Europäische Kulturhauptstadt 2024: Gleich 3 Städte glänzen dieses Jahr
Das Jahr 2024 verspricht eine Fülle kultureller Vielfalt, denn gleich drei Städte tragen den Titel der Kulturhauptstadt 2024. Wir werfen einen Blick auf die faszinierenden Schätze von Tartu in Estland, Bad Ischl und dem Salzkammergut in Österreich sowie Bodø in Norwegen.
Europäische Kulturhauptstadt – das steckt dahinter
Als "Europäische Kulturhauptstadt" (European Capital of Culture) werden jedes Jahr Städte ausgezeichnet mit dem Ziel, die kulturelle Vielfalt Europas sowie Gemeinsamkeiten zu fördern, den kulturellen Austausch zu unterstützen und das Verständnis zwischen den Menschen in Europa zu vertiefen. Die Initiative der Europäischen Union wurde 1985 unter dem Titel »Kulturstadt Europas« ins Leben gerufen.
Die ausgewählten Städte und Gebiete organisieren über das Jahr hinweg eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen, Festivals, Ausstellungen und künstlerischer Projekte. Voraussetzung ist dabei eine besondere Europäische Dimension. Neben der Stärkung der lokalen Kultur- und Kunstszene steht der interkulturelle Dialog im Fokus.
1. Bad Ischl/ Salzkammergut, Österreich
„Ein Jodler in die Welt hinaus!“: Bad Ischl ist Kurstadt, Kaiserstadt und gilt als Tor zu den majestätischen Bergen und glitzernden Seen der insgesamt 23 Gemeinden der Region Salzkammergut. Die erste europäische Kulturhaupstadt 2024 erstreckt sich über Teile von Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark.
Weißes Gold
Die Region, die ihren Namen dem Salz verdankt, beherbergt einige der ältesten und bedeutendsten Salzminen Europas. Die Salzbergwerke im Salzkammergut sind nicht nur Zeugen einer faszinierenden industriellen Geschichte, sondern auch Schauplätze beeindruckender unterirdischer Welten.
Eines der bekanntesten ist wohl das Salzbergwerk Hallstatt. Besucher erleben in der Tiefe eine Reise durch die Jahrtausende der Bergbaugeschichte. Man lernt aber nicht nur die harte Arbeit der Bergleute kennen, sondern auch die Wunder der Natur, die im Laufe der Jahrhunderte unter Tage entstanden sind. Kristallklare Salzseen, glitzernde Stalaktiten und kunstvoll gestaltete Salzkammern machen diese ganz eigene Welt zum Erlebnis.
Im Dürrnberg, dem Salzbergwerk Hallein kann man mit dem Bergwerkzug tief in den Berg fahren und sich auf die Spuren der Bergleute begeben. Besonderes Highlight ist hier die „Rutsch’n“ – sie wurde seit Jahrhunderten von Bergleuten genutzt und bringt heute abenteuerlustige Besucher wieder schnell an die Oberfläche.
Die größte Keramikmanufaktur Europas
Die Herstellung von hochwertigem Geschirr, dekorativen Elementen und kunstvollen Objekten aus Ton ist tief in der Kultur der Region verwurzelt. Das reiche Tonvorkommen in den umliegenden Hügeln und Bergen bedingt die jahrhunderte-alte Keramiktradition. Jede Gemeinde und jeder Töpfermeister hat seine eigene Art der Gestaltung und Produktion, was zur Entwicklung von vielfältigen regionalen Stilen und Techniken führte. Diese Vielfalt ist bis heute erhalten und spiegelt sich in den unterschiedlichen Keramikprodukten wider.
Die Gmundner Keramikmanufaktur ist die größte Europas und auch hier wurde im Laufe der Jahrhunderte ein unverwechselbarer Stil entwickelt. Ein besonderes Merkmal der Gmundner Keramik ist die Verwendung des sogenannten "Gmunden Grün", eines einzigartigen Grünschattens, der in verschiedenen Nuancen auf den Produkten zum Ausdruck kommt.
