Collini Hochhaus in Mannheim bekommt Gesellschaft
Seit 45 Jahren zählt das Collini Hochhaus in Mannheim zu den höchsten Gebäuden Baden-Württembergs. Städtebaulich lag es jedoch zunehmend isoliert. Die neuen Nachbarn wollen dem Areal nun mit vier Ergänzungsbauten neue Impulse geben.
In der Neckarstadt-Ost stehen die Zeichen auf Erneuerung. Seinerzeit im Zuge der Bundesgartenschau 1975 entwickelt, stellt das Collini Center zunehmend eine Hypothek für Mannheim dar. Während der 95 Meter hohe Wohnturm bei seinen Bewohnern beliebt ist, ist der Rest längst umstritten.
Architekt Karl Schmucker entwarf den hohen Wohn- und den niedrigeren Büroturm samt zweistöckiger Passage seinerzeit im Stil des Brutalismus. Und der wird heute landauf, landab heiß diskutiert. Die einen nennen seine rohen, heute oft verwitterten und vermoosten Betonfassaden eine Zumutung, die anderen streichen seine architekturhistorische Bedeutung heraus und setzen sich für den Erhalt maroder Bauwerke ein. So zum Beispiel aktuell in Berlin.
Mannheim geht einen anderen Weg: Nachdem die technischen Ämter Mannheims aus dem Büroturm ausgezogen sind, soll er Neubauten weichen. Das Konzept der Stadt im Haus sei gescheitert, ist auf der Website der Verwaltung zu lesen. Ladengeschäfte hätten in den Passagen nie richtig Fuß fassen können.
Eine weitere gescheiterte städtebauliche Utopie. Denn dem Leerstand folgt der Verfall des Umfelds meist auf dem Fuße. So auch hier. Um dem Areal neue städtebauliche Impulse zu geben, hat die Stadt deshalb einen Investorenwettbewerb ausgeschrieben. Bei dem stand nicht der höchste Preis, sondern das überzeugendste Gesamtkonzept im Fokus.
Collini Hochhaus in Mannheim als Teil eines Ensembles
Durchgesetzt hat sich in diesem Wettbewerb nun die Deutsche Wohnwert GmbH. Sie will das Collini Areal räumlich vollständig neu ordnen und dem Collini Hochhaus in Mannheim vier neue Nachbarn spendieren. So wird es möglich, den öffentlichen Raum mit Wegen, Ruhezonen und Grünanlagen zwischen den Gebäuden neu zu ordnen.
Für das Konzept zeichnet die SINAI Gesellschaft für Landschaftsarchitekten verantwortlich. Das Mischkonzept für die vier neuen Gebäude sieht 231 Wohneinheiten sowie Gewerbeflächen auf 17.620 Quadratmeter vor.
Dabei zeigen die Entwürfe in Höhe und Fassaden individualisierte Gebäudekörper, die den Collini-Turm kontextualisieren. Aus dem wuchtigen Solitär, der die Höhenlinie dominiert, soll so ein Teamplayer werden, der sich in die Silhouette des neuen Quartiers fügt und doch als Individualist erkennbar bleibt.
Es wird spannend zu sehen sein, wie die Umsetzung gelingt, könnte sie doch als Blaupause dafür dienen, auch andere brutalistische Klötze wieder ins Stadtbild einzubinden und so zu erhalten. Aus Rotterdam weiß man bereits, dass daraus spannende, neue Architektur entstehen kann.