Mit Motor, aber ohne Stau: E-Bikes liegen im Trend
Nachhaltig und fit zur Arbeit oder Uni, auch auf längeren Strecken: Dafür ist das E-Bike ideal. Warum immer mehr Menschen auf diese Form der Mobilität umsteigen und was Städte tun können, um sie für alle Verkehrsteilnehmer sicher zu gestalten.
Elegant am Stau vorbeigeschlängelt und dabei noch was für die Fitness getan: Wer sich mit dem Rad fortbewegt, hat so manche Vorteile. Auf weiten oder sehr hügeligen Wegen hingegen entscheiden sich viele Menschen doch lieber für Auto oder öffentlichen Nahverkehr. Das könnte sich künftig ändern, denn ein weiteres Verkehrsmittel befindet sich deutlich auf dem Vormarsch: das E-Bike. Im Jahr 2023 überholte die Zahl der E-Bike-Käufe erstmals die der Fahrrad-Neuanschaffungen: 53 Prozent aller Käufer entscheiden sich für ein Rad mit Elektromotor. Galt das E-Bike einst ausschließlich als Sportgerät für Ältere oder Mobilitätseingeschränkte, ist es damit inzwischen im Mainstream angekommen.
Am beliebtesten ist das Pedelec, ein Rad, dessen Elektromotor anspringt, sobald die fahrende Person in die Pedale tritt. Dabei erreicht das Gefährt eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h, danach schaltet sich der Motor automatisch ab. Auch ein etwas längerer Weg ins Büro ist somit kein zwangsläufiges Argument mehr fürs Auto. Schließlich können sich Beschäftigte auch nach der E-Bike-Tour an den Schreibtsich setzen, ohne vorher nochmal zu duschen. Pedelecs gibt es darüber hinaus auch mit Anfahrhilfe, die über einen Knopf am Lenker funktioniert. Drückt die Person im Sattel den Knopf, dann beschleunigt sich das Pedelec aus dem Stand auf bis zu 6 km/h.
Das klassische Elektrofahrrad hingegen hat heutzutage hingegen kaum mehr Kaufinteressenten. Es kommt in seiner Funktionsweise einem Mofa näher als einem Fahrrad. Die Geschwindigkeit steuert die fahrende Person per Hebel am Lenker, in die Pedale zu treten ist nicht nötig. Ein wesentlicher Vorteil des Radfahrens, die sportliche Bewegung, fällt somit weg.
Schnell und sportlich unterwegs ohne Schwitzen
Das Pedelec dagegen bietet alle Vorteile des Radfahrens, während es zugleich auf die Nachteile verzichtet, könnte man meinen. Wer in den Sattel eines solchen Gefährts steigt, kommt schnell und sportlich voran, ohne am Ziel völlig verschwitzt zu sein. Auch Ältere oder ungeübte Radfahrer profitieren von der sanften Trainingsbelastung. Oft bezuschussen auch Arbeitgebende das Leasing von E-Bikes für ihre Mitarbeitenden, um ihnen zu ermöglichen, einen Teil ihres Arbeitsweges auf diese Weise zurückzulegen.
Da E-Bikes schnell auf ein ungewohnt hohes Tempo kommen, rät der ADAC dazu, immer mit Helm zu fahren. Denn mit der Beliebtheit steigt auch die Zahl der Unfälle, wie es in einem Artikel von August 2023 auf der ADAC-Webseite heißt: "Von 2014 auf 2021 stieg wegen deren zunehmenden Verbreitung die Zahl der damit Verunglückten auf fast das Acht-, die Zahl der Getöteten auf mehr als das Dreifache."
Daran mag auch die unzureichend ausgebaute Infrastruktur für Radfahrende in deutschen Städten eine Mitschuld tragen. Wie jüngst eine ADFC-Umfrage ergab, empfinden 80 Prozent der Radfahrer deutsche Radwege als zu schmal und 70 Prozent der Befragten fühlen sich beim Radfahren nicht sicher.
Kopenhagen – das Paradies für E-Bike-Fahrer
Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern zeigt, dass es hierzulande deutlich Luft nach oben gibt, was die Fahrrad- und damit auch die E-Bike-Freundlichkeit angeht. Als Musterbeispiel in punkto Radfreundlichkeit gilt oft Dänemark und dort insbesondere die Hauptstadt Kopenhagen. Die aktuelle Fahrrad-Strategie der Stadt, die den treffenden Titel "Good, Better, Best" trägt, hat das Ziel, Kopenhagen zur weltbesten Fahrradstadt zu machen.
Laut landesweiten Richtlinien muss ein Radweg in Dänemark mindestens 1,70 m breit sein, in der Praxis sind die meisten Kopenhagener Radwege sogar 2,20 m breit, viel befahrene Radstrecken können auch zwischen drei und vier Metern Breite haben. Zum Vergleich: In Deutschland ist die empfohlene Mindestbreite für Radwege 1,60 m. Im Jahr 2020 ergab eine ADAC-Studie allerdings, dass in Hannover, einer Stadt von vergleichbarer Größe wie Kopenhagen, mehr als ein Drittel aller Radwege schmaler als 1,60 m sind.
Um die Sicherheit noch zu erhöhen, sind Kopenhagener Radwege sowohl zum Auto- als auch zum Fußverkehr mit jeweils 5 bis 9 cm hohen, einheitlich gestalteten Bordsteinen abgegrenzt. Alle Verkehrsteilnehmenden erkennen so auf einen Blick, wo wessen Spur anfängt und endet. Parkstreifen für Autos enden in Kopenhagen meist mit deutlichem Abstand zu Kreuzungen, Straßeneinmündungen oder Grundstückseinfahrten, um zu verhindern, dass Sichtachsen für die Radfahrenden durchkreuzt werden.
Radfahrampeln sorgen durch frühere Grünphasen dafür, dass der Radverkehr an Kreuzungen ungestört durchfahren kann, ohne dass sich jemand von bereits wartenden Autos stressen lassen muss. Die Radfahrampeln sind zudem so getaktet, dass Radelnde bei einer konstanten Geschwindigkeit von 20 km/h in einer Grünen Welle durch die Stadt kommen. LEDs im Asphalt signalisieren den Radfahrenden, ob das Idealtempo jeweils eingehalten wird.
Kritiker bemängeln, dass durch den Fokus auf die Radmobilität Autofahrer und auch Fußgänger in Kopenhagen unter deutlich schlechteren Bedingungen unterwegs sind als anderswo. Das mag stimmen. Fakt ist: Rad und E-Bike sind oft die schnellsten und nachhaltigsten Varianten, sich durch eine Stadt zu bewegen oder von einem Vorort zum Arbeits- oder Ausbildungsort in die Stadt zu pendeln. Und das erkennen immer mehr Verbraucher. Diese Art der Mobilität nicht zu fördern, wird sich also künftig kaum eine Kommune mehr leisten können.