Aufzüge aus aller Welt: Alter Elbtunnel (Hamburg)
Ohne Boot oder Schiff trockenen Fußes ans andere Elbufer zu gelangen war für Hamburger vor 1911 noch Wunschdenken. Doch dann öffnete der Alte Elbtunnel, und plötzlich kamen nicht nur Fußgänger und Radfahrer in den Genuss einer sicheren Passage, sondern auch Pferdefuhrwerke und später sogar Autos und Laster.
Am Anfang stand ein massives Verkehrsproblem: Zwischen 20.000 und 25.000 Packer, Schlosser, Schweißer, Nieter, Takeler, Reeper und zahlreiche andere Handwerker arbeiteten Ende des 19. Jahrhunderts im Hamburger Hafen mit seinen zahlreichen Großwerften sowie Lösch- und Umschlagsplätzen.
Die Arbeiter, die zu Schichtbeginn in den Hamburger Hafen strömten, sorgten für solch regen Fährverkehr auf der Elbe, dass die ein- und auslaufenden Schiffe kaum noch durchkamen. Eine Lösung musste her.
Mehr Fähren? Zuviel Verkehr auf der Elbe. Eine Brücke? Unter der kämen die großen Überseepötte nicht durch. Und eine Schwenkbrücke wäre ein zusätzliches Nadelöhr. Für einen Tunnel unter der Elbe durch fehlte eigentlich beiderseits des Flusses der Platz für die notwendigen Einfahrrampen.
Es sei denn, man spart sich die Rampen und transportiert die Fahrzeuge ohne Anlauf zu den Tunnelröhren auf 24 Metern Tiefe. Und so bilden die insgesamt zwölf Fahrstühle dann auch das Herzstück des infrastrukturellen Meisterwerks, dessen horizontale Verbindung der Ufer ohne die vertikale Verknüpfung von Straßenebene und Elbbett nicht denkbar gewesen wäre.
20 Millionen Personen jährlich querten die Elbe zu Hochzeiten durch die beiden 426,5 Meter langen Tunnelröhren – ohne, dass der Schiffsverkehr einige Stockwerke höher auch nur Notiz davon nahm. Den Auf- und Abstieg erledigten dabei sechs Aufzüge pro Ufer, je zwei mit sechs Tonnen Zuladung für Fahrzeuge, zwei für Fahrzeuge bis zu zehn Tonnen und zwei für Fahrradfahrer und Fußgänger. Letztere durften Tunnel und Aufzüge von Beginn an kostenlos nutzen. Erstere zahlen traditionell eine Gebühr – heute sind es zwei Euro pro Passage.