Wohnen in der Lücke: Die schmalsten Häuser der Welt
Platzmangel trifft Kreativität: Schmale Häuser zeigen, wie durch clevere Architektur selbst die kleinste Lücke zum Wohnraum umfunktioniert wird. Von Warschau über Amsterdam bis Valencia begeistern die Miniatur-Wunderwerke.
Die schmalsten Häuser der Welt zeigen, dass auch kleinste Grundstücke großes Potenzial haben. In New York zeichnet sich beispielsweise der Trend ab, dass immer mehr schmale Wolkenkratzer gebaut werden. Auch in Europa entstehen schmale Häuser, die sowohl architektonisch als auch funktional bemerkenswert sind. Von minimalistischen Wohnträumen bis hin zu beeindruckenden Lösungen für begrenzte Flächen: Wir stellen ein paar besondere Exemplare vor.
Das schmalste Haus der Welt: Das Keret House in Polen
Das Keret House in Warschau, Polen, gilt als das schmalste Haus der Welt – mit einer Breite von nur 92 Zentimetern an der schmalsten Stelle und knapp 1,52 Metern an der breitesten. Es wurde 2012 von dem Architekten Jakub Szczęsny entworfen und nach dem israelischen Schriftsteller Etgar Keret benannt, der das Haus zeitweise als Künstlerresidenz nutzte.
Obwohl es so winzig ist, bietet das Keret House alles, was man zum Leben braucht: eine kleine Küche, ein Bad, ein Schlafzimmer und einen Wohnbereich. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie man in einer derart begrenzten Fläche einen funktionalen Wohnraum schaffen kann. Übrigens: Das Keret House ist nicht als reguläres Wohnhaus registriert, sondern zählt offiziell als Kunstinstallation. Dennoch ist es bewohnbar und ein Touristenmagnet für Architekturbegeisterte aus aller Welt.
Das „Singel 7“ in Amsterdam
Mit einer Breite von nur 2,02 Metern gehört auch das Gebäude mit dem Namen „Singel 7“ in Amsterdam zu den schmalsten Häusern der Welt. Dieses winzige Haus befindet sich direkt an der Singel-Gracht und zieht jährlich zahlreiche Besucher an.
Was dieses Haus besonders bemerkenswert macht, ist, dass es trotz seiner extremen Schmalheit als Wohnraum konzipiert ist. Im Erdgeschoss befindet sich ein winziger Eingangsbereich, und die oberen Etagen wurden clever aufgeteilt, um genügend Platz für Küche, Wohnraum und Schlafbereich zu schaffen. Besonders spannend: Die vordere Fassade des Hauses misst lediglich 1 Meter, bevor sich die Struktur im Inneren etwas verbreitert. Das macht „Singel 7“ nicht nur zu einem der schmalsten Häuser der Welt, sondern auch zu einem der ungewöhnlichsten Bauwerke Europas.
Schmale Häuser in Bregenz und Valencia
Das Gebäude „Kirchstraße 29“ in Bregenz wird oftmals als das schmalste Haus Europas bezeichnet. Seine Vorderseite misst tatsächlich gerade einmal 57 Zentimeter, was es zu einem echten Hingucker in der historischen Altstadt macht. Im hinteren Bereich weiter sich das Gebäude auf etwa 4 Meter aus. Es wurde in eine winzige Baulücke eingepasst, die zwischen zwei historischen Gebäuden bestand und diente ursprünglich als Lagerraum. In den letzten Jahren wurde es jedoch renoviert – dabei wurden die Gebäude mit den Hausnummern 27 und 29 zusammengelegt. Mittlerweile ist dieses Haus bewohnbar und lediglich seine Fassade erweckt den Eindruck, es handele sich um zwei getrennte Gebäude.
Auch das Haus „La Estrecha“ in Valencia wird oft als das schmalste Haus Europas bezeichnet. Es befindet sich im Stadtteil El Carmen, direkt an der Plaza Lope de Vega, und hat eine Breite von nur 107 Zentimetern an der Vorderseite. Es wird ebenso im hinteren Bereich breiter. Während das Gebäude früher als Wohnraum genutzt wurde, beherbergt es heute eine Bar und ist eher eine Touristenattraktion als ein vollwertiges Wohnhaus.
Die schmalsten Häuser Deutschlands
Von Fürstenwalde, über Kiel, Wolfenbüttel und Eisenach bis nach Bremen führt die Suche nach dem schmalsten Haus Deutschlands. In all diesen deutschen Städten stehen sehr schmale (Wohn-)Häuser, die um den Titel konkurrieren. Wer letztendlich auf Platz 1 steht, lässt sich nur schwer ermitteln. Während zum Beispiel das Haus in Kiel an der Rückseite nur 80 cm breit ist, misst es an der Vorderseite 4,70 Meter. Das als „Schmales Haus von Eisenach“ bekannte Gebäude dagegen hat eine durchgängige Breite von 2,05 Metern und eine Grundfläche von 20 Quadratmetern.
Eine weitere architektonische Besonderheit stellt das sogenannte Eckhaus in Bremen dar. Es befindet sich in der historischen Altstadt und misst an der Vorderseite gerade einmal 2,4 Meter Breite. Auch wenn es nicht das schmalste Haus Deutschland sein sollte, so ist es doch das kleinste. Das Gebäude im Schnoorviertel, einem der ältesten Stadtteile Bremens, bietet in verwinkelten Räumen auf drei Etagen Platz. Trotz der engen Verhältnisse ist das Eckhaus vollständig bewohnbar – und ein beliebtes Fotomotiv für Touristen.
Die schmalen Häuser sind weit mehr als nur architektonische Kuriositäten. Sie symbolisieren den kreativen Umgang mit begrenztem Raum und stehen gleichzeitig für eine bewusste Reduktion. Gerade in Großstädten, wo Bauland knapp und teuer ist, bieten sie eine innovative Lösung für das Wohnraumproblem. Viele Architekten betrachten sie als Herausforderung, die ihre gestalterischen und technischen Fähigkeiten auf die Probe stellt.