
Die ältesten Gebäude der Welt: Architekturen für die Ewigkeit
Sie sind älter als jedes Schriftsystem, trotzen Wind, Wetter und der Zeit: Die ältesten Gebäude der Welt sind Meisterwerke antiker Baukunst – und sie stehen noch heute.
Gebäude aus der Jungsteinzeit. Errichtet ohne Metall, Kräne oder Mörtel. Von Siedlungen in Schottland über ägyptische Monumente bis hin zu megalithischen Tempeln auf Malta – diese Bauwerke sind die Spitzenreiter in Sachen Standhaftigkeit. Und sie erzählen viel über die Kulturen, die sie hervorgebracht haben.
Knap of Howar – das älteste Haus Europas
An der windgepeitschten Küste der Orkney-Insel Papa Westray steht ein unscheinbares Steinhaus. Knap of Howar wurde um 3600 v. Chr. erbaut – und ist damit eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser der Welt.

Zwei Räume, dicke Mauern, niedrige Eingänge. Mehr brauchte es nicht. Die damaligen Bewohner nutzten, was sie hatten: Stein, Erde, Ausdauer. Entdeckt wurde das vermutlich älteste Haus Europas 1929. Seine Ausgrabung wurde in einem Stummfilm dokumentiert. Heute gibt das Bauwerk Archäologen Einblick in ein Leben vor 5600 Jahren. So konnte beispielsweise ermittelt werden, dass die damaligen Bewohner Rinder, Schafe und Schweine hielten.
Skara Brae – prähistorischer Wohnkomfort
Skara Brae, ebenfalls auf den Orkneys gelegen, ist eine komplette Siedlung aus der Zeit um 3180 v. Chr. Die Gebäude sind tief in die Erde eingelassen, mit Verbindungen untereinander. In den Räumen stehen noch heute Betten, Regale, Feuerstellen – alles aus Stein.

Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Skara Brae gilt als die am besten erhaltene Siedlung der Jungsteinzeit in Europa. Sie zeigt, wie gut organisiert prähistorisches Leben war – hier wurde gelebt, gekocht, geschlafen, gebaut.
Die Ġgantija-Tempel – Maltas Megalith-Mysterium
Megalith heißt wörtlich: großer Stein. Und groß ist bei Ġgantija untertrieben. Manche Blöcke wiegen mehr als 50 Tonnen – bewegt ohne Rad oder Metall.

Erbaut wurden die Ġgantija-Tempel auf Gozo, einer Nachbarinsel Maltas, zwischen 3600 und 3200 v. Chr. Sie dienten vermutlich religiösen Zwecken. Ein Weltkulturerbe, das zeigt: Die ältesten Bauwerke der Menschheit waren auch Kultstätten. Über die Ġgantija-Tempel wird sich sogar eine Legende erzählt. Angeblich hat eine Riesin in einer einzigen Nacht das Bauwerk errichtet – während sie ihr Kind auf dem Arm hielt.
Newgrange – Irlands kosmisches Grab
Newgrange ist nicht nur alt – es ist astronomisch präzise. Um 3200 v. Chr. erbaut, besteht es aus einem Erdhügel mit einem langen Gang, der zu einer inneren Kammer führt.

Zur Wintersonnenwende passiert ein Wunder: Das Licht der aufgehenden Sonne fällt exakt in die Kammer. Allerdings nur für wenige Minuten. Wer das plant, muss den Himmel genau kennen. Und den Naturkalender. Newgrange war Grab, Sternwarte und Kultstätte zugleich und ist 1933 zum Weltkulturerbe erklärt worden.
Die Pyramiden von Gizeh – Weltwunder aus Kalkstein
Die Cheops-Pyramide, die älteste und größte der Pyramiden von Gizeh, war einst 146 Meter hoch – und ist bis heute eines der bekanntesten Bauwerke der Welt. Erbaut um 2560 v. Chr., ist sie das einzige erhaltene der Sieben Weltwunder der Antike.

Zusammen mit den benachbarten Pyramiden von Chephren und Mykerinos bilden sie das Herz der Nekropole von Gizeh, die perfekte nach den Sternen ausgerichtet wurden. Historische Architektur in Reinform – und bis heute ein Rätsel, wie das alles möglich war. Vielleicht mithilfe eines hydraulischen Aufzugs?
Stufenpyramide von Djoser – der Anfang aller Pyramiden
Lange vor Cheops stand bereits eine andere Pyramide in der ägyptischen Wüste: die Stufenpyramide von Djoser. Sie wurde um 2650 v. Chr. unter der 3. Dynastie errichtet und gilt als die älteste Pyramide der Welt.

Der Architekt Imhotep, der später als Gott verehrt wurde, stapelte Mastaba-artige Strukturen zu einer sechsstufigen Pyramide. Zur Erklärung: Eine Mastaba ist ein rechteckiger Bau mit flachem Dach und schräg abfallenden Seitenwänden, meist aus Lehmziegeln oder später auch aus Stein. Mit einer Höhe von rund 60 Metern war die Stufenpyramide von Djoser das erste Monumentalgebäude aus Stein weltweit. Sie markiert den Beginn der altägyptischen Pyramidenarchitektur – und ist bis heute gut erhalten.
Barnenez – Frankreichs steinernes Monument
4800 v. Chr. – so alt ist das Hügelgrab von Barnenez in der Bretagne. Damit ist es sogar älter als Stonehenge oder die ägyptischen Pyramiden.

Der Cairn ist ein Grabhügel aus gestapelten Steinplatten, mit mehreren Kammern im Inneren. Rund 70 Meter lang, bis zu 8 Meter hoch. Wer ihn betritt, fühlt sich in die Frühgeschichte zurückversetzt – in eine Welt, die noch an Ahnen glaubte und für sie baute.
Çatalhöyük – Stadtleben vor 9000 Jahren
Im Süden der heutigen Türkei liegt eine der ältesten bekannten Siedlungen der Menschheit: Çatalhöyük. Errichtet ab etwa 7100 v. Chr. besteht die Siedlung aus Lehmziegelhäusern, dicht an dicht gebaut – ohne Straßen. Der Zugang erfolgte über Leitern durchs Dach.

Gemeinschaftliches Leben, Wandmalereien, Hausaltäre, ja sogar Bestattungen unter dem Wohnraum: Die Architektur von Çatalhöyük zeigt, dass urbanes Leben und spirituelle Praxis schon vor mehr als 9000 Jahren tief miteinander verbunden waren. Ein beeindruckendes Zeugnis der frühen Menschheitsgeschichte – und vielleicht das älteste „Gebäudeensemble“ der Welt.