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Vision eines Weltraumlifts
Es klingt verrückt: Ein US-Unternehmen will bis 2025 einen Fahrstuhl zum Mond bauen.

"Das ist völlig verrückt": Martin Tajmar über den Weltraumlift

Mit dem Fahrstuhl zum Mond? Die Vision eines Weltraumlifts fasziniert seit jeher die Menschheit. Nun will ihn ein US-Unternehmen bis zum Jahr 2025 bauen. Raumfahrt-Experte Dr. Martin Tajmar im Gespräch.

Immer wieder mal geistert er durch Literatur und Medien: der Weltraumlift, der Lasten und Personen durchs All befördern soll. Vor Kurzem erst kündigte das US-Unternehmen LiftPort Group an, einen solchen Aufzug zu bauen. Grund genug für eine Einschätzung durch den Physiker und Raumfahrt-Experten Dr. Martin Tajmar.

Raumfahrt-Experte Prof. Dr. Martin Tajmar____
Raumfahrt-Experte Prof. Dr. Martin Tajmar

Tajmar, geboren 1974 in Wien, arbeitet als Physikingenieur und Leiter der Professur für Raumfahrtsysteme an der Technischen Universität Dresden. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Wien und der International Space University im französischen Illkirch-Graffenstaden.

Herr Tajmar, woher stammt die Idee eines Weltraumlifts?
Sie geht auf Arthur C. Clarke zurück. Auf dessen Kurzgeschichte The Sentinel beruht der Film 2001: Odyssee im Weltraum. Wir wissen: Mit Raketen schaffen wir es mit Ach und Krach in den Erdorbit. Selbst wenn eine Rakete die besten Triebwerke verwendet, die wir derzeit haben, muss sie in Stücke zerteilt und Teile des Tanks während des Flugs abgesprengt werden, um so viel Gewicht zu verlieren, dass sie es gerade eben mit dem letzten Treibstoff hinaufschafft.

Wie sieht die Alternative aus?
Man dachte sich: Okay, die Erde dreht sich, es entsteht Zentrifugalkraft. Andererseits hat die Erde auch ein Gewicht und zieht uns an. Um sie herum gibt es daher einen Ring, den Geostationären Orbit, in dem sich die Kräfte gegenseitig aufheben, sofern man sich mit der Erde dreht. Dort schweben Telekommunikationssatelliten stabil, sozusagen an einem fixen Punkt – daher muss man seine Satellitenschüssel nicht ständig nachjustieren. Also wäre es doch ganz clever, so der Gedanke, dort oben einen Lift zu bauen…

Eine gute Idee?
Das Problem ist: Der Geostationäre Orbit liegt 36.000 Kilometer weit entfernt. Alexander Gerst ist zur Internationalen Raumstation gerade 350 Kilometer geflogen – und da glauben wir schon, es sei weit weg. Man bräuchte eine Stange oder ein Seil, das ganz hinaufgeht. Dazu noch ein Gegengewicht, damit das Seil straff gespannt wird.

„Das ist Science Fiction“

Welches Material wäre für solch ein Seil denkbar?
Es gibt nur ein einziges, das die mechanischen Eigenschaften besitzt, um diese Belastung auszuhalten: Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Die sind allerdings nur einen Millimeter lang. Man müsste sie zusammenspleißen, wie man es mit Glasfasern macht. Aber bitte: Ein Seil mit 36.000 Kilometern Länge ist völlig illusorisch.

Wo werden die Röhrchen bislang eingesetzt?
Sie werden zum Beispiel Kunststoff beigemischt, um ihn leitend zu machen. Die Röhrchen haben eine hohe elektrische und auch Wärmeleitfähigkeit. Man kann sie nutzen, um Oberflächen eisfrei zu bekommen. Für Dinge, durch die sie hindurchsehen können, die sich aber gleichzeitig heizen lassen sollen – wie etwa Cockpits. Die Röhrchen haben einen Durchmesser von hunderten Nanometern, mit dem bloßen Auge kann man sie gar nicht sehen. Im Moment sind Kohlenstoff-Nanoröhrchen noch eine Kuriosität, aber es tun sich immer mehr Anwendungen für dieses Material auf.

Gibt es neben der Länge des Seils noch andere Schwierigkeiten?
Ja. Rund um die Erde herrschen Winde, es gibt kleine Erdbeben. Die höchsten Gebäude sind einen Kilometer hoch und bereiten schon Probleme. Auf der Erde wäre solch ein Lift deshalb nicht möglich. Beim Mond sähe es anders aus. Erstens gibt es dort keine Atmosphäre, also auch keinen Wind. Zweitens ist der Mond viel leichter als die Erde, das Eigengewicht spielt also eine geringere Rolle. Aber um von der Mondoberfläche zu einer Raumstation im Orbit zu gelangen, wären Kabel von fast 60.000 Kilometern Länge nötig. Das ist Science Fiction.

„Eine Spule, die 60.000 Kilometer lang ist“

Das geringere Gewicht des Mondes bedeutet…
…dass auch die Materiallasten geringer wären. Man käme mit Kevlar-Fasern aus, die etwa in schusssicheren Westen verarbeitet werden. Sie sind sehr leicht, aber hochfest.

Was wäre ihr Vorteil?
Dass es Spulen davon gibt. Man müsste sich nicht überlegen, wie man Nanoröhrchen zusammenklebt. Man braucht halt nur eine Spule, die 60.000 Kilometer lang ist…

Wie lange würde eine Fahrt zum Mond dauern?
In den 60er-jahren ist man von der Erde zum Mond in drei Tagen geflogen. Lassen Sie es heute einen Tag dauern, um mit dem Lift ganz gemächlich hinaufzufahren. Das ist nicht so dramatisch. Aber es gibt andere Bedingungen, die mich skeptisch machen.

Nämlich?
Es gibt weder eine Mondstation noch Menschen, die auf dem Mond leben. Es gibt einen chinesischen Rover, der dort herumfährt. Mehr nicht. Im Moment haben wir nicht mal ein System, um in die Nähe des Mondes zu gelangen. Das alles würde nur Sinn machen, wenn man eine regelmäßige Nutzlast transportieren müsste. Aber es gibt auch keinen Bedarf, tonnenweise Mondgestein auf die Erde zu bringen.

„Nutzen gleich null“

Man träumt von der Erschließung des nuklearen Brennstoffs Helium-3. Auf dem Mond soll es mehr als eine Million Tonnen davon geben.
Das wäre für die Fusionskraft von Interesse. Aber wir haben kein funktionierendes Fusionskraftwerk. Kurzzeitig hat man es mal geschafft, die Hälfte jener Fusionsleistung zu erzeugen, die man hineingesteckt hat. Aber von einem Kraftwerk, das das Zigfache an Output liefert, ist man noch meilenweit entfernt. Und außerdem gibt es ja Helium-3 auf der Erde. Es ist vielleicht etwas teuer, aber wenn ich das in Relation zu den Milliardenkosten fürs Kraftwerk sehe, wird es sicherlich nicht am Gaspreis scheitern.

Das klingt alles ziemlich ernüchternd…
Es gibt viele Menschen, die diese enthusiastische Idee toll finden. Aber derzeit ist der Nutzen gleich null. Es muss ja nicht alles ein Business Case sein, hinter den ersten Raketen standen auch ganz andere Interessen. Aber ich glaube einfach nicht an diesen Lift. Zehntausende Kilometer in den Weltraum: Was da alles passieren kann. Allein die Vorstellung, dass der TÜV kommt und ihn prüfen muss. Das ist völlig verrückt.

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