Der längste Eisenbahntunnel der Welt entsteht zwischen Turin und Lyon
Mehr Zugverbindungen, kürzere Reisezeiten: Der Mont-d’Ambin-Basistunnel soll das französische und das italienische Bahnnetz miteinander verbinden und Reisenden zahlreiche Vorteile bieten. Er ist nicht der einzige Tunnel, der das Reisen revolutionieren könnte.
Größer, schneller, höher – bei Senkrechtstarter haben wir eine Leidenschaft für Superlative. Daher überrascht es nicht, dass wir nicht nur über die höchsten Gebäude, die schnellsten Züge und die größten Bäume berichten, sondern auch über die längsten Tunnel der Welt. Unsere Liste ist zwar noch aktuell, doch neue Mega-Projekte stehen bereits in den Startlöchern und machen den Rekordhaltern von heute den Titel streitig.
Eine Rekordstrecke, die Berge durchdringt
Besonders spannend ist der Mont-d’Ambin-Basistunnel, der sich derzeit in Planung befindet und zukünftig die Eisenbahnsysteme von Italien und Frankreich miteinander verbinden soll. Mit einer Länge von 57,5 Kilometer wird er um einige hundert Meter länger als der 57,1 Kilometer lange Schweizer Gotthard-Basistunnel, der seit 2016 der längste Eisenbahntunnel der Welt ist.
Dieses Großprojekt ist Teil einer ehrgeizigen Vision: Die 270,8 Kilometer lange Strecke zwischen Turin und Lyon soll die zwei Länder schneller und effizienter miteinander vernetzen. Als Bestandteil des Mittelmeerkorridors und des transeuropäischen Verkehrsnetzes wird der Mont-d’Ambin-Basistunnel eine der neuen Lebensadern des europäischen Bahnverkehrs. Er durchquert die Alpen und bildet das Kernstück des 65 Kilometer langen grenzüberschreitenden Abschnitts.
Mont-d’Ambin-Basistunnel: Vorteile für Passagiere
Ab 2030 sollen die ersten Züge durch diesen Tunnel fahren. Bahnreisende können sich auf eine neue Ära des Reisens freuen: Mit 22 Hochgeschwindigkeitszügen täglich – ein gewaltiger Anstieg im Vergleich zu den bisherigen sechs TGV-Zügen – wird die Strecke deutlich belebter. Noch beeindruckender ist die Reisezeit: Sie wird von 3:47 Stunden auf rasante 1:47 Stunden verkürzt. Zudem entstehen neue Zwischenstopps, die schnelle Routen ermöglichen. Zwischen Mailand und Paris beispielsweise wird die Reisezeit auf viereinhalb Stunden schrumpfen – ein enormer Sprung im europäischen Bahnverkehr.
Ganz ohne Kritik kommt das Bauprojekt jedoch nicht aus. Bemängelt werden einerseits die hohen Baukosten von rund 25 Milliarden Euro, an denen sich die EU mit etwa 40 Prozent beteiligt. Auch der Umweltschutz spielt eine Rolle – Baustellenlärm, Verkehrsaufkommen und die Zerstörung von Naturgebieten rufen Aktivisten auf den Plan.
Der Brenner-Basistunnel: ein Wettlauf um die Krone
Doch der Mont-d’Ambin-Basistunnel wird nicht lange allein an der Spitze stehen. Der Brenner-Basistunnel, der Innsbruck und Südtirol verbindet, soll nämlich auf beeindruckende 64 Kilometer verlängert werden. Das Bauprojekt soll 2032 abgeschlossen sein.
Auch dieses Vorhaben ist auf Kritik gestoßen – mit Kosten von rund 10 Milliarden Euro und langwierigen Diskussionen um die Zufahrtstrassen in Tirol und Bayern hat das Projekt viele Hürden überwinden müssen. Doch nun ist der Weg frei, und in Zukunft werden sowohl Güter- als auch Personenzüge in unter 30 Minuten durch das Herz der Alpen rasen.
Der längste Absenktunnel der Welt: Updates zum Fehmarnbelt-Tunnel
Nicht nur in den Bergen werden Rekorde gebrochen. Unter der Ostsee wächst ein weiteres gigantisches Bauprojekt: der 18 Kilometer lange Fehmarnbelt-Tunnel, der Deutschland und Dänemark unter dem Meer miteinander verbinden und die Reisezeit erheblich verkürzen wird. Statt mit der Fähre 45 Minuten über das Wasser zu fahren, wird man in nur zehn Minuten mit dem Auto oder dem Zug durch den Tunnel rauschen können. Auch die Verbindung von Hamburg nach Kopenhagen wird durch den Tunnel revolutioniert: Die Reisezeit wird sich von fünf auf zweieinhalb Stunden halbieren.
Doch auch dieses Mega-Projekt steht im Kreuzfeuer: Umweltschützer befürchten, dass der Bau den in der Ostsee lebenden Schweinswalen schaden könnte. Proteste und Demonstrationen blieben jedoch erfolglos. Im November 2020 erhielt der Fehmarnbelt-Tunnel grünes Licht, und seit Ende 2021 haben die Bauarbeiten an einem der größten Bauprojekte Europas begonnen. Im Juni 2024 wurde das erste Tunnelelement fertiggestellt, und nun ruhen die ersten Teile des Tunnels sicher auf dem Meeresgrund. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Fehmarnbelt-Tunnel 2029 seine Tore für den Verkehr öffnen.