Gedachte Linie – die gescheiterte Idee der Porta Alpina
Die Porta Alpina ist der längste Aufzug Europas – den es gar nicht gibt. Vor allem aber erzählt die Porta Alpina von der utopischen Idee, per Lift nicht nur Gebäude, sondern Landschaften, ja Landesteile zu erschließen. Tatsächlich hätte dieser Alpenaufzug eine ganze Region wieder angehängt. Das Bündner Surselva, das nicht unbedingt dicht, aber doch besiedelte Vorderrheintal, wäre kaum eine Zugstunde mehr weg von Zürich gewesen. Eben noch Peripherie, hätten die Alpenweiler hinter dem Oberalppass so beinahe zum Villenvorort getaugt.
Der Aufzug im Berg
Doch zunächst die ganze Geschichte. Seit 1999 wurde am neuen Gotthard-Basistunnel gebaut. Die 57 Kilometer lange Untertunnelung der Alpen sollte ein Nadelöhr des europäischen Bahnverkehrs aufheben: den alten Gotthardtunnel mit seinen steilen, nur langsam zu befahrenden Rampen.
Für den Bau des Tunnels wurden drei Versorgungsstollen senkrecht in das Alpenhauptmassiv getrieben, der Mittlere bohrt sich vom rund 1400 Meter hoch gelegenen Weiler Sedrun in die Tiefe. Und brachte Touristiker und Lokalpolitiker auf eine Idee: Warum nicht ein Zughalt mitten im Gotthard-Basistunnel, eine Haltestelle mit einem Aufzug nebendran. Aus dem Zug in den Lift und hinauf in die Berge. So sah das ganze dann im PR-Video aus:
Inhalt erfordert Cookie-Zustimmung
Um Videos von Drittanbietern wie YouTube oder Vimeo aufrufen zu können, müssen Sie das Setzen von Cookies der Kategorie "Externe Medien" erlauben.
Pläne wurden geschmiedet. Und tatsächlich, um das Jahr 2005, auch ökonomisch und ingenieurstechnisch durchkalkuliert. 50 Millionen Schweizer Franken hätte der rund 800 Meter lange Aufzug kosten sollen. Und weil wir hier in der Schweiz sind, gab es am 21. Februar 2006 einen Volksentscheid der Graubündener Bürger über den Kantonanteil am bald Porta Alpina, Tor zu den Alpen genannten Projekt. Mit einer Zustimmung von 71 Prozent ging dieser Aufzug durch die Decke.
Schattenbahnhof unter den Alpen
Inzwischen: Die Zeiten ändern sich. Und nach mehreren Verzögerungen wurde die Porta Alpina am 16. Mai 2012 endgültig zu den Akten gelegt. Zu exzentrisch sei das Vorhaben, zudem war nicht abschließend zu klären in wie weit der Regelzugverkehr im Gotthard-Basistunnel beeinflusst worden wäre. Geblieben ist ein Schattenbahnhof mitten unter den Alpen, eine Aussparung für den Porta-Alpina-Halt, der in nicht ganz so weiser Vorraussicht schon 2006 in den Berg gesprengt worden war. Realisiert wurde die Porta Alpina inde trotzdem: Im Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt, im Maßstab 1:87. Aber das ist, zugegeben, nur ein Modell(bahn)versuch.