Raketenrucksack: Auf den Rücken, fertig, los!
Verkehrsstaus, verspätete Bahnen und Umleitungen: Längst kein Problem mehr, hätten wir ihn schon – den Rucksack der Zukunft. Wo aber bleibt das Jet-Pack bzw. der Raketenrucksack für alle? Wir stellen vergangene und gegenwärtige Modelle vor und sagen, wozu sie taugen.
Niemand kennt heute noch den „Rocket Man“. Dafür kennen alle den gleichnamigen Rocksong von Elton John aus den 1970er-Jahren. Harold Graham wurde allerdings lange vor dem Lied zur menschlichen Rakete. Als Erster hob er mit einem Raketenrucksack ohne Seil und Sicherung vom Boden ab. Der Traum vom Verkehrsmittel der Zukunft war geboren. Die Fortschritte in der Entwicklung ließen aber auf sich warten und so wurde aus dem Traum nur auf Kinoleinwänden Realität. Passend dazu singt Elton John: „I Think It’s Going to Be a Long, Long Time.“
Raketenrucksack: der Traum lebt
Heute forschen wieder Firmen wie Gravity Industries oder JetPack Aviation an neuen Raketenrucksäcken. Unter anderem wäre da der „Gravity Jet Suit“: 5 Gasturbinen befördern Pilotin oder Piloten mittels Rückstoßprinzip in Höhen von über 3.500 Metern. Mühelos überwindet er Bäume und andere Hindernisse und kommt auf Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h. Allerdings sind selbst die heutigen Modelle in ihrer Reichweite stark begrenzt. Zuviel Treibstoff verbrennt schon beim Abheben. So muss nach maximal 5 Flugminuten nachgetankt werden. Vorteilhaft ist aber, dass das Fluggerät selbst auf engstem Raum gelandet werden kann. Deshalb feilt das britische Unternehmen an kommerziellen Anwendungsfeldern, etwa für die Bergrettung, NATO-Rettungsmissionen und das Militär.
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Jet-Pack als Spielzeug für Superreiche
Und privat zu erwerben sind sie auch. Die deutsche Firma „Carbon Sport“ ist weltweit der einzige Hersteller des etwas anderen Jet-Packs. Der „Jetlev-Flyer“ arbeitet mit einem 300 PS starken Viertaktmotor und einer Hochleistungspumpe. Abheben kann man mit ihm aber nur über dem Wasser. Mittels Rückstoßantrieb mit Wasserstrahlen kann sich eine Person auf und über der Wasseroberfläche bewegen. Inzwischen ist der Wasser-Jet-Pack zur beliebten Tourismusattraktion an den Küsten von Ibiza, Monaco oder Dubai geworden. Doch nicht nur die Abhängigkeit zum flüssigen Element, auch hohe Kosten lassen den Traum vom zukünftigen Verkehrsmittel platzen. Zwischen 6.000 und 100.000 Euro kostet ein „Jetlev-Flyer“. Dasselbe gilt fürs britische Modell. Schon das Startgebot liegt bei 100.000 Euro. Obendrauf kommen dann noch circa 5.000 Euro je Raketenfüllung. Nichts also für Normalsterbliche, eher für das eine Prozent.
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Eine militärische Vision
Woher stammt aber die Idee des Jet-Packs, um sich á la James Bond, Boba Fett oder Iron Man in die Lüfte zu erheben? Der Grundgedanke war ein militärischer. Lange vor Grahams Erstflug sollen die Nazis am Raketenrucksack geforscht haben. Mit sogenannten „Himmelsstürmern“ ausgerüstete Spezialkräfte sollten Minenfelder und Stacheldraht problemlos überwinden können, um gezielt Überraschungsangriffe durchzuführen. Soweit die Idee, zum Einsatz kamen die „Himmelsstürmer“ jedoch nie. Dafür sollen der USA aber Blaupausen und ein Prototyp in die Hände gefallen sein. Darauf baute die Forschung nach dem Krieg auf. Grahams „Rocket Belt“ war bereits eine Weiterentwicklung des „Himmelsstürmers“.
Auch der Raketenrucksack kann die Schwerkraft nicht austricksen
Damals stoppte das US-Militär die Forschung: zu schwer sei der Raketenrucksack, zu risikoreich und zu kompliziert zu kontrollieren. Die Entwicklung endete aber nie ganz und so zeigen heutige Jet-Packs privater Unternehmen gewisse Fortschritte, leiden aber weiterhin an Kinderkrankheiten. Noch immer sind sie zu teuer in der Herstellung und zu kostenineffizient im Einsatz durch kurze Flugzeiten. Doch der wahre Endgegner der Raketenrucksäcke war schon immer die Schwerkraft. Aus diesem Grund ist das Weltall das erfolgreichste Einsatzfeld für Jet-Packs. Das Manned Maneuvering Unit (MMU) ermöglicht es Astronauten, sich in begrenztem Maße unabhängig vom Space-Shuttle zu bewegen. Durch die Schwerelosigkeit kann der gesamte Treibstoff zur Gerätesteuerung genutzt werden und wird nicht wie auf der Erde für einen ständigen Auftrieb verbraucht.
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