Die Berge erleben
Das Salzkammergut ist wegen der malerischen alpinen Berg- und Seenlandschaft ein beliebtes Urlaubsgebiet. Hier gibt es für jeden (Winter-) Sport das passende Angebot: Skifahren, Wandern, Radfahren, sogar Winter-SUP kann man auf den klaren Seen fahren.
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Das Programm der Kulturhauptstadt Bad Ischl im Jahr 2024
Das Kulturangebot der diesjährigen Kulturhauptstadt reicht von zahlreichen traditionellen und brauchtümlichen Festen wie dem Glöcklerlauf hin zu einer Ausstellung des chinesischen Konzeptkünstlers Ai Weiei. Außerdem finden moderne Kunst- und Fotografieprojekte Diskussionen, und noch sehr viel mehr statt.
Das gesamte Programm gibt es hier zu entdecken: https://www.salzkammergut-2024.at/projekte/
2. Tartu, Estland
Nach Tallin 2018 wird dieses Jahr die zweitgrößte estnische Stadt zu einer der drei europäischen Kulturhauptstädte.
Historischer Reichtum und kulturelle Vielfalt
Die Geschichte von Tartu reicht bis ins 5. Jahrhundert zurück. Die Stadt hat eine reiche Vergangenheit und war ein wichtiger Handelsplatz sowie Zentrum für Wissenschaft und Kultur. Die Universität Tartu wurde 1632 gegründet ist die älteste und renommierteste in Estland. Die Universität zieht Studierende aus verschiedenen Teilen der Welt an, was zu einer lebendigen und internationalen Atmosphäre führt. Die vielen Cafés, Bars und Veranstaltungen tragen zur pulsierenden Stimmung der Stadt bei. Tartu hat eine blühende Kulturszene mit zahlreichen Museen, Galerien und Theatern. Das Estnische Nationalmuseum in Tartu ist das älteste Museum Estlands und bietet einen faszinierenden Einblick in die Geschichte und Kultur des Landes.
Küssen als Lebensmotto
Der Brunnen „The kissing students“ am Rathausplatz ist sowohl würdiges als auch romantisches Symbol der Stadt. Davon inspiriert ist der Kulturhauptstadt-Programmpunkt „Kissing Tartu“ – eine Initiative der gegenseitigen menschlichen Achtung und des Respekts, bestehend aus einem Bildungsprogramm, Konzertaufführungen und einer besonderen „mass kissing session“. Es geht darum, dass jeder Mensch unabhängig von der Nationalität, Ethnie, des Alters, des Geschlechts oder der Weltsicht gut behandelt werden soll.
Sauna-Debattenfestival „Naked Truth“
Die Sauna ist tief verwurzelt in der estnischen Kultur. Sie bringt Wohlbefinden und Entspannung, jede Altersgruppe und soziale Schicht ist vertreten. In der Sauna sind alle gleich: Es gibt keine Uniformen, Auszeichnungen oder Titel. Im Rahmen des Programms im Jahr 2024 werden die Saunabänke zu Diskussionsbühnen. Das Ziel: Ein nettes Beisammensein, die Förderung der Saunakultur und die Entwicklung einer Gesprächskultur, die sich an den Prinzipien der Sauna orientiert.
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Das Programm der Kulturhauptstadt Tartu im Jahr 2024
Doch das Programm ist noch viel umfangreicher. Das Motto der rund 350 Projekte mit mehr als 1000 Veranstaltungen, die dieses Jahr in Tartu stattfinden, lautet “Arts of survival – Die Kunst des Überlebens”. Einen Überblick gibt es hier: https://tartu2024.ee/en/programme/
3. Bodø, Norwegen
Die dritte europäische Kulturhauptstadt 2024 bildet die norwegische Stadt Bodø gemeinsam mit der umliegenden Provinz Nordland. In Bodø selbst leben rund 51.000 Menschen. Die Stadt ist dabei, sich zu einer nachhaltigen und emissionsneutralen Smart City zu entwickeln. Ihr wird ein „ansteckender Zukunftsoptimismus“ nachgesagt.
Gründung als Handelsplatz
Bodø wurde 1816 mit dem Ziel gegründet, sich anstelle von Bergen als Handelsplatz für die nordnorwegischen Fischer zu entwickeln und somit den Einfluss der Dänen, unter deren Herrschaft Norwegen damals stand, zu relativieren. Noch heute kann man 15 erhaltene Gebäude des ehemaligen Handelspostens besichtigen – als „Kjerringøy gamle handelssted“ ist es als Freilichtmuseum an der Küste zugänglich.
Bergen abzulösen, das mehr als 1.000 km entfernt im Süden Norwegens liegt, hat nicht funktioniert. Dennoch hat sich hier ein eindrucksvolles, arktisches Juwel entwickelt. Und dafür sind nicht nur die Nordlichter verantwortlich, die man vor Ort erleben kann
Stromen-Bibliothek als Begegnungsort
Die Stromen-Bibliothek hat dem Architekturbüro schon einige Preise eingebracht: Die stilvolle Glas-Fassade gibt Besuchern den Blick auf den Hafen frei. Der zugehörige Konzertsaal zeigt, was viele skandinavische Bibliotheken früh begriffen haben: Eine Bibliothek muss auch Begegnungsort sein, Freiräume für Diskussionen und Austausch schaffen und Künsten wie Musik einen Platz geben – wie die Stromen-Bibliothek mit mehreren hundert Veranstaltungen jährlich.
Streetart an jeder Ecke
2016 fand in Bodø das Street Art Festival UpNorth statt, das seine Spuren in der Stadt hinterlassen hat: Auf einem kurzen Spaziergang kann man viele der riesigen Kunstwerke an den Häuserfasaden bestaunen. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich das Kunstprojekt NordlandiART ansehen.
Tierische Superlative und regionale Spezialitäten auf der Insel „Kjerringøy“
Bodø ist nicht nur ein Ort der Kultur, sondern auch ein Tor zu den spektakulären Landschaften Nordnorwegens. Eine Stunde nördlich von Bodø wird man von einer malerischen Insel empfangen, am Horizont kann man noch die Berge des südwestlichsten Teils der Lofoten erahnen. Wer Glück hat, trifft ein paar Rentiere oder sieht Seeadler durch die Lüfte gleiten. Dank der fischreichen Gewässer befinden sich auf den Inseln vor Bodø und entlang der Küste die Brutgebiete des größten und dichtesten Seeadlerbestandes der Welt.
Lokale Spezialitäten
Für Foodies und alle, die Kulturen auch gern über Gaumenfreuden kennenlernen, gibt es in einem Café auf der Insel etwas Besonderes zu probieren: Møsbrømlefser. Dieser Pfannkuchen wird mit einer Mischung aus Zucker, Sauerrahm, Butter und – ganz wichtig – einer norwegischen Spezialität gegessen: Brunost. Der Braunkäse bekommt seine tiefbraune Farbe durch den karamellisierten Milchzucker, der beim Kochen der Molke entsteht. Durch die besondere Zubereitung entsteht ein süßer und gleichzeitig würziger Geschmack. Wer es lieber eindeutig herzhaft möchte, bekommt hier natürlich auch den klassischen Stockfisch und weitere arktische Spezialitäten.
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Das Programm der Kulturhauptstadt Bodø im Jahr 2024
Anlässlich der Auszeichnung als Kulturhauptstadt 2024 sollen auch in Bodø über 1000 Kulturveranstaltungen stattfinden – die offizielle Eröffnung wird am 3. Februar zelebriert. Geneuer Informationen zum Programm gibt es hier: https://www.bodo2024.no/kulturkalender
Kulturhaupstädte in Deutschland
Übrigens: Deutschland konnte den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ bisher dreimal einholen: West-Berlin (1988), Weimar (1999) und 2010 erstmals an eine Region: das Ruhrgebiet. 2025 wird Chemnitz als nächste deutsche Stadt den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ tragen.