IOC in Lausanne: Nachhaltiger Neubau
Die Klimadebatte hat auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) erreicht. Nicht nur, dass die Mitglieder und Mitarbeiter des IOC weniger mit dem Flieger durch die Welt jetten wollen. Nein, die Sportfunktionäre haben nun auch einen neuen Hauptsitz in Betrieb genommen, der nach ihren Angaben eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt ist.
Lausanne am Genfer See ist eine der attraktiveren Städte der Schweiz. Neben mittelalterlicher Kathedrale und Stadtkern bietet sie einen unnachahmlichen Blick auf die Chablais-Alpen mit der Cornettes de Bise. Dazu ein berühmtes Jazz-Festvial und natürlich ist sie die Heimat des Internationalen Olympischen Komitees.
Politische Neutralität des IOC
1915, nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, zog das IOC aus Paris in die Schweiz. Einer der Gründe war, politische Neutralität zu demonstrieren. Mit dem Ergebnis, dass sich Lausanne nun schon mehr als 100 Jahre brüsten darf, die Olympiastadt zu sein.
Die lange Tradition hinterließ Spuren in der Stadt. Seit 1922 saß das IOC in der Villa Mon Repos, 1968 zogen die Funktionäre in einen Neubau im Parc Bouget um. Als dieser in die Jahre kam und aus allen Nähten platzte, schrieb das Komitee im März 2013 einen Architekturwettbewerb aus. Allerdings fand sich unter 114 Teilnehmern keiner, dessen Entwurf die Funktionäre überzeugte. Zwölf Architekten kamen dennoch eine Runde weiter – und schließlich gewann das dänische Architekturbüro 3XN das Rennen. Das Baseler Büro IttenBrechbühl übernahm die Umsetzung vor Ort. Im Juni 2019 ist das Gebäude übergeben worden.
Symbolträchtige Dynamik
24.000 Quadratmeter umfasst der Neubau. Er bietet allen 500 Mitarbeitern Platz, welche die Olympischen Spiele koordinieren und zuvor in vier verschiedenen Gebäuden untergebracht waren. Zentrum des neuen Headquarters ist ein repräsentatives Foyer mit einer geschwungenen Holztreppe. Sie symbolisiert die fünf olympischen Ringe. Die geschwungene Form des Baus mit der abgestuften Glasfassade wiederum soll nach Ansicht der Architekten den Geist der olympischen Sportarten widerspiegeln: dynamisch, der Zukunft zugewand, flexibel.
Das Gebäude zeichnet auch eine andere Eigenschaft aus: Es ist sehr klimafreundlich konzipiert. Die teils begrünten Dächer fangen das Regenwasser auf und leiten es als Brauchwasser in die WC-Kästen und Blumenbeete auf dem Gelände.
Ein wichtiges Augenmerk gilt nachhaltigen und effizienten Energiesystemen. Dazu gehören eine Seewasserpumpe, die optimale Ausnutzung von Tageslicht sowie photovoltaische Elemente. Die Solaranlage auf dem Dach erzeugt soviel Energie, dass sie den Bedarf von rund 60 Haushalten decken könnte.
Nachhaltige Konstruktion
Dazu kommt eine umweltfreundliche Konstruktion: Für den Neubau wurden 95 Prozent des früheren IOC-Hauptsitzes wiederverwertet oder recycelt. So wurde der Beton vor Ort zerkleinert und in den Fundamenten des neuen Gebäudes verarbeitet. Laut dem IOC sind zudem 80 Prozent der Bauinvestitionen bei lokalen Unternehmen getätigt worden. Insgesamt soll der Neubau 35 Prozent weniger Energie und 60 Prozent weniger Wasser als ein konventioneller Neubau verbrauchen. Wasser aus dem Genfersee dient zum Heizen und Kühlen.
Zudem steckt Symbolkraft in dem Gebäude: Die politisch Neutralität des IOC und sein Bemühen um friedliche Wettkämpfe finden ihren Ausdruck in einer abstrahierten Taube auf dem Dach. Die ist aus 1000 Quadratmeter Photovoltaik-Modulen geformt und nur für jene Funktionäre sichtbar, die sich leider doch noch per Flieger fortbewegen müssen.