Standard Hotel New York: Mit Kunst im Fahrstuhl
Hohe Kunst: Die Aufzüge im New Yorker Standard Hotel sind mit Videoinstallationen von Marco Brambilla ausgestattet. Die Bloggerin Claire Beermann traf den italienischen Künstler zum Interview.
Während man in den 18. Stock rast, darf man die auf glänzenden Bildschirmen dargebotene, aus kunterbunter Videocollage zusammengebastelte Fahrt von der Hölle in den Himmel oder alternativ einen rasanten Flug durch eine popkünstlerisch dekorierte Doppelhelix genießen. Das klingt abstrakt und völlig unverständlich und ist es wahrscheinlich auch, deshalb sei allen künftigen New-York-Touristen ausdrücklich empfohlen, einmal im Standard Hotel vorbeizuschauen, dort keinen Bagel oder Orangensaft einzunehmen, sondern direkt in den Fahrstuhl zu steigen und Brambillas Kunstwerke selbst live und Farbe zu erleben.
(Autorin: Claire Beermann, Quelle: cestclairette.com)
Wir präsentieren einen Auszug aus einem Interview, das Claire Beermann mit Marco Brambilla führte. Das komplette Gespräch ist auf dem Blog cestclairette.com zu lesen.
Clairette: Herr Brambilla, Ihre Arbeit „Civilization“ ist seit 2009 in den Aufzügen des New Yorker Standard Hotels zu sehen. Welche Herausforderungen stellen sich bei der Kunstinstallation in einem Hotel?
Marco Brambilla: Jedes Mal, wenn ich an einer Installation für ein Gebäude wie beispielsweise ein Hotel oder eine private Wohnanlage arbeite, lasse ich mich dabei vor allem von den ortsspezifischen Gegebenheiten beeinflussen. Die Video-Installation „Civilization“ habe ich 2008 ursprünglich für eine Ausstellung in der Christopher Grimes Gallery in Los Angeles gemacht. Der Besitzer des Standard hat die Arbeit dann gekauft, um sie in seinem Hotel in New York auszustellen. Dort haben wir zunächst im ganzen Haus nach einem passenden Raum für das Stück gesucht. Für den Fahrstuhl musste die Installation speziell formatiert werden, was nicht ganz einfach zu bewerkstelligen war. Aber ich finde, die Arbeit hat sich gelohnt: das Thema des Aufstiegs von der Hölle in den Himmel – und umgekehrt, je nachdem, ob man nach oben oder nach unten fährt – ergibt in einem Aufzug schließlich am meisten Sinn.
Kunst im Hotelfahrstuhl – kommt das nicht eigentlich einer Degradierung Ihrer Arbeit gleich?
Das würde ich so nicht sagen. Im Falle des Standard-Hotels verstehe ich die Idee viel mehr als einen satirischen Kommentar: der Meatpacking District, wo das Hotel liegt, erinnert mich nämlich auch gelegentlich an die Hölle (lacht)! Diese Gegend ist unglaublich anstrengend, ein Ort der ständigen Reizüberflutung. Ein Fahrstuhl ist dagegen eigentlich ein stiller Raum, zugleich ein Ort der Gedrängtheit und Enge. Die Installation in eben diesem Stadtteil und diesem Rahmen auszustellen sorgt für einen Kontrast, den ich sehr spannend finde. Generell arbeite ich aber ohnehin nur mit Klienten zusammen, die meine künstlerische Tonalität verstehen und mir deshalb größtmögliche Freiheit gewähren. Die wissen vorher schon, dass ich gerne mit satirischen und ironischen Elementen spiele. Die Video-Fahrt von der Hölle in den Himmel im Aufzug zu zeigen hat auch etwas Spielerisches – und gerade das macht das Werk in eben diesem Kontext so interessant.