
Nachhaltig reisen: Neue Hochgeschwindigkeitszüge starten an der US-Ostküste
Wer sich an der US-amerikanischen Ostküste nachhaltig von A nach B bewegen will, kann künftig in einen der Hochgeschwindigkeitszüge von Amtrak steigen. Der Eisenbahnbetreiber will den Schienenverkehr revolutionieren.
Bahnfahren gilt weltweit als eine der nachhaltigsten Reiseformen. In den USA dominieren allerdings Flugzeug und Auto ganz eindeutig – besonders an der dicht besiedelten Ostküste.
Mit der Einführung der NextGen Acela- und Airo-Züge will Eisenbahnbetreiber Amtrak das ändern. „NextGen Acela ist mehr als ein neuer Zug – er ist eine Weiterentwicklung des Reisens“, sagt Amtrak-Präsident Roger Harris. Die neuen Züge sollen nicht nur schneller und komfortabler sein, sondern auch ein Signal für klimafreundliche Mobilität setzen.
Hintergrund: Warum Bahnreisen in den USA selten sind
Während Züge in Europa und Asien selbstverständlich zum Alltag gehören, bleibt Bahnfahren in den USA eine Ausnahme. Das hat mehrere Gründe:
Zum einen gibt es keine echten Hochgeschwindigkeitsstrecken, sondern größtenteils alte Gütertrassen. Nur kurze Abschnitte erlauben höhere Geschwindigkeiten – das bremst den Zugverkehr aus.

Auch die großen Distanzen sind ein Faktor. Metropolen wie New York und Los Angeles liegen tausende Kilometer auseinander – hier dominiert das Flugzeug. Hinzu kommt die Politik. In Europa und Asien wurden Hochgeschwindigkeitsnetze staatlich gefördert. In den USA fehlten solche Programme jahrzehntelang. Darum konnte sich die Bahn nie richtig durchsetzen. Könnte sich das bald ändern?
Amtrak sorgt für Neustart auf alten Gleisen
Amtrak, der führende Anbieter für Bahnreisen in den USA, setzt mit dem neuen Flottenmodernisierungsprogramm einen entscheidenden Schritt nach vorne: Ab dem 28. August 2025 starten die hochmodernen NextGen‑Acela‑Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Boston, New York und Washington D. C.

Und damit nicht genug: Ab 2026 sollen zudem die umweltfreundlichen Airo‑Züge auf mehreren Ostküstenlinien rollen. Mit dieser Modernisierung will Amtrak sowohl Effizienz als auch Nachhaltigkeit und Passagierfreundlichkeit vorantreiben.
Von Boston nach Washington: Verbindung von Metropolen
Die NextGen Acela wird ab dem 28. August 2025 auf dem Northeast Corridor, der wichtigsten und meistfrequentierten Bahnstrecke in den USA, eingesetzt. Sie verbindet alle großen Metropolen der US-Ostküste – vom politischen Zentrum Washington bis zum historischen Boston. Mit bis zu 160 mph (ca. 257 km/h) fährt die NextGen Acela um 10 mph schneller als ihr Vorgänger und bietet 27 Prozent mehr Sitzplätze.

Der Komfort auf Zugreisen soll zudem deutlich angehoben werden. Konkret bedeutet das: schnelles 5G‑WLAN, USB‑Ports zum Laden und Leselampen. Und auch das Bordrestaurant bekommt ein Upgrade: Das Café bietet sowohl Selbstbedienung („Grab‑and‑Go“) als auch Bedienung an der Theke. In der Business Class rollt außerdem ein Servicewagen mit Snacks und Getränken durch den Zug.
Technik der neuen Generation
Die NextGen Acela basiert auf dem Avelia Liberty‑Design, gefertigt von dem Hersteller Alstom. Was ist neu? Die Züge verfügen über eine aktive Neigetechnik. Das ist eine technische Lösung, mit der Züge schneller durch Kurven fahren können, ohne dass es für die Passagiere unbequem wird. Sie haben dadurch weniger das Gefühl, zur Seite gedrückt zu werden.
Ein Schritt Richtung nachhaltiger Mobilität
Mit den Airo-Zügen setzt Amtrak ein starkes Zeichen für nachhaltigen Verkehr: Die Hybridzüge eliminieren Lokwechsel auf gemischten Strecken und ermöglichen einen flüssigen Übergang zwischen Diesel- und E-Antrieb, was den Energieverbrauch senkt und die Emissionen stark reduziert.
Rund 50 – 60 Prozent des Strombedarfs, insbesondere auf dem Northeast Corridor, stammen inzwischen aus kohlenstofffreien Quellen. Ziel ist es, bis 2030 ausschließlich kohlenstofffreie Elektrizität zu nutzen – etwa durch Erneuerbare-Energie-Zertifikate, grüne Stromtarife und eigene Erzeugungsanlagen.

Die NextGen Acela bleibt zwar in ihrer Reisezeit von Boston nach Washington weitgehend konstant, doch der Komfortgewinn ist deutlich spürbar. Der neue Luxus im Zug, größere Kapazität und Verlässlichkeit – all das können Anreize für Reisende sein. Bis 2040 will man die Fahrgastzahl auf 66 Millionen verdoppeln.
Ausblick: Wird die USA zum Bahnland?
Die umfassende Amtrak-Modernisierung könnte Modellcharakter für die gesamte Nation haben. Während in Kalifornien bereits Ausbaupläne für Hochgeschwindigkeitszüge bestehen, bleibt die Infrastruktur das entscheidende Nadelöhr.
Nur mit erneuerten Gleisen, Tunneln und Bahnhöfen können die angesprochenen Potenziale wirklich genutzt werden. Trotzdem zeigt die starke Investition von rund 7,3 Milliarden USD in NextGen Acela und Airo-Züge Amtraks Ernsthaftigkeit – und stützt langfristig das Angebot im wachsenden Markt für USA Bahnreisen.