Kunst am Bau: Innenhof einer Schule verwandelt sich in Swimmingpool
An einer Luzerner Primarschule ist ein Schwimmbecken entstanden – ohne einen Tropfen Wasser. Der neu eröffnete, in strahlendem Blau geflieste Innenhof lädt Kinder zum Spielen und Erwachsene zum Philosophieren ein. Was kann Kunst am Bau bewirken?
Wo sich Kunst und Architektur die Hand geben, können faszinierende Projekte entstehen, die Funktionalität und Ästhetik harmonisch miteinander vereinen. Ein Beispiel dafür ist der jüngst eröffnete „Schoolpool“ in Luzern.
Brüderpaar gewinnt Ideenwettbewerb
Im Schweizer Luzern wurde zwischen 2019 und 2023 die über 100 Jahre alte Primarschule St. Karli saniert und erweitert. Der in die Jahre gekommene Altbau wurde dabei modernisiert und durch einen Neubau nach Plänen der Meletta Strebel Architekten ergänzt. Die beiden Gebäude sind jetzt verbunden durch einen Innenhof – zu dessen Gestaltung im Sommer 2021 ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben wurde.
Sechs Kunstschaffende ließen sich vom Schulgelände inspirieren und entwickelten kreative Entwürfe. Einer von ihnen, Camillo Paravincini, überzeugte die Jury mit seiner Vision und wurde einstimmig zum Sieger gekürt. Die geplante Bodenabsenkung, der Einblick durch die Fenster im Erdgeschoss des Altbaus und die Glasfront des Erweiterungsbaus inspirierten den Künstler, den Innenhof der Schule in ein Schwimmbad zu verwandeln. Gemeinsam mit seinem Architekten-Bruder Giacomo setzte er die Vision seines Entwurfs „Gegen den Strom“ schließlich in die Tat um. Am 7. Juni 2024 wurde der neu designte Raum eröffnet.
Ein Traum in blauen Fliesen
Der Innenhof, rechteckig und von allen Seiten umschlossen, schien förmlich auf die Verwandlung in ein Schwimmbecken zu warten. Um den Traum des „Schoolpools“ zum Leben zu erwecken, ließen die Brüder den Boden und die Wände des Hofes mit hellblauen Kacheln im Stil eines Schwimmbads verfliesen. Diese Kacheln reflektieren das einfallende Sonnenlicht und leiten es über die großen Fenster ins Innere des Gebäudes weiter, wodurch ein fast magischer, blauer Schein den Innenhof durchdringt. Und das Ziel, ihn heller und einladender zu gestalten, wurde vollends erreicht.
Die Bilder des Fotografen Michael Scherer fangen die träumerische und spielerische Atmosphäre des Ortes gekonnt ein. Der Pool-Charakter wird durch bunte Luftballons in Seepferdchen-, Hummer- und Fisch-Form, die zwischen den Kindern umherschweben, noch verstärkt.
Zwischen Design, Nutzen und Funktion
Der „Schoolpool“ punktet nicht nur auf ästhetischer Ebene, sondern hat auch einen praktischen Nutzen. Den Innenhof als Schwimmbecken zu gestalten, ging nämlich mit der ohnehin notwendigen Abdichtung der beiden Schulgebäude einher.
Auch die Funktionen des Innenhofs sind vielseitig: „Dieser neu geschaffene Raum dient verschiedenen sozialen Zwecken, als Pausen- und Rückzugsraum, als Ort für gemeinschaftliche Aktivitäten und als Lern- und Spielraum für die Schülerinnen und Schüler“, erläutert der verantwortliche Künstler Camillo Paravincini auf Instagram. Zudem soll das „Schwimmbecken der Ideen“ die Fantasie der Kinder und Jugendlichen anregen. Die blauen Kacheln lassen sich beispielsweise mit abwaschbarer Kreide als kreative Mal- und Schreibflächen nutzen.
Kunst am Bau – wozu?
Kreativ, originell, funktional – der „Schoolpool“ überzeugt auf ganzer Linie. Dabei ist er das Ergebnis eines staatlichen Ideenwettbewerbs. Ein Argument für die Bedeutung von Kunst am Bau?
Seit dem Beschluss des Deutschen Bundestages im Jahr 1950, bei allen Bundesbauten einen festen Prozentsatz der Bausumme für Kunst zu verwenden, sind im Auftrag des Bundes über 10.000 Kunstwerke entstanden. Viele von ihnen bleiben der Öffentlichkeit allerdings verborgen, da sie sich beispielsweise in Ministerien und Botschaften befinden und daher kaum beachtet werden. Andere sind öffentlich zugänglich, werden jedoch von Kritikern oft nur als bloße Dekoration abgetan – ihr künstlerischer Gehalt bleibt unerkannt.
Vielleicht ist gerade deshalb der „Schoolpool“, das Produkt der brüderlichen Zusammenarbeit eines Künstlers und eines Architekten, eine Besonderheit. Er erfüllt künstlerische Ansprüche und bietet zugleich praktische Funktionen.