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Fahrradfahrer in Paris
In Paris wird das Konzept der 15-Minuten-Stadt eifrig verfolgt und vor allem in neue Radwege investiert. Foto: Getty Images

15-Minuten-Stadt: kein Platz fürs Auto

Platzmangel, Luftverschmutzung und Lärm: Auf unseren Straßen sind zu viele Autos unterwegs. In der 15-Minuten-Stadt soll sich das ändern.

Das von Carlos Moreno, Urbanist und Professor an der Pariser Sorbonne Université, geprägte Konzept einer 15-Minuten-Stadt ist leicht erklärt. Alle Einrichtungen, die wir im Alltag ansteuern, sollen in weniger als 15 Minuten von der eigenen Wohnung aus erreichbar sein. Dazu zählen neben Schule, Arbeitsplatz und Supermarkt auch Hausarztpraxis, Fitnessstudio oder kulturelle Angebote. Idealerweise können wir diese 15-Minuten-Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Dieser Ansatz rückt das Leben auf Quartiersebene mehr in den Fokus. Es soll die Städte gesünder, nachhaltiger und lebenswerter machen. 

Autofrei in der 15-Minuten-Stadt

Schließlich erleichtern die kurzen Wege in einer 15-Minuten-Stadt den Verzicht aufs eigene Auto – und wer größtenteils mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, tut sich durch die körperliche Aktivität selbst Gutes. Dazu kommt, dass unter anderem die Luftverschmutzung erheblich reduziert wird, wenn weniger Pkw in den Straßen unterwegs sind. Laut statistischem Bundesamt war der Straßenverkehr 2020 für 29 % der EU-weiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Das entspricht 682 Millionen Tonnen CO₂. Ganze 61 % Prozent davon verursachten Pkw und Motorräder. Autoreduzierte Städte sind deshalb nicht nur gut für die Gesundheit der Stadtbewohner, sondern auch für den Klimaschutz. Die Flächen, die vorher von Autos belegt waren, könnten im Sinne der Allgemeinheit umgenutzt werden. Denkbar wären dabei neue Grünflächen, die das Stadtklima zusätzlich verbessern oder öffentliche Plätze, an denen Menschen zusammenkommen können.

Die soziale Interaktion wird auch dadurch gefördert, dass die Menschen durch die kürzeren Wege eine Menge Zeit sparen können – wertvolle Zeit, die dann für Familie, Freunde und eigene Interessen zur Verfügung steht. Eine 15-Minuten-Stadt soll darüber hinaus die lokale Wirtschaft ankurbeln, indem sie den Geschäften vor Ort einen höheren Stellenwert verleiht. Bleibt also eigentlich nur die Frage, warum sich das Konzept noch nicht flächendeckend durchgesetzt hat.

Gegenwärtig noch kaum vorstellbar: autofreie Innenstädte. Foto: Getty Images____
Gegenwärtig noch kaum vorstellbar: autofreie Innenstädte. Foto: Getty Images

Autogerechte Infrastruktur

So gut das alles auch klingt – die meisten Städte sind nicht auf den Fuß- oder Radverkehr ausgelegt. Das Auto spielte in der Vergangenheit eine so dominante Rolle in der Stadtplanung, dass es vielerorts schlicht an der notwendigen Infrastruktur mangelt. Autogerechte Städte müssen also zuerst umgestaltet werden – keine leichte Aufgabe, solange das Auto weiterhin den Verkehr dominiert und die Zahl der Pkw auf unseren Straßen weiter steigt. Allein in Berlin sind im Jahr 2022 knapp 1,25 Millionen Pkw zugelassen. 2013 waren es noch 100.000 Autos weniger. Im Gegensatz zu anderen deutschen Großstädten ist die Pkw-Dichte hier sogar noch relativ gering, wie ein Vergleich mit den anderen „Stadtstaaten“ zeigt. Auf 1.000 Einwohner kommen in der Hauptstadt 337 Pkw. In Hamburg sind es 435, in Bremen 438.

Paris als Vorreiter für die 15-Minuten-Stadt

Eine Hürde, die auf dem Weg zur 15-Minuten-Stadt überwunden werden muss, ist also die Treue der Autofahrer zu ihrem Gefährt. Es gibt noch weitere, unter anderem die hohen Investitionskosten. Im Internet gerät die Vision mittlerweile sogar ins Visier von Verschwörungstheoretikern. In vielen Städten verfolgt man das Konzept trotzdem. Zu vielversprechend ist es im Hinblick auf ambitionierte Klimaschutzziele und andere Herausforderungen. In Paris zum Beispiel, wo Carlos Moreno das Konzept vor wenigen Jahren ausformulierte, wurden zwischen 2015 und 2022 immerhin 150 Millionen Euro in neue Radwege investiert. Bis 2026 sollen alle Straßen der französischen Hauptstadt fahrradfreundlich sein. Zudem soll die Hälfte der 140.000 Pkw-Parkflächen umgestaltet werden und an deren Stelle Grünflächen, Spielplätze oder Nachbarschaftsräume entstehen – eine Kampfansage in Richtung Auto.

Die Rolle des ÖPNV

Was man nicht vergessen sollte, ist, dass die Idee einer 15-Minuten-Stadt im Kampf gegen den Privat-Pkw einen Verbündeten hat: und zwar den ÖPNV, der streng genommen nicht Teil des Konzepts ist. Realistisch gesehen ist die strikte Einhaltung schließlich kaum möglich. Ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz könnte die weitestgehende Umsetzung aber begünstigen. Kaum jemand dürfte sich beschweren, wenn für einen Konzertbesuch eine kurze Bahnfahrt nötig ist. Um neben der fußgänger- und fahrradfreundlichen Infrastruktur als weiteres Argument gegen das Auto ernstgenommen zu werden, müssen Busse und Bahnen jedoch stets zuverlässig fahren. Wenn das gelingt, lässt sich anhand des Konzeptes durchaus ausmalen, wie Städte ohne Autos zukünftig funktionieren könnten – auch wenn die Transformation hin zur 15-Minuten-Stadt nicht von heute auf morgen gelingen wird.

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