Solarkraftwerken versorgt. Das bestehende Fernwärmenetz, das rund 230.000 Haushalte versorgt, wird schrittweise auf erneuerbare Energiequellen umgestellt. Zudem fördert die Stadt die Installation von intelligenten Messystemen und die Entwicklung energieeffizienter Gebäude.

Regional, saisonal, nachhaltig: Essen mit Herkunft
Die Küche von Vilnius verbindet Tradition mit Umweltbewusstsein. Auf den Märkten der Stadt kaufen viele lieber direkt bei regionalen Anbietern. Der Halės-Markt, seit 1906 in Betrieb, bietet geräuchertes Fleisch, eingelegtes Gemüse, handgemachten Käse und das typische dunkle Roggenbrot.

Der Kalvarijų-Markt, einer der größten Freiluftmärkte, lockt mit frischem Obst, Gemüse und Spezialitäten wie Kibinai – Teigtaschen mit Lammfleisch und Zwiebeln. Von Mai bis September öffnet donnerstags der Tymo-Markt. Dort gibt es Bio-Produkte, Handgemachtes und entspannte Atmosphäre.
Gemeinsam für eine grüne Zukunft
Nachhaltigkeit ist in der grünen Hauptstadt Europas Teamsache. Mit der App „Tvarkau miestą“ melden Bürger Probleme und geben Feedback. Gemeinschaftsaktionen wie Baumpflanzungen oder Müllsammelaktionen stärken das Umweltbewusstsein – und den sozialen Zusammenhalt. Die Stadt investiert zudem in Forschung: An der Technischen Universität von Vilnius entstehen biobasierte Kunststoffe aus Agrarabfällen. Auch grüner Wasserstoff für Verbrennungsmotoren wird dort erforscht.
Die litauische Hauptstadt zeigt, wie eine Stadt durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Umwelt, Mobilität, Energie und Bürgerbeteiligung zur Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit werden kann.