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Auf dem Gelände des ehemaligen Berliner Flughafen Tegel entsteht derzeit das größte Holzbauquartier der Welt. Abbildung: Tegel Projekt GmbH/Macina
Auf dem Gelände des ehemaligen Berliner Flughafen Tegel entsteht derzeit das größte Holzbauquartier der Welt. Abbildung: Tegel Projekt GmbH/Macina

Schumacher Quartier in Berlin: Sieht so die Stadt der Zukunft aus?

Eichhörnchen, Holzträger und Wasserrückhalteflächen – in Berlin entsteht ein neues Quartier für 10.000 Menschen, das zeigen soll, wie Städte in Zukunft aussehen könnten. Bereits 2027 sollen die ersten Wohnungen fertig sein.

Es kommt in Europa selten vor, dass große innerstädtische Flächen frei und ungenutzt sind. In Berlin, genauer auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tegel, ist das nun der Fall. Dort will die Stadt unter anderem ein modernes Wohnquartier errichten. 5.000 Wohnungen für mindestens 10.000 Menschen, mitsamt der dazugehörigen Infrastruktur wie Schulen, Kitas, Sportanlagen, Einkaufsmöglichkeiten – und viel Grün. Es wird das größte Holzbauquartier weltweit sein. Und eine sogenannte Schwammstadt. Der Name: Schumacher-Quartier. Doch was genau steckt hinter den Plänen? Baut Berlin schon jetzt die Stadt der Zukunft?

Die Brache Flughafen Tegel wird komplett umgestaltet

Bis zum 8. November 2020 startete und landete etwa alle drei Minuten ein Flugzeug in Tegel. Damit war der Flughafen „Otto Lilienthal“ einer der meist genutzten in Deutschland. Allerdings befand sich das Grundstück mitten in der Stadt, der Fluglärm störte rund 300.000 Menschen. Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gelände zu einem Militärgebiet. Der Raketeningenieur Wernher von Braun führte dort Raketentests durch, verlagerte die Versuche dann aber später nach Peenemünde auf Usedom. Als es nach dem Krieg zur Luftbrücke kam, richteten die westlichen Alliierten in 90 Tagen einen Flughafen auf dem Raketengelände ein, woraus der Flughafen Tegel entstand – mit seinem berühmten sechseckigen Terminalgebäude, entworfen von Meinhard von Gerkan.

Der ehemalige Flughafen Tegel mit seinem markanten Hexagon-Terminal. Foto: Adobe Stock____
Der ehemalige Flughafen Tegel mit seinem markanten Hexagon-Terminal. Foto: Adobe Stock

Neubauten im Schumacher Quartier zum größten Teil aus Holz

Nach dem Fall der Mauer entschied man sich für den Bau eines neuen Flughafens außerhalb der Stadt, der heutige Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (BER) wurde 2020 eröffnet. Seine Leidensgeschichte dürfte hinlänglich bekannt sein. Der Flughafen Tegel wurde damit obsolet. Neben dem Schumacher-Quartier als Wohngebiet will Berlin zudem einen Forschungs- und Industriepark ansiedeln, alles soweit wie möglich klimaneutral. Bestehende Gebäude werden weiter genutzt, Neubauten sollen möglichst aus Holz sein. Dazwischen: viel Grün für Mensch und Tier.

Begrünte Fassaden aus Holz, alternative Mobilitätskonzepte: Werden wir in Zukunft so wohnen? Abbildung: Tegel Projekt GmbH/rendertaxi____
Begrünte Fassaden aus Holz, alternative Mobilitätskonzepte: Werden wir in Zukunft so wohnen? Abbildung: Tegel Projekt GmbH/rendertaxi

Ein Ort nicht nur für Menschen

Animal Aided Design (AAD) nennt sich ein Konzept, das Wildtiere wie Fledermaus, Specht oder Eichhörnchen beim Neubau von Gebäuden beachtet. Es soll im Schumacher Quartier also auch ein Lebensraum für Tiere entstehen – inklusive Nahrung. Die Planungen sehen beispielsweise einen Eichhörnchen-Wald mit Eichen und anderen Nussbäumen vor. Dazu kommt ein Eichhörnchenseil, das über den Kurt-Schumacher-Damm führen soll. 14 „Zieltierarten“ beinhaltet der Entwurf von Thomas Hauck. Zusammen mit Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser von der TU München, Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie, forscht er zu Animal-Aided Design und leitet das Planungsbüro Polinna Hauck Landscape and Urbanism. Sie sollen die Ideen in Tegel umsetzen und gewährleisten, dass die Lebensräume der Tiere auch vernetzt sind und keine Insellösungen geschaffen werden.

So sieht der Masterplan für das ehemalige Flughafengelände aus. Abbildung: Tegel Projekt GmbH____
So sieht der Masterplan für das ehemalige Flughafengelände aus. Abbildung: Tegel Projekt GmbH

„Einen Nistkasten aufzuhängen, reicht nicht, wenn den Vögeln in der Umgebung die Nahrung fehlt“, sagt Hauck. Man müsse wissen, dass zum Beispiel Haussperlinge ihr Futter in der Regel nur in einem bestimmten Umkreis suchen. So entsteht eine Art Multi-Spezies-Quartiersentwicklung. Dabei kann es natürlich auch zu Konflikten kommen. Nicht jeder mag Spinnen und Insekten vor dem Küchenfenster. Auch die laut-fröhlichen Stare sind vor dem Schlafzimmerfenster eher unbeliebt. Generell geht es bei der Auswahl der Tiere neben Standortnähe und Gefährdung daher auch immer um die soziale Frage: „Die Konflikte zwischen Mensch und Tier müssen bewältigbar sein und das Zusammenleben zumindest theoretisch harmonisch möglich“, so Hauck. Das hat auch praktische Gründe: Nach der Vollendung der Bauarbeiten liegt es an den Anwohnern selbst, die Biotope zu pflegen. Grüne Fassaden und Gärten brauchen Pflege und Wasser im Sommer. Und auch hier will man Neuland betreten.

Schon 2027 sollen die ersten Wohnungen im Schumacher Quartier bezugsfähig sein. Abbildung: Tegel Projekt GmbH/rendertaxi____
Schon 2027 sollen die ersten Wohnungen im Schumacher Quartier bezugsfähig sein. Abbildung: Tegel Projekt GmbH/rendertaxi

Schumacher Quartier hilft Berlin auf dem Weg zur Schwammstadt

Das Viertel soll die größte Schwammstadt der Welt werden. „Eine Schwammstadt hält Regenwasser in der Siedlung zurück“, erklären die Projektentwickler den Gedanken. In Hitzeperioden verdunstet der Regen dann wieder und kühlt das Quartier ohne zusätzlichen Energieaufwand. Das Wasser verbessert das Mikroklima und erhöht die Biodiversität, in dem es Lebensraum für Amphibien bietet. Das Prinzip können Kleingärtner von der Regentonne oder dem Gartenteich – nur etwas größer und komplexer.

„Wir werden umweltfreundliche Materialien und emissionsfreie Konstruktionen verwenden“, sagt Architektin Gudrun Sack: Fassaden aus Holz, mit Photovoltaikelementen versehene und begrünte Flächen. 80 Prozent der Dächer sollen als Verdunstungs- oder Rückhalteflächen gestaltet und vielfältig genutzt werden. Regenwasser werde im Kaskadenprinzip im Quartier möglichst lange auf mehreren Ebenen zurückgehalten. Die Schwierigkeit besteht darin, den Wasserhaushalt gleichmäßig zu halten. Zu viel Feuchtigkeit kann zu Schimmel führen, zu wenig lässt die Hydrophyten, also Wasserpflanzen, absterben.

Schumacher Quartier soll weitestgehend autofreie Zone werden

Als einen Nachteil des Flughafen Tegel stellte sich die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr heraus. Obwohl in Zentrumsnähe gelegen, gab es keinen Anschluss an das Berliner S-Bahn oder U-Bahnnetz. Da das neue Quartier am östlichen Rand des Areals entstehen wird (siehe Lageplan), reicht es bis zum U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz. Von diesem sollen dann diverse Verkehrsmittel durch das Quartier führen. Mit einer Ausnahme: Das Auto soll weitestgehend draußen bleiben. „Mobility Hubs“ bündeln Carsharing-Angebote und übernehmen Funktionen der Mobilitätslogistik. Auf allen anderen Wegen haben Fußgänger und Radfahrer Vorrang.

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