Hoch hinaus: Klimafreundlicher Holzbau
Der Klimawandel ist das beherrschende Thema – auch in der Baubranche. Seit langer Zeit wird der Holzbau als eine Alternative gehandelt, welche den CO2-Abdruck von Gebäuden nachhaltig senken könnte. Selbst im Hochhausbau. Doch trotz zahlreicher Leuchtturmprojekte geht die Entwicklung insgesamt noch schleppend voran. Woran liegt's?
In den Kinderschuhen steckt der Holzbau heute nicht mehr. Längst finden sich in aller Welt herausragende Projekte, die ganz oder teilweise aus Holz gefertigt wurden. Zum Beispiel Asiens ersten Holzflughafen in Cebu. Anlass genug um einmal nachzuhaken, was eigentlich aus den Holzbau-Projekten geworden ist, die wir in der Vergangenheit bereits als Senkrechtstarter vorgestellt haben…
Mjosa-Turm ist fertig
Und siehe da: Europas höchstes Holzhochhaus ist nun in Betrieb. Der Mjosa-Turm in Norwegen is im März 2019 fertiggestellt worden. Mit seinen 85,4 Metern überragt der Mjøstårnet – so sein norwegischer Name – das bislang größt Holzhochhaus Europas um 1,4 Meter. Das steht im Öko-Entwicklungsgebiet Seestadt Wien und bietet 25.000 Quadratmeter Gesamtfläche. Bald ziehen auch hier die ersten Mieter ein.
So weit ist der Turm Haut noch nicht: Den planen die Architekten von Studio Framework und vom Büro Team V in Amsterdam. 73 Meter hoch soll er werden. Derzeit befindet er sich im Bau. Im Dezember 2018 war Grundsteinlegung, 2021 sollen die ersten Mieter einziehen.
Holzbau in der Planung
Das Holzhochhaus Carl in Pforzheim sollte an prominenter Stelle entstehen. Peter W. Schmidt Architekten haben das Gebäude als Holz-Hybrid-Haus geplant, das aus Holz, Stahl und Beton besteht. Derzeit befindet sich das Gebäude allerdings immer noch in der Bauplanung.
Ähnlich wie der Timber Tower, den MJMA und Patkau Architects im kanadischen Toronto errichten. Auch dieses Gebäude befindet sich nach mehreren Überarbeitungen der Entwürfe noch in der Bauplanung.
Unmögliche Aufstockung
Ebenfalls nicht viel weitergekommen ist der Architekt Hermann Kamte in Kamerun. Der hatte für die nigerianische Millionenmetropole Lagos die Idee entwickelt, Bestandsgebäude mit Holz-Aufbauten aufzustocken und so zusätzlichen Wohn- und Büroraum zu schaffen. Bislang ist allerdings kein Projekt bekannt geworden, das sich auf diese Kamtes Vorschlag beruft.
Gut möglich, dass dabei auch die Diskussion über die Nachhaltigkeit von Holz eine Rolle spielt. Sicher, Holz als Baustoff bietet aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften gerade im Verbund mit anderen Materialien völlig neue Möglichkeiten für nachhaltige Konstruktionen.
Dabei ist nicht nur der ökologische Wert des Baustoffs entscheidend: Holz bindet klimaschädliches Kohlendioxid. Sondern auch die Prozesse rund um den Holzbau sorgen für Ressourceneffizienz. Viele Holzelemente werden vorgefertigt. Das beschleunigt Bau und Logistik auf der Baustelle. Auch beim Schall- und Brandschutz zeigt Holz gute Werte.
Eine Frage der Zertifizierung
Doch Kritiker sehen den Baustoff skeptisch. Deren Einwand: Zum einen binde er lediglich während der Wachstumsphase CO2 – in der Bau- und Nutzungsphase unterschieden sich seine Eigenschaften dagegen kaum von Beton und anderen Baustoffen. Zum anderen gelte für Holz wie für Grünen Strom: Das Produkt sei vor allem dann nachhaltig, wenn es aus zertifizierter Produktion stamme. Und hier gebe es noch reichlich Nachholbedarf.