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eilweise im türkisfarbenen Meer versunkener Zaun, dahinter eine Reihe verfallener Küstengebäude
Faszinierend und beklemmend zugleich – in Varosha ist kaum etwas vom alten Glanz übrig. Foto: Adobe Stock/toshket

Größte Geisterstadt Europas: Wie Varosha vom angesagten Badeort zum Lost Place wurde

Vor gut 50 Jahren war Varosha ein mondäner Urlaubsort auf Zypern. Heute ist das einstige Urlaubsparadies die größte Geisterstadt Europas.

Azurblaues Meer, feiner Sandstrand, Sonnenliegen – auf den ersten Blick sieht hier alles nach einem typischen Ferienort auf Zypern aus. Doch das Idyll ist nur ein kleiner Strandabschnitt im ansonsten gesperrten Varosha. Im Hintergrund sind Stacheldrahtzaun, Barrikaden und verlassene Hotel-Betonbauten zu sehen. Ein bizarrer Kontrast. Wie kam es dazu?

Nahaufnahme von verlassenen, verfallenen Häusern mit überwucherten Balkonen und einer Palme____
Wo einst Urlauber flanierten, hat längst die Natur übernommen. Foto: Adobe Stock/Mehmet

Varosha: Zyperns glamouröser Touristen-Magnet

Varosha war ein verschlafenes Fischerdorf an der Ostküste Zyperns, bis man in den 1960er-Jahren sein Potenzial als Badeort erkannte. Als sich in dieser Zeit auf dem gerade unabhängig gewordenen Zypern der Massentourismus entwickelte, wurde Varosha dessen glamouröser Hotspot. In dem Stadtteil am Rande Famagustas entstanden Hotels, Wohnhäuser, Kinos, Theater und Shops. Varosha wurde zur modernsten Stadt Zyperns mit 39.000 Einwohnern. Pro Jahr kamen rund 700.000 Urlauber. Varosha konkurrierte in dieser Zeit in Hinblick auf Exklusivität mit Monaco oder der Côte d’Azur.

Die Reisenden entspannten in dem beliebten Badeort in mehr als 100 Hotels und Apartementanlagen. Prominente wie Elizabeth Taylor, Brigitte Bardot, Paul Newman und Richard Burton machten in Varosha Urlaub. Sophia Loren hatte hier angeblich sogar eine Villa am Strand. Dem Golden Sands Hotel in Varosha wurde nachgesagt, das erste Sieben-Sterne-Hotel der Welt zu sein. Das Gelände der Ferienanlage war so weitläufig, dass man Schienen verlegte und ein internes Mini-Zugsystem nutzte, um sich fortzubewegen. Der Glamour währte aber nur kurz, denn das Hotel wurde erst 1973 eingeweiht. Ein Jahr später waren alle Touristen verschwunden.

Heute ist in Varosha längst nichts mehr übrig von dem Luxus. Die Gebäude verfallen, Unkraut wuchert, die Natur erobert sich das abgesperrte Gebiet nach und nach zurück. Der Strand zählt inzwischen zu den wichtigsten Nistplätzen der bedrohten Grünen Meeresschildkröte.

Reihe verfallener Wohngebäude säumt eine leere Straße in einer Geisterstadt unter grauem Himmel____
Von den einst 700.000 Touristen ist heute keine Spur mehr. Foto: Adobe Stock/Frozen Action

Wie wurde Varosha zur Geisterstadt?

Im Jahr 1974 eskalierte der Zypernkonflikt. Ein Putsch griechischer Nationalisten gegen die zyprische Regierung scheiterte. Sie wollten den Anschluss Zyperns an Griechenland durchsetzen. Daraufhin folgte eine Invasion von türkischen Truppen in Nordzypern.

Varosha wurde zum traurigen Schauplatz des Konflikts. Türkische Truppen marschierten an einem Morgen im Sommer 1974 in den Badeort ein und besetzten ihn. Touristen und Einheimische flüchteten Hals über Kopf und ließen all ihr Hab und Gut zurück. Viele dachten, sie würden nach einigen Tagen in ihre Häuser zurückkehren können. Doch die Türkei sah in Varosha ein Faustpfand und gab ihre Posten nicht wieder auf. Seither ist die Insel geteilt, markiert durch die Demarkationslinie, auch Green Line genannt. Im Süden leben griechischstämmige Zyprer, im Norden größtenteils türkische Bevölkerungsgruppen.

Varosha wurde militärisches Sperrgebiet und durfte von Touristen nicht betreten werden. Der einstige Ferienort ist bis heute ein gespenstisches Mahnmal des Zypern-Konflikts, bewacht von türkischen Streitkräften.

Verfallene Betongebäude mit Trümmern und einem Warnschild: 'DANGER! Building is in danger to collapse.'____
Einschusslöcher und Zerstörung zeugen vom Konflikt, der für Varosha zum Verhängnis wurde. Foto: Adobe Stock/andriano_cz

Varosha soll wieder Touristen anlocken

Seit 2020 bemüht sich das De-facto-Regime in Nordzypern, unterstützt vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, das einst verlassene Küstenviertel Varosha (türkisch Maraş) wiederzubeleben. Zunächst öffnete die Verwaltung einige Straßenzüge für Touristen: das recht gut erhaltene Golden Sands Hotel, die Bilal-Ağa-Moschee und einen etwa 600-mal-400-Meter großen Strandabschnitt. Was nach neuem touristischem Aufbruch klingt, bleibt international hoch umstritten: Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Öffnung und Besiedlung Varoshas bereits 2020 einstimmig als klaren Verstoß gegen frühere Resolutionen, die jede Besiedlung des Gebiets untersagen.

Varosha übt als riesiger Lost Place mitten in Europa eine große Faszination aus. Dass das Vorgehen Erdoğans im Widerspruch zu bestehenden UN-Resolutionen steht, hält Touristinnen und Touristen nicht vom Besuch der Geisterstadt, in der die Zeit seit 50 Jahren stehen geblieben ist, ab: Seit 2020 kamen Hunderttausende Menschen. Der Präsident Nordzyperns, Ersin Tatar, sprach 2024 von 2,2 Millionen Besucherinnen und Besuchern seit der Teilöffnung Varoshas. Das einstige Urlaubsidyll, das jahrzehntelang niemand zu Gesicht bekam, ist ein Touristenmagnet – und verspricht Einnahmen, die Nordzypern sich nicht entgehen lassen will. Trotz der ungeklärten Eigentumsverhältnisse (in Varosha lebten mehrheitlich griechische Zyprer) hat ein türkisch-zyprischer Geschäftsmann angeblich bereits mehrere der legendären Hotels in Varosha, darunter das Cleo Hotel, das Golden Seaside Hotel und das Aegean Hotel, von ihren ursprünglichen griechisch-zyprischen Eigentümern gekauft und plant eine Wiedereröffnung. Ein politisch brisanter Schritt.

Türkisfarbenes Meer an belebtem Strand mit Sonnenschirmen, dahinter verlassene Hochhäuser____
Durch die teilweise Wiedereröffnung ergibt sich ein bizarres Bild, mit Urlaubern auf Strandliegen vor den verlassenen Hotels von früher. Foto: Adobe Stock/Jon Le-Bon

Wie ist ein Besuch von Varosha möglich?

Es gibt geführte Touren von unterschiedlichen Anbietern durch Varosha. Die Guides helfen dabei, sich zurechtzufinden, denn Varosha ist nach wie vor größtenteils militärisches Sperrgebiet und teilweise vermint. Die zugänglichen Straßen sind asphaltiert und markiert. Für die abgesperrten Bereiche besteht Betretungsverbot. Militärpersonal darf nicht fotografiert werden.

Wer ohne Tour nach Varosha will, kann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (zum Beispiel mit dem Bus von Agia Napa) oder mit dem Mietwagen anreisen.

Was muss man vor dem Besuch in Varosha wissen?

EU-Bürger können die Demarkationslinie zwischen der Republik Zypern und der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern in beide Richtungen überqueren. Das ist grundsätzlich auch mit einem Mietwagen vom Südteil in den Nordteil der Insel und zurück möglich, teilt das Auswärtige Amt mit. Vorausgesetzt, die Mietwagenfirma lässt dies zu. Allerdings muss am Übergang eine Kfz-Haftpflichtversicherung für die Dauer des Aufenthaltes im Norden abgeschlossen werden (diese umfasst keine Schäden am gemieteten Auto selbst). Auch mit im Norden der Insel gemieteten Fahrzeugen kann die Trennungslinie grundsätzlich überquert werden. Allerdings lassen das nur sehr wenige Autovermieter im Norden zu. Es muss vom Mieter eine zusätzliche Haftpflichtversicherung für den Südteil der Insel abgeschlossen und in einigen Fällen zusätzlich eine Kaution in bar (für Kasko-Schäden) hinterlegt werden.

Beim Übertritt an einem Checkpoint an der Demarkationslinie muss ein gültiger Personalausweis oder Reisepass vorgezeigt werden, ein Visum wird nicht benötigt. Wichtig zu beachten ist der Hinweis vom Auswärtigen Amt: Aufgrund der faktischen Teilung kann die deutsche Botschaft in Nikosia konsularischen Schutz im Nordteil der Insel nur eingeschränkt leisten.

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