Coop Himmelb(l)au plant in St. Petersburg extravagantes Eishockey-Stadion
Das Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au gestaltet das neue Eishockey-Stadion im russischen St. Petersburg. Anfang April hat das Büro den Zuschlag für den Auftrag erhalten. Das Stadion soll bis zur Eishockey-WM der Herren 2023 fertig werden.
Noch während die Vorbereitungen für die diesjährige Eishockey-Weltmeisterschaft in Riga in Lettland laufen, plant Russland schon die nächste WM in zwei Jahren. Im Süden der russischen Millionenstadt entsteht das neue Eishockey-Stadion nach den Entwürfen von Coop Himmelb(l)au. Die „SKA Arena“ soll 21.500 bis 23.000 Zuschauern Platz bieten. Nach der WM soll der örtliche Eishockeyklubs SKA St. Petersburg in der Arena spielen.
Coop Himmelb(l)au setzte sich gegen renommierte Architektur-Büros durch
Coop Himmelb(l)au ist ein international tätiges, avantgardistisches Architekturbüro. Das in Deutschland bekannteste Projekt ist das Gebäude der europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main. Wegen seiner extravaganten Entwürfe hat Russland Coop Himmelb(l)au direkt zum Wettbewerb eingeladen. Nach Medienberichten nahmen daran auch Asymptote Architecture aus den USA, Seppo Mäntylä aus Finnland sowie Semzow, Kondiajn und Partner aus Russland teil.
Mit ihrem Entwurf für das Stadion orientieren sich die Wiener Architekten nach eigenen Angaben an der russischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. So nehmen sie etwa an der Fassade das „Monument für die Dritte Internationale“ des russischen Architekten Wladimir Tatlins von 1919 auf. Im Park, der das Stadion umgeben soll, finden sich Verweise auf die Zeichnung „Der neue Mann“, die der Künstler El Lissitzkys 1923 schuf. Außerdem zitieren die Architekten Figuren des russischen Eiskunstläufers Nikolai Alexandrowitsch Panin-Kolomenkin.
Die WM darf stattfinden
Doch das Projekt sorgt nicht nur wegen seiner Gestaltung für Aufregung. Denn die WM in Russland ist von einigen Querelen umschattet. Das Turnier wurde beim jährlichen Kongress der Internationalen Eishockey-Föderation 2019 vergeben. Kurz darauf empfahl die Welt-Anti-Doping-Agentur, Russland wegen massiven Dopings für vier Jahre aus der internationalen Sportgemeinschaft zu verbannen. Das Internationale Sportschiedsgericht in Lausanne reduzierte das Strafmaß später so, dass die Spiele weiterhin stattfinden dürfen.
Für weitere Aufregung sorgt der Bauherr, der Baukonzern Stroytransgaz: Das Unternehmen betreut auch andere Bauvorhaben, unter anderem auf der von Russland besetzten Krim. In der Krim-Hafenstadt Sewastopol plant der Baukonzern ein Operngebäude, das ebenfalls von Coop Himmelb(l)au entworfen werden soll. Weil die Annexion der Krim durch Russland international scharf kritisiert wird, haben die österreichischen Behörden geprüft, ob das Wiener Architekturbüro gegen EU-Sanktionen verstößt